Im Stadtteil Schedschaija in Gaza-Stadt ist kaum ein Haus im Krieg verschont geblieben. An der rosafarbenen Wand einer Ruine stehen Namen und Zahlen. Es sind die Telefonnummern der Eigentümer. Die Familien wollen angerufen werden, falls Hilfsorganisationen kommen, um Schäden aufzunehmen. Sie wohnen längst nicht mehr hier. Andere sind geblieben, obwohl sie nichts mehr hält:
"Ich habe 18.000 Dinar Schulden. Ich wünsche mir nichts mehr, als die Schulden wegzubekommen. Meine ganze Hoffnung war, ein Haus zu bauen. Das Haus ist zerstört, geblieben sind die Schulden."
Mehr als 100.000 Palästinenser sind seit dem Krieg obdachlos. Einige haben provisorische Zelte auf Ruinen aufgeschlagen. Andere leben wieder in Wohnungen, auch wenn den Häusern seit dem Krieg mindestens eine Seite komplett fehlt. Seit sechs Wochen, seit Ende des Krieges hat sich kaum etwas für sie verändert.
Auch das Knattern der Generatoren vor den Geschäften im Zentrum von Gaza-Stadt ist geblieben. Es spielt Geschäftigkeit vor. In Wirklichkeit ist der Lärm nur der ohrenbetäubende Beweis, dass es nicht genügend Strom gibt. Auch Trinkwasser ist knapp. Krankenhäusern im Gazastreifen fehlt es zudem an Benzin – das sie für den Betrieb der Generatoren brauchen.
In dieser Woche ist der Ministerpräsident der palästinensischen Einheitsregierung, Hamdallah zum ersten Mal von Ramallah nach Gaza gekommen - wenige Tage vor einer Geberkonferenz für Gaza. Die Regierung wird derzeit von beiden großen palästinensischen Organisationen unterstützt, von Fatah und Hamas.
"Wir werden bei der Wiederaufbaukonferenz in Kairo ein großes Paket an humanitären Projekten und Entwicklungsprojekten vorlegen, um die Not der Bevölkerung aktiv und schnell zu lindern."
Konkret könnte der Wiederaufbau in Gaza vier Milliarden US-Dollar kosten, rechnen palästinensische Politiker vor. Allein das UN-Flüchtlingshilfswerk UNWRA will in Kairo um 1,6 Milliarden US-Dollar bitten - das sei beispiellos, sagte ein Sprecher der Organisation.
Zur internationalen Hilfe gehören politische Forderungen. Zum einen verlangt der Westen, dass die Einheitsregierung und nicht die Hamas-Organisation für den Wiederaufbau verantwortlich ist. Formal hat Ministerpräsident Hamdallah mit seinem Besuch in Gaza die Kontrolle übernommen. Zum anderen aber geht es um die Blockade des Küstengebiets durch Israel und Ägypten.
Der Jugend-Botschafter der Hilfsorganisation UNWRA, der palästinensische Popstar Mohammed Assaf, bittet deshalb in einem Internet-Video, um eine Öffnung aller Grenzübergänge:
"Hebt die Blockade des Gazastreifens auf. In sechs Jahren hat Gaza drei Kriege erlebt. Die erste Zerstörung, die zweite, die dritte. Wie reden über Wiederaufbau. Aber das ist nicht der Kern. Das Problem ist die Blockade des Gazastreifens, die alle Aspekte des Lebens lahmlegt."
Doch diese Frage kann nicht die Geberkonferenz am Wochenende lösen. Darum wird es in Kairo erst wieder Ende des Monats gehen, wenn Israelis und Palästinenser mit ägyptischer Vermittlung darüber verhandeln. Für die Palästinenser in Gaza heißt das: Die Hilfe kommt, nur niemand kann sagen wann.