Mithin ein entbehrliches Buch - doch paradox wirksam: Den abgewiesenen Bewerbern spendet es nämlich gerade wegen seiner Entbehrlichkeit Trost, untermauert es doch die Ahnung, dass nicht alle Wege zu Ruhm und Reichtum über Leipzig führen. Zum Glück gibt es darin auch ein paar nützliche Sätze. Etwa die perfide Gretchenfrage von Katja Lange-Müller, was man eher aufgeben könne, Lesen oder Schreiben? Wer "Lesen" antwortet, ist eigentlich schon durchgefallen, denn ein illiterater Schreiber bleibt grundsätzlich unbelehrbar. Andererseits: Wer das eigene Schreiben zu opfern vermag, bringt wohl nicht das nötige Stehvermögen für ein Leben zwischen Verriss und Ramschkiste auf. In ähnliche Richtung geht Hans-Ulrich Treichels Wunsch nach einem Essay über "aufgehörte Schriftsteller" - sozusagen als Hoffnungsschimmer möglicher Suchtentwöhnung. Die hat eine Ausnahmeabsolventin des Instituts kaum nötig. Bei Juli Zeh ist Schreiben weder ans spätere Wahrgenommenwerden, noch an einen bestimmten Sozialstatus geknüpft; ihr Studium in Leipzig bedeutete auch keine berufsbildende Maßnahme. "Einer der wenigen Vorteile juristischer Examina", schreibt die heutige Volljuristin, "besteht darin, dass man sich bei einem Lernpensum von acht Stunden am Tag und zwei Probeklausuren in der Woche beim besten Willen nicht als Schriftsteller verstehen kann." Muss man auch nicht. Die Literaturgeschichte ist voll von Autoren mit Arztpraxen und Anwaltskanzleien; Diplomschriftsteller sucht man darin vergebens.
"Wie werde ich ein verdammt guter Schriftsteller?"
600 zu 20 lautet die entmutigende Formel für den schriftstellerischen Nachwuchs - jeder 30. kommt durch! In Leipzig nämlich, bei der Bewerbung auf einen der raren Studienplätze der erfolgreichsten Kaderschmiede des deutschen Literaturbetriebs. Zwar gibt es Schreibkurse allerorten, und mancher soll schon zum Autor gereift sein, ohne je einen Tutor, Mentor oder Lektor gesehen zu haben, doch Schreiben ist nur die halbe, respektive gar keine Miete. Auf den nachgeordneten Zirkus kommt es an: in Klagenfurt zu kämpfen, einen Verlag zu finden, anständige Auflagen zu verkaufen, auf Lesereise zu gehen. Wer in Leipzig immatrikuliert war und sich nicht dummerweise auf Lyrik verlegte, hat damit keine Probleme mehr. Leipzig ist das Entree für ein Leben als Berufsschriftsteller. Also lesen alle 580 jährlich Abgewiesenen mit Tränen in den Augen das Buch "Wie werde ich ein verdammt guter Schriftsteller?", herausgegeben von den beiden Literaturinstitutsprofessoren - und namhaften Schreibern - Josef Haslinger und Hans-Ulrich Treichel. Die Tausende, die sich in Leipzig nicht einmal zu bewerben trauen, lesen es natürlich auch.
Mithin ein entbehrliches Buch - doch paradox wirksam: Den abgewiesenen Bewerbern spendet es nämlich gerade wegen seiner Entbehrlichkeit Trost, untermauert es doch die Ahnung, dass nicht alle Wege zu Ruhm und Reichtum über Leipzig führen. Zum Glück gibt es darin auch ein paar nützliche Sätze. Etwa die perfide Gretchenfrage von Katja Lange-Müller, was man eher aufgeben könne, Lesen oder Schreiben? Wer "Lesen" antwortet, ist eigentlich schon durchgefallen, denn ein illiterater Schreiber bleibt grundsätzlich unbelehrbar. Andererseits: Wer das eigene Schreiben zu opfern vermag, bringt wohl nicht das nötige Stehvermögen für ein Leben zwischen Verriss und Ramschkiste auf. In ähnliche Richtung geht Hans-Ulrich Treichels Wunsch nach einem Essay über "aufgehörte Schriftsteller" - sozusagen als Hoffnungsschimmer möglicher Suchtentwöhnung. Die hat eine Ausnahmeabsolventin des Instituts kaum nötig. Bei Juli Zeh ist Schreiben weder ans spätere Wahrgenommenwerden, noch an einen bestimmten Sozialstatus geknüpft; ihr Studium in Leipzig bedeutete auch keine berufsbildende Maßnahme. "Einer der wenigen Vorteile juristischer Examina", schreibt die heutige Volljuristin, "besteht darin, dass man sich bei einem Lernpensum von acht Stunden am Tag und zwei Probeklausuren in der Woche beim besten Willen nicht als Schriftsteller verstehen kann." Muss man auch nicht. Die Literaturgeschichte ist voll von Autoren mit Arztpraxen und Anwaltskanzleien; Diplomschriftsteller sucht man darin vergebens.