Iowa schafft es sonst seltener in die Nachrichten als etwa New York, Kalifornien oder Florida: Der Bundesstaat ist zwar fast so groß wie die drei größten deutschen Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen zusammen. Allerdings leben dort nur 3,2 Millionen Menschen, also weniger als ein Prozent der gesamten US-Bevölkerung. 90 Prozent von ihnen sind weiß. Wirtschaftlich wichtig ist vor allem die Landwirtschaft. Iowa ist also ein kleiner Ausschnitt, der nicht gerade repräsentativ für die Vereinigten Staaten ist - und dennoch traditionell der viel beachtete erste Austragungsort der Vorwahlen, an deren Ende feststeht, welche Kandidaten Republikaner und Demokraten ins Rennen um die US-Präsidentschaft schicken.
Wie laufen die Vorwahlen in Iowa ab?
In den USA kann man grob zwischen zwei Verfahren unterscheiden: Die meisten Bundesstaaten halten sogenannte Primaries ab. Dabei sind entweder alle Wahlberechtigten ("open primary") oder die Parteimitglieder ("closed primary") aufgerufen, ganz klassisch im Wahllokal ihre Stimme abzugeben. Iowa ist einer der wenigen Bundesstaaten, in denen nur ein sogenannter Caucus abgehalten wird. Hierbei sind die Parteimitglieder zu einer offenen Aussprache eingeladen, wen sie ins Rennen schicken.
Die Treffen finden am Montagabend in rund 1700 Wahlbezirken in Iowa statt. Als Räumlichkeiten stehen etwa Schulen, Kirchen, Bibliotheken, Turnhallen und teilweise sogar private Wohnzimmer zur Verfügung. In kalten Sporthallen oder auf verschneiten Straßen könnte das mancherorts ungemütlich werden.
Was bedeuten die Vorwahlen für Republikaner und Demokraten?
Bei den Republikanern endet jedes dieser Treffen mit einer geheimen Wahl, ob sie eher Donald Trump oder einen der anderen fünf Bewerber als Kandidaten aufstellen wollen. Allerdings stellt Iowa nur 40 der 2470 Delegierten für ihren Nominierungsparteitag - insgesamt hat der Bundesstaat für sie eher symbolisches Gewicht. Trump und seine Konkurrentinnen und Konkurrenten Nikki Haley, Ron DeSantis, Vivek Ramaswamy und Asa Hutchinson sprachen allesamt auf Veranstaltungen in Iowa.
Bei den Demokraten gilt als ausgemacht, dass sie Präsident Joe Biden erneut nominieren werden. Wohl auch deshalb haben sie in diesem Jahr das Procedere verändert: Bei den Aussprachen soll es auch um andere politische Themen gehen. Und statt einer geheimen Wahl folgt dann ein mehrwöchiges elektronisches Abstimmungsverfahren, dessen Ergebnis erst Anfang März verkündet wird.
Warum liegt trotzdem so viel Aufmerksamkeit auf Iowa?
Die Demokraten, bei denen Biden keine ernsthaften Konkurrenten zu befürchten hat, versuchen mit ihrem neuen Ablauf die herausgehobene Stellung des Iowa Caucus zu schwächen. Für die Republikaner ist das anders: Ein Sieg in Iowa kann die Dynamik für die nächsten Vorwahlen beeinflussen. Ex-Präsident Trump, der die Umfragen anführt, könnte seine Favoritenrolle ein Stück weit zementieren. Für die frühere UNO-Botschafterin Haley oder den Gouverneur von Florida, DeSantis, würde gutes Abschneiden neuen Auftrieb bedeuten.
Wie gehen die Vorwahlen weiter?
Der Zirkus aus Kandidaten und Medien reist von Iowa weiter in den ebenfalls sonst eher unbedeutenden Bundesstaat New Hampshire im Nordosten, wo eine Woche später die erste richtige Primary abgehalten wird. Über den Februar hinweg gibt es ebenfalls einzelne Termine, bevor das Rennen am 5. März in die heiße Phase geht: Am "Super Tuesday" werden traditionell in vielen Bundesstaaten Vorwahlen abgehalten. Unter den 17 Staaten und Gebieten sind dann auch Schwergewichte wie Kalifornien oder Texas dabei.
Mitte Juli küren die Republikaner in Milwaukee ihren Kandidaten, einen Monat später kommen die Delegierten der Demokraten in Chicago zusammen. Im September und Oktober treffen sich die Kontrahenten zu insgesamt drei Live-Debatten, bevor am 5. November 2024 der nächste US-Präsident gewählt wird.
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Diese Nachricht wurde am 14.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.