Doris Schäfer-Noske: "Das Bauhaus kommt aus Weimar" – so lautete der Slogan der Image-Kampagne, den die Klassik-Stiftung 2009 zum 90. Bauhaus-Jubiläum gestartet hat. Weimar ist eine wichtige Bauhaus-Stadt, war die Botschaft, die sich in den Köpfen der Politiker festsetzte und ihre Wirkung zeigt. Obwohl Weimar nur eine kleine Bauhaus-Sammlung hat, bekommt die Stadt nämlich ein Bauhaus-Museum – finanziert mit Mitteln des Bundes und des Landes Thüringen.
Und Dessau? – Das Bauhaus Dessau ist weltberühmt und zählt zum Welterbe der UNESCO. Die historische Sammlung ist die zweitgrößte der Welt und vor einem Jahr hat die Stadt noch beschlossen und verkündet, dass Dessau auch ein Bauhaus-Museum kriegt. Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt arbeitete also Museumspläne aus, doch dann kam die Absage von Bund und Land – Begründung: Es fehle das Geld. – Frage an den Dessauer Bauhaus-Direktor: Herr Oswalt, Weimar bekommt ein Museum, Dessau nicht. Ist das denn gerecht?
Philipp Oswalt: Das liegt nicht an mir, das zu beurteilen. Ich denke, es ist gut, dass in Weimar was passiert, dass dort das Bauhaus stärker präsentiert wird, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass in Dessau der Bedarf mindestens genauso dringend ist. Wir haben die zweitgrößte Sammlung und wir haben die ganzen Bauhaus-Bauten in Dessau. Die Besucher erwarten, dass sie auch die Sammlung sehen können, was bislang nicht der Fall ist.
Schäfer-Noske: Was entgegnen Sie denn jetzt den Bundespolitikern, die sagen, wir brauchen doch keine zwei Bauhaus-Museen in Deutschland?
Oswalt: Das muss letztendlich die Politik selber beantworten. Es ist so, dass in Dessau, muss man natürlich auch sagen, in der Vergangenheit nicht so eine Betonung auf der Vermittlung des Erbes lag. Ich bin ja erst seit zweieinhalb Jahren im Amt und sehe eigentlich, was die Besucher von uns erwarten, und das muss man adressieren, weil sie kommen halt auch zu uns.
Schäfer-Noske: Dabei hatte ja auch schon das Blaubuch der kulturellen Leuchttürme 2006 von Dessau eine Bauhaus-Daueraustellung gefordert. Was machen Sie denn jetzt? Gibt es einen Museumsplan B?
Oswalt: Es ist so: Wir hatten seit über zwei Jahren, die Stiftung und die Stadt gemeinsam, um diese Frage gekämpft. Das Land hat durchaus eingeräumt, dass bis zum Jahr 2019 hier eine Lösung gefunden werden muss, dass es Ausstellungsflächen braucht. Was das dann im Konkreten heißen soll, muss nun in den nächsten Monaten geklärt werden.
Schäfer-Noske: 2019, sagen Sie. Das ist ja das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum. Davor ist ja dann noch das Luther-Jahr 2017, und darauf scheint man ja auch großen Wert zu legen, dass man dort einiges plant.
Oswalt: Ja das Luther-Jahr ist Wittenberg und Eisleben primär und Mansfeld. Ich denke, dass man für dieses Luther-Jubiläum viel erreicht hat, und ich hoffe halt, dass dieses kulturelle Engagement, was für das Reformationsjubiläum möglich ist, ein bisschen auch fürs Bauhaus-Jubiläum möglich wird.
Schäfer-Noske: Wie soll denn Dessau Ihrer Meinung nach das Bauhaus-Jubiläum 2019 begehen?
Oswalt: Wir haben sogar noch ein Jubiläum davor: 2016; das ist 90 Jahre Bauhaus Dessau. Das Interessante an Dessau ist, dass in dieser Phase das Bauhaus nicht nur besonders erblüht ist, also eigentlich der Großteil auch der bekannten Produkte des Bauhauses aus dieser Phase kommen, sondern dass das auch die Phase ist, in der das Bauhaus in die Gesellschaft hineingewirkt hat. Es hat angefangen zu bauen, es hat mit der Industrie kooperiert, es hat mit verschiedenen Kulturinstitutionen, mit dem Theater gearbeitet – man kennt ja zum Beispiel "Bilder einer Ausstellung" mit dem Bühnenbild von Kandinsky -, und das ist eine Geschichte, die kann man auch nur in Dessau erzählen. Insofern ist es wichtig, dass man die Bauhaus-Bauten entwickelt, dass man dort diese Geschichten erzählt und in dem hoffentlich zukünftigen Museum auch diese Verknüpfungen deutlich macht.
Schäfer-Noske: Wo könnte denn das neue Museum reinkommen? Muss es unbedingt ein Neubau sein, oder könnte es vielleicht auch ein leer stehender Altbau sein?
