Eigentlich sind die Sicherheitskriterien, denen die 17 deutschen Atomkraftwerke standhalten sollen, klar formuliert, sagt die Deutsche Umwelthilfe: Der Katalog mit dem Titel "Sicherheitskriterien für Kernkraftwerke" steht auf der Website des Umweltministeriums zum Download bereit. Dort listen die Experten des Umweltministeriums detailliert etwa auf, dass Kabelschächte doppelt und getrennt voreinander laufen müssen und dass es mehrere Überwachungszentralen geben muss. Dieser Kriterienkatalog wurde aber von Umweltminister Röttgen nicht in Kraft gesetzt, klagt der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe Rainer Baake:
"Das ist unsere Forderung Nummer eins an den Bundesumweltminister, dieses kerntechnische Regelwerk nun unverzüglich in Kraft zu setzen. Und dann muss an diesem Sicherheitsmaßstab der tatsächliche Zustand der Anlagen gespiegelt werden und nicht mehr - so wie die Länderbehörden das teils heute noch machen – an Sicherheitsstandards, die mehrere Jahrzehnte alt sind."
Würden diese "Sicherheitskriterien für Kernkraftwerke" in Kraft gesetzt und alle AKW an ihnen gemessen, träten massive Sicherheitsmängel offen zutage, sagt der Autor dieses Sicherheitskatalogs, Wolfgang Renneberg, einst Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Umweltministerium:
"Da sind die Sicherheitssysteme nicht hinreichend unabhängig voneinander; da sind die Materialien älter; da sind die Flutbehälter nicht so, wie man das heute nach Stand von Wissenschaft und Technik sieht; da sind auch die Sicherheitsbehälter, das, was jetzt so entscheidend ist in Japan, bei den deutschen Siedewasserreaktoren insbesondere bei Weitem nicht so stabil, wie man das heute fordern müsste."
Würde man all diese Mängel beheben und vor allem die sieben ältesten AKW nachrüsten wollen, so Sicherheitsexperte Renneberg, wäre das Ergebnis klar:
"Wenn man diese ganze Dinge, die man so wieso schon kennt, dann bedeutet das das wirtschaftliche Aus der Anlagen."
Über diese bekannten Kriterien hinaus hat das Umweltministerium aufgrund der Katastrophe in Japan weitere Sicherheitsanforderungen formuliert. So soll die Erdbebengefahr in Deutschland völlig neu bewertet werden – das AKW Neckarwestheim 2 etwa steht in einem Erdbeben gefährdeten Gebiet. Auch sollen AKW viel besser gegen Hochwasser geschützt werden – das am Meer gelegene AKW Brockdorf dürfte einen solchen massiven Umbau wirtschaftlich kaum überleben. Gegen Flugzeugabstürze sollen Rohre und sämtliche Notstromdiesel durch Bunker geschützt werden. Gerade der Schutz vor Flugzeugabstürzen könne für die sieben älteren AKW nur das Aus bedeuten, sagte Rainer Baake von der Deutschen Umwelthilfe.
"Schlussfolgerung: Eine Sicherheitsüberprüfung kann man sich bei den sieben älteren Reaktoren sparen. Sie sind nicht gegen Flugzeugabstürze zu schützen. Und deswegen müssen sie endgültig vom Netz gehen."
Der Bund für Umwelt und Naturschutz folgert gar, dass diesen Sicherheitsmaßstäben keines der 17 deutschen AKW entspreche, alle müssten für immer vom Netz. Doch wie alles in der Praxis kommt, ist noch offen: Welche Kriterien jetzt tatsächlich der Maßstab sein sollen, soll die Reaktorsicherheitskommission entscheiden, ein Experten-Gremium, in dem auch viele AKW-Befürworter sitzen, sagte der ehemalige Abteilungsleiter Reaktorsicherheit im BMU Renneberg.
"Das wäre nur ein Satz des Bundesumweltministers, er könnte sagen: Okay, das ist der Prüfmaßstab. Aber sagt, das ist mir zu heiß, ja, das sagt er nicht, aber das denkt er sich. Das muss man wissen. Damit gibt der Saat seine Verantwortung für die Sicherheit an ein Expertengremium ab."
