Wesentliche Punkte der Übereinkunft zwischen Israel und der radikalislamischen Terrororganisation sind eine sechswöchige Waffenruhe, die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas und die Entlassung Hunderter palästinensischer Häftlinge. Außerdem soll die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen intensiviert werden. Hier Antworten auf wichtige Fragen.
Ab wann soll die Waffenruhe gelten?
Die Waffenruhe im Gazastreifen soll nach Angaben des Vermittlers Katar morgen früh um 7.30 Uhr MEZ in Kraft treten. Diesen Zeitpunkt nannte ein Sprecher des katarischen Außenministeriums auf der Online-Plattform X. Die Feuerpause soll zunächst für 42 Tage gelten.
Wie viele israelische Geiseln sollen freikommen?
Während der Waffenruhe sollen 33 der mutmßlich 98 verbliebenen Geiseln freikommen, die sich in der Gewalt der Hamas befinden. Morgen sollen die ersten drei von ihnen an Israel übergeben werden. Laut israelischen Medien könnte dies um 15.00 Uhr MEZ passieren. Berichten zufolge wird die Hamas heute bekanntgeben, um wen es sich dabei handelt. Ausgegangen wird von drei Zivilistinnen.
Wie viele palästinensische Häftlinge werden entlassen?
Im Gegenzug werden nach israelischen Angaben Hunderte palästinensische Häftlinge aus Israels Gefängnissen entlassen. Das Justizministerium veröffentlichte eine Liste mit den Namen von mehr als 90 Insassen, die morgen gegen die ersten Geiseln ausgetauscht werden sollen. Insgesamt sollen in der ersten Phase 737 Häftlinge freikommen.
Inwieweit könnte es noch Widerspruch geben?
Nach israelischem Recht dürfen Angehörige von Terroropfern gegen die Freilassung bestimmter palästinensischer Häftlinge Einspruch einlegen. Für eine solche Petition beim Obersten Gericht haben sie nach dem Regierungsbeschluss 24 Stunden Zeit. Es wird aber nicht erwartet, dass die Richter einen Grund dafür sehen, die Vereinbarung zu durchkreuzen.
Wie soll die humanitäre Hilfe ermöglicht werden?
Der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen soll wieder öffnen und die Einfuhr humanitärer Hilfe für die Palästinenser deutlich aufgestockt werden. Die Vorbereitungen hierfür laufen laut ägyptischen Sicherheitsquellen bereits. Demnach wird intensiv daran gearbeitet, Einrichtungen, Straßen und Gebäude an dem Grenzübergang instandzusetzen. Dutzende Lastwagen stünden bereit, um bei Öffnung des Übergangs Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Insgesamt wurden nach Angaben des Ägyptischen Roten Halbmonds rund 600 Lkw mit Hilfsgütern vorbereitet.
Welche weiteren Schritte sind vorgesehen?
Israels Militär soll aus dicht besiedelten Gebieten des Gazastreifens abziehen. Die in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens geflohenen Einwohner sollen sich wieder frei bewegen und unter internationaler Aufsicht in ihre Wohngebiete im Norden Gazas zurückkehren dürfen.
Die Details der zweiten und dritten Phase des Abkommens über ein dauerhaftes Ende des Krieges und einen kompletten Abzug Israels aus dem Gazastreifen wollen die Konfliktparteien während der ersten Phase klären.
Wie wahrscheinlich ist es, dass das Abkommen hält?
Wie stabil das Abkommen langfristig sein wird, ist fraglich. Die intensiven Verhandlungen der vergangenen Tage, als es in letzter Minute noch um strittige Detailfragen ging, zeigten nach Einschätzung von Beobachtern, wie heikel das Gesamtpaket ist. Angesichts des tiefen Misstrauens ist offen, ob sich Israels Regierung und die Hamas über Wochen an die vereinbarten Schritte halten werden.
Sollte das Abkommen scheitern, könnten die Kämpfe in dem weitgehend zerstörten Palästinensergebiet erneut ausbrechen - zumal es auf beiden Seiten entschiedene Befürworter einer Fortsetzung des Krieges gibt. So könnte sich Netanjahu dafür entscheiden, nach der ersten Phase aus dem Abkommen auszusteigen, um den Zusammenbruch seiner Regierungskoalition zu vermeiden, wie Daniel Levy, ein früherer israelischer Regierungsbeamter und Verhandlungsführer, dem "Wall Street Journal" sagte.
Diese Nachricht wurde am 18.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.