Oswalt: Nun, es gab im Herbst jetzt Überlegungen sowohl des Bundes, als auch des Landes, dass man die Sammlung eventuell in den historischen Bauhaus-Bauten präsentieren könnte. Das geht nicht so, die Bauten sind Denkmäler und sie sind nicht isoliert, das haben wir inzwischen begutachten lassen. Das sieht auch die Landesdenkmalpflege so. Das heißt, in den Bauhaus-Bauten selber kann man das Kunstgut nicht ausstellen.
Andere sinnvolle Bestandsbauten sehe ich im Moment nicht. Es ist wichtig, dass es im Umfeld des Bauhauses und des Ensembles der Meisterhäuser passiert, und da muss das verfügbar gemacht werden.
Schäfer-Noske: Das heißt, Sie setzen sich weiter für einen Neubau ein. Wie wollen Sie da den Bund und das Land überzeugen?
Oswalt: Wir können für die Idee nur werben. Ich denke an sich, von Leuten von außerhalb wird das auch eigentlich immer verstanden, warum wir das für so wichtig halten und dass hier das Bauhaus weder gegenüber Luther, noch gegenüber Weimar hinten anstehen kann. Wir versuchen, überzeugende Konzepte vorzulegen, und die Politik wird das entscheiden müssen.
Schäfer-Noske: Und Sie hoffen, dass nicht immer einer gegen den anderen ausgespielt wird, weil den Eindruck hat man ja schon: Bekommt es Weimar, bekommt es nicht Dessau, und das Land braucht Geld für Luther, also dann eben nicht für Bauhaus oder so.
Oswalt: Ich glaube, das ist ganz wichtig, das ist, glaube ich, aber auch allen ganz wichtig, dass man es nicht gegeneinander ausspielt. Es gibt ja den Bauhaus-Verbund Berlin-Dessau-Weimar, und da ist auch das gemeinsame Verständnis, dass es diese Einrichtung in allen drei Städten braucht. Auch habe ich ein sehr gutes Verhältnis mit Stefan Rhein von den Luther-Gedenkstätten, wo wir auch ein gemeinsames Ausstellungsprojekt im Rahmen der Luther-Dekade planen. Es ist aber einfach notwendig, dass man dem dringenden Bedarf, der in Dessau vorhanden ist für das Bauhaus-Erbe, dass man dem einfach Rechnung zollt, und man muss eben halt auch sehen, dass die Sachen jetzt allmählich auf den Weg gebracht werden müssen, weil das Jubiläum dann doch bald da ist.
Schäfer-Noske: Wie viele Bauhaus-Museen braucht Deutschland? – Das war der Dessauer Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt im Gespräch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Und Dessau? – Das Bauhaus Dessau ist weltberühmt und zählt zum Welterbe der UNESCO. Die historische Sammlung ist die zweitgrößte der Welt und vor einem Jahr hat die Stadt noch beschlossen und verkündet, dass Dessau auch ein Bauhaus-Museum kriegt. Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt arbeitete also Museumspläne aus, doch dann kam die Absage von Bund und Land – Begründung: Es fehle das Geld. – Frage an den Dessauer Bauhaus-Direktor: Herr Oswalt, Weimar bekommt ein Museum, Dessau nicht. Ist das denn gerecht?
Philipp Oswalt: Das liegt nicht an mir, das zu beurteilen. Ich denke, es ist gut, dass in Weimar was passiert, dass dort das Bauhaus stärker präsentiert wird, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass in Dessau der Bedarf mindestens genauso dringend ist. Wir haben die zweitgrößte Sammlung und wir haben die ganzen Bauhaus-Bauten in Dessau. Die Besucher erwarten, dass sie auch die Sammlung sehen können, was bislang nicht der Fall ist.
Schäfer-Noske: Was entgegnen Sie denn jetzt den Bundespolitikern, die sagen, wir brauchen doch keine zwei Bauhaus-Museen in Deutschland?
Oswalt: Das muss letztendlich die Politik selber beantworten. Es ist so, dass in Dessau, muss man natürlich auch sagen, in der Vergangenheit nicht so eine Betonung auf der Vermittlung des Erbes lag. Ich bin ja erst seit zweieinhalb Jahren im Amt und sehe eigentlich, was die Besucher von uns erwarten, und das muss man adressieren, weil sie kommen halt auch zu uns.
Schäfer-Noske: Dabei hatte ja auch schon das Blaubuch der kulturellen Leuchttürme 2006 von Dessau eine Bauhaus-Daueraustellung gefordert. Was machen Sie denn jetzt? Gibt es einen Museumsplan B?
Oswalt: Es ist so: Wir hatten seit über zwei Jahren, die Stiftung und die Stadt gemeinsam, um diese Frage gekämpft. Das Land hat durchaus eingeräumt, dass bis zum Jahr 2019 hier eine Lösung gefunden werden muss, dass es Ausstellungsflächen braucht. Was das dann im Konkreten heißen soll, muss nun in den nächsten Monaten geklärt werden.
