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Wie war die Resonanz und was waren Trends?

Kongresse, wie die Online-Educa in Berlin gelten als Trend- Barometer künftiger Lehr- und Lernmethoden und sind gekoppelt mit Messen, auf denen die „Hardware“ oft gleich ausprobiert werden kann. In Berlin diskutierten vier Tage lang 1890 Teilnehmer über technologisch gestützte Aus- und Weiterbildung.

Von Wolfgang Noelke |
    Wenn Cindy Thunack ihren Tag beginnt, schaltet sie den Computer ein und klickt sie sich durch den virtuellen Studienplan ihres 5. Semesters „Medieninformatik“ der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Auf dem Server findet sie nicht nur ihren Terminkalender, sondern ihre Unterlagen zur Vorbereitung der nächsten Vorlesung – und diese Unterlagen bleiben auch noch so lange auf dem Server, bis die Studentin sie wieder benötigt zur Vorbereitung auf die Prüfung:

    " Der e-campus ist einfach die Schnittstelle zwischen den Dozenten und den Studenten. Dozenten stellen uns Lehrmaterialien zur Verfügung, Studenten stellen ihre fertigen Übungen zur Verfügung, den Dozenten! Es ist eine Austauschplattform: wir haben Chats, wir haben Foren, wir müssen unsere Vorlesungen über „e-campus“ buchen. Es ist einfach die Schnittstelle zur Uni. "

    Diese Schnittstelle „e-campus“ ist nicht mehr entfernt vergleichbar mit den ersten Experimenten des virtuellen Campus vor vielen Jahren: Keine billige Webcam überträgt hier Vorlesungen, auf denen ein stecknadelkopfgroßer Dozent Unverständliches in den halligen Hörsaal verkündet. Fernsehtauglich aufbereitete wissenschaftliche Videos ergänzen die Vorlesung, sollen sie aber nicht ersetzen sagt Deborah Weber Wulff, Professorin für Medieninformatik:

    „Den Einsatz von Video oder Audio nur zum Spaß: Das bringts nicht! Sondern wir müssen tatsächlich gucken: Was gibt es für Einsatzmöglichkeiten, wo es wichtig ist. Habe ich einen Campus zum Beispiel in Blankenburg und einen in Karlshorst, wie es bei unserer Hochschule der Fall ist, dann ist es ein bisschen ungünstig, hin- und herzufahren nur für eine Vorlesung. Dann bietet sich hervorragend an, dass wir mit Videokonferenz eine Übertragung hinkriegen. Oder aber, wenn wir in der Weiterbildung die Frage sehen: Wenn ich tatsächlich mal die Vorlesung sehen kann, Samstagabends, weil das die Uhrzeit ist, wo ich Zeit habe, die Vorlesung zu sehen. Es ist ein bisschen blöde, weil ich keine Fragen stellen kann. Die muss ich im Forum stellen und warten, bis der Professor oder die Professorin antwortet. Aber es kann auch andere Lehr-Szenarien ermöglichen, die sonst nicht machbar sind. "

    ...die beispielsweise den Frust zu vermeiden helfen, der manche Studenten bei Präsenzveranstaltungen trifft. Dort herrscht oft Platzmangel. Daniela Lücke erstellt mit Kollegen aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und NRW eine Lösung für das Maschinenbaustudium:

    " Das ist das virtuelle Labor. In der Regel werden dort Studierende in den Präsenzphasen in ein Labor geleitet, wo halt drei Maschinen stehen und dann sind fünfzehn Studierende um die Maschinen drumherum und können sich aus der Ferne die Maschinen angucken und das war’s. Mit dem virtuellen Labor zum Beispiel haben sie aber die Möglichkeit, vorher oder nachher konkret zu üben, wie diese Prüfung funktioniert, um dann is Labor zu gehen und zu sagen: Es ist ja genau so in dem Labor, wie im virtuellen Labor und jetzt bin ich schon um eine Erfahrung reicher geworden oder in kann im Nachhinein noch mal Sachen überarbeiten. Wenn ich zum Beispiel krank war, weil nicht jeder kann zum Beispiel in den Präsenzphasen teilnehmen. Das ist eine Lücke, die man damit schließen kann.“

    Auch viele andere Lücken und Unzulänglichkeiten schließen die Angebote dieser im Vergleich zur kürzlich veranstalteten Learntec wesentlich internationaler wirkenden Online Educa: Noch bevor jeder virtuelle Campus sinnvoll für die Studenten eingerichtet ist, drängen sich bereits Blogs in den Lehrbetrieb, als interaktive Studien- Tagebücher! – In den Vorträgen der Online- Educa ein sehr beachtetes Thema.

    Sprachlehrprogramme sind mittlerweile von überflüssigen Animationen befreit, stattdessen ausgestattet mit interkulturellen Lektionen, so lässt sich im Auslandstudium den Tritt ins Fettnäpfchen vermeiden. Künftig bekommt man von seinem Dozenten auch schon mal eine SMS aufs Handy, mit einer kleinen Aufgabe, die man lösen soll.

    Alle elektronischen Medien werden genutzt. Und auch die standhaften Ignoranten unter den Lehrenden, die sich aus Desinteresse oder vielleicht nur aus Furcht vor der Blamage nicht mit Computern beschäftigen, können ihre irgendwann doch mal zu erlernenden Mausklicks auf einem Programm namens „Turbo Demo“ aufzeichnen, um langsam in die digitale Welt hineinzuwachsen, denn...

    " ...es wird darauf hinauslaufen, dass alles mediengestützt ist, alles technologiegestützt ist und wer da nicht mithält, irgendwo auf der Strecke bleibt. "