Besonders beliebt ist es nicht bei den Nutzern der Wikipedia – das Spendensammel-Banner, das regelmäßig zum Jahresende von oben herab ins Bild klappt. Aber unverzichtbar, sagt Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand Wikimedia Deutschland. Wikimedia als gemeinnütziger Verein lebe nun einmal hauptsächlich von den vielen kleinen