Selbst wenn die Sicherheitskriterien streng seien, so Renneberg: Niemand könne in drei Monaten ein AKW auf Herz und Nieren prüfen. Man könne nur die bekannten Risiken eines jeden AKW aufschreiben – aber auch die würden ausreichen, um die meisten Meiler vom für immer vom Netz nehmen zu müssen.
Atomkraft - nun doch (dradio.de-Sammelportal)
Bundesamt für Strahlenschutz: Fragen und Antworten zu Japan
"Das ist unsere Forderung Nummer eins an den Bundesumweltminister, dieses kerntechnische Regelwerk nun unverzüglich in Kraft zu setzen. Und dann muss an diesem Sicherheitsmaßstab der tatsächliche Zustand der Anlagen gespiegelt werden und nicht mehr - so wie die Länderbehörden das teils heute noch machen – an Sicherheitsstandards, die mehrere Jahrzehnte alt sind."
Würden diese "Sicherheitskriterien für Kernkraftwerke" in Kraft gesetzt und alle AKW an ihnen gemessen, träten massive Sicherheitsmängel offen zutage, sagt der Autor dieses Sicherheitskatalogs, Wolfgang Renneberg, einst Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Umweltministerium:
"Da sind die Sicherheitssysteme nicht hinreichend unabhängig voneinander; da sind die Materialien älter; da sind die Flutbehälter nicht so, wie man das heute nach Stand von Wissenschaft und Technik sieht; da sind auch die Sicherheitsbehälter, das, was jetzt so entscheidend ist in Japan, bei den deutschen Siedewasserreaktoren insbesondere bei Weitem nicht so stabil, wie man das heute fordern müsste."
Würde man all diese Mängel beheben und vor allem die sieben ältesten AKW nachrüsten wollen, so Sicherheitsexperte Renneberg, wäre das Ergebnis klar:
"Wenn man diese ganze Dinge, die man so wieso schon kennt, dann bedeutet das das wirtschaftliche Aus der Anlagen."
Über diese bekannten Kriterien hinaus hat das Umweltministerium aufgrund der Katastrophe in Japan weitere Sicherheitsanforderungen formuliert. So soll die Erdbebengefahr in Deutschland völlig neu bewertet werden – das AKW Neckarwestheim 2 etwa steht in einem Erdbeben gefährdeten Gebiet. Auch sollen AKW viel besser gegen Hochwasser geschützt werden – das am Meer gelegene AKW Brockdorf dürfte einen solchen massiven Umbau wirtschaftlich kaum überleben. Gegen Flugzeugabstürze sollen Rohre und sämtliche Notstromdiesel durch Bunker geschützt werden. Gerade der Schutz vor Flugzeugabstürzen könne für die sieben älteren AKW nur das Aus bedeuten, sagte Rainer Baake von der Deutschen Umwelthilfe.
"Schlussfolgerung: Eine Sicherheitsüberprüfung kann man sich bei den sieben älteren Reaktoren sparen. Sie sind nicht gegen Flugzeugabstürze zu schützen. Und deswegen müssen sie endgültig vom Netz gehen."
Der Bund für Umwelt und Naturschutz folgert gar, dass diesen Sicherheitsmaßstäben keines der 17 deutschen AKW entspreche, alle müssten für immer vom Netz. Doch wie alles in der Praxis kommt, ist noch offen: Welche Kriterien jetzt tatsächlich der Maßstab sein sollen, soll die Reaktorsicherheitskommission entscheiden, ein Experten-Gremium, in dem auch viele AKW-Befürworter sitzen, sagte der ehemalige Abteilungsleiter Reaktorsicherheit im BMU Renneberg.
"Das wäre nur ein Satz des Bundesumweltministers, er könnte sagen: Okay, das ist der Prüfmaßstab. Aber sagt, das ist mir zu heiß, ja, das sagt er nicht, aber das denkt er sich. Das muss man wissen. Damit gibt der Saat seine Verantwortung für die Sicherheit an ein Expertengremium ab."
Selbst wenn die Sicherheitskriterien streng seien, so Renneberg: Niemand könne in drei Monaten ein AKW auf Herz und Nieren prüfen. Man könne nur die bekannten Risiken eines jeden AKW aufschreiben – aber auch die würden ausreichen, um die meisten Meiler vom für immer vom Netz nehmen zu müssen.
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