In der Stadt Okija im Süden des Landes kam es in einem Gemeindezentrum zu einer Massenpanik, als am Samstag Reis und andere Lebensmittel ausgegeben wurden, wie ein Vertreterin der Katastrophenschutzbehörde bekanntgab. Dabei seien 22 Menschen getötet worden. In der Hauptstadt Abuja sind der Polizei zufolge zehn Menschen, darunter mindestens vier Kinder, bei einem ähnlichen Vorfall ums Leben gekommen, als vor einer katholischen Kirche Lebensmittel an bedürftige und ältere Menschen verteilt wurden.
Erst am Mittwoch waren 35 Kinder im Südwesten des Landes auf einem Jahrmarkt an einer Schule im Staat Oyo getötet worden. Die Polizei geht davon aus, dass es zu einem Ansturm mit anschließender Massenpanik gekommen sei, als die Veranstalter begannen, Geschenke und Essen zu verteilen. Rund um die Weihnachtszeit finden derzeit in Nigeria vermehrt Verteilaktionen statt.
Große Armut und hohe Inflation
In dem westafrikanischen Land herrscht große Armut. Nach Angaben der Weltbank liegt die Armutsrate bei 40 Prozent. Demnach leben rund 87 Millionen Menschen in Nigeria unterhalb der Armutsgrenze - weltweit leben nur in Indien noch mehr arme Menschen. Die Wirtschaft leidet laut Weltbank unter "externen Schocks" wie der Covid-19-Pandemie, höheren Nahrungsmittel- und Düngemittel-Preisen nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und "internen Schocks" wie einer destruktiven Währungspolitik und Flutkatastrophen in den Jahren 2022 und 2024. Die Inflationsrate liegt bei fast 35 Prozent und damit so hoch wie seit 28 Jahren nicht mehr.
Karitative Nahrungsmittel-Verteilaktionen erleben in Nigeria deshalb einen großen Andrang. Hinreichend gesichert sind sie nicht, erklären Sicherheitsexperten. Die Verzweiflung der Menschen macht es demnach problematisch, die Massenansammlungen zu kontrollieren. Die Zahl der kostenlosen Verteilaktionen steigt, weil immer mehr Ehrenamtliche und Hilfsorganisationen versuchen, den Hunger der Menschen zu stillen.
Präsident Tinubu fordert Umsetzung der Sicherheitsbestimmungen
Nigerias Präsident Tinubu hat die Behörden aufgefordert, die Organisatoren solcher Aktionen anzuhalten, Sicherheitsbestimmungen zu beachten. Zudem ist eine offizielle Erlaubnis erforderlich. Die Umsetzung könnte sich Experten zufolge als schwierig erweisen. Zu groß sei die wirtschaftliche Not der Menschen, zu gering die Geduld, Schlange zu stehen und am Ende leer auszugehen, hieß es.
Diese Nachricht wurde am 23.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.