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Wieder mit Vollgas in den Fettnapf

Nicht nur die immer noch fehlende gewählte Regierung macht Belgien Sorgen, auch im in der Königsfamilie gibt es Unruhe. Schuld ist Prinz Laurent, der seiner langen Liste von Skandalen mit einem Besuch im Kongo einen weiteren Eintrag beschert.

Von Doris Simon |
    Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann Prinz Laurent den nächsten Eklat provozieren würde: "Prinz Vollgas", wie Zeitungen in Belgien Laurent wegen seiner regelmäßigen Geschwindigkeitsübertretungen nennen, die ihn zuletzt den Führerschein kosteten, Prinz Vollgas hat es mal wieder geschafft. Mit einer Reise in den Kongo gefährdet der jüngste Spross von König Albert und Königin Paola seine Apanage von immerhin 300.000 Euro jährlich. Ungewöhnlich einhellig für ein Land, in dem flämische und französischsprachige Politiker es seit neun Monaten nicht schaffen, eine neue Regierung zu bilden, verurteilt man nördlich und südlich der Sprachgrenze, dass der 47-jährige Prinz Mitte März der früheren belgischen Kolonie einen Privatbesuch abstattete. Prinz Laurent düpierte damit nicht nur Belgiens Premierminister Yves Leterme, sondern auch seinen Vater König Albert: Beide hatten Laurent vorher dringend gebeten, nicht zu fahren. Das Verhältnis zwischen Belgien und der Regierung in Kinshasa ist alles andere als einfach und der Prinz sei schließlich kein Durchschnittsbürger, befand Premier Leterme:

    "Eine solche Reise hat auch eine politische Dimension und sollte daher besser vorab mit unserem Außenministerium besprochen werden."

    Doch Prinz Laurent reiste trotzdem und traf sogar hohe Vertreter der kongolesischen Regierung. Der 47-Jährige, der an zwölfter Stelle in der belgischen Thronfolge steht, ist das Enfant terrible des Königshauses: Er fühlt sich nicht an Vorschriften gebunden und schon gar nicht, wenn sie von seinem Vater kommen. König Albert und seiner Mutter Königin Paola wirft Laurent vor, sie hätten sich nie ernsthaft für ihn interessiert. Im Kongo hatte der Prinz, der einer Umweltstiftung vorsteht, Aufforstungsprojekte besichtigt, eine rein private Reise, argumentieren seine wenigen Unterstützer. Belgiens Außenminister Steven Vanackere widerspricht dieser Ansicht: Einen Privatbesuch gebe es nicht bei jemandem, der eine Apanage des belgischen Parlamentes erhalte:

    Erst vor zwei Jahren hatte sich eine parlamentarische Kommission darauf geeinigt, Laurent und seiner Schwester Astrid die Dotation solange weiter zu zahlen, wenn ihr älterer Bruder Philipp Prinz den Thron besteigt. Doch jetzt fordern nicht mehr nur flämische Politiker, Prinz Laurent sofort die Apanage von 300.000 Euro zu streichen. Außenminister Vanackere spricht das aus, was viele in Belgien denken: Man könne den Prinzen durchaus von den offiziellen Pflichten seines Lebens erlösen, dafür müsse dieser aber auf die öffentliche Alimentierung verzichten.

    "Wenn er wirklich lieber Bürger sein will, um damit auch mehr Freiheit zu genießen, dann müssen wir uns damit beschäftigen. Aber beides zusammen geht nicht."