Schäfer-Noske: 2019, sagen Sie. Das ist ja das 100-jährige Bauhaus-Jubiläum. Davor ist ja dann noch das Luther-Jahr 2017, und darauf scheint man ja auch großen Wert zu legen, dass man dort einiges plant.
Oswalt: Ja das Luther-Jahr ist Wittenberg und Eisleben primär und Mansfeld. Ich denke, dass man für dieses Luther-Jubiläum viel erreicht hat, und ich hoffe halt, dass dieses kulturelle Engagement, was für das Reformationsjubiläum möglich ist, ein bisschen auch fürs Bauhaus-Jubiläum möglich wird.
Schäfer-Noske: Wie soll denn Dessau Ihrer Meinung nach das Bauhaus-Jubiläum 2019 begehen?
Oswalt: Wir haben sogar noch ein Jubiläum davor: 2016; das ist 90 Jahre Bauhaus Dessau. Das Interessante an Dessau ist, dass in dieser Phase das Bauhaus nicht nur besonders erblüht ist, also eigentlich der Großteil auch der bekannten Produkte des Bauhauses aus dieser Phase kommen, sondern dass das auch die Phase ist, in der das Bauhaus in die Gesellschaft hineingewirkt hat. Es hat angefangen zu bauen, es hat mit der Industrie kooperiert, es hat mit verschiedenen Kulturinstitutionen, mit dem Theater gearbeitet – man kennt ja zum Beispiel "Bilder einer Ausstellung" mit dem Bühnenbild von Kandinsky -, und das ist eine Geschichte, die kann man auch nur in Dessau erzählen. Insofern ist es wichtig, dass man die Bauhaus-Bauten entwickelt, dass man dort diese Geschichten erzählt und in dem hoffentlich zukünftigen Museum auch diese Verknüpfungen deutlich macht.
Schäfer-Noske: Wo könnte denn das neue Museum reinkommen? Muss es unbedingt ein Neubau sein, oder könnte es vielleicht auch ein leer stehender Altbau sein?
Oswalt: Nun, es gab im Herbst jetzt Überlegungen sowohl des Bundes, als auch des Landes, dass man die Sammlung eventuell in den historischen Bauhaus-Bauten präsentieren könnte. Das geht nicht so, die Bauten sind Denkmäler und sie sind nicht isoliert, das haben wir inzwischen begutachten lassen. Das sieht auch die Landesdenkmalpflege so. Das heißt, in den Bauhaus-Bauten selber kann man das Kunstgut nicht ausstellen.
Andere sinnvolle Bestandsbauten sehe ich im Moment nicht. Es ist wichtig, dass es im Umfeld des Bauhauses und des Ensembles der Meisterhäuser passiert, und da muss das verfügbar gemacht werden.
Schäfer-Noske: Das heißt, Sie setzen sich weiter für einen Neubau ein. Wie wollen Sie da den Bund und das Land überzeugen?
Oswalt: Wir können für die Idee nur werben. Ich denke an sich, von Leuten von außerhalb wird das auch eigentlich immer verstanden, warum wir das für so wichtig halten und dass hier das Bauhaus weder gegenüber Luther, noch gegenüber Weimar hinten anstehen kann. Wir versuchen, überzeugende Konzepte vorzulegen, und die Politik wird das entscheiden müssen.
Schäfer-Noske: Und Sie hoffen, dass nicht immer einer gegen den anderen ausgespielt wird, weil den Eindruck hat man ja schon: Bekommt es Weimar, bekommt es nicht Dessau, und das Land braucht Geld für Luther, also dann eben nicht für Bauhaus oder so.
Oswalt: Ich glaube, das ist ganz wichtig, das ist, glaube ich, aber auch allen ganz wichtig, dass man es nicht gegeneinander ausspielt. Es gibt ja den Bauhaus-Verbund Berlin-Dessau-Weimar, und da ist auch das gemeinsame Verständnis, dass es diese Einrichtung in allen drei Städten braucht. Auch habe ich ein sehr gutes Verhältnis mit Stefan Rhein von den Luther-Gedenkstätten, wo wir auch ein gemeinsames Ausstellungsprojekt im Rahmen der Luther-Dekade planen. Es ist aber einfach notwendig, dass man dem dringenden Bedarf, der in Dessau vorhanden ist für das Bauhaus-Erbe, dass man dem einfach Rechnung zollt, und man muss eben halt auch sehen, dass die Sachen jetzt allmählich auf den Weg gebracht werden müssen, weil das Jubiläum dann doch bald da ist.
Schäfer-Noske: Wie viele Bauhaus-Museen braucht Deutschland? – Das war der Dessauer Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt im Gespräch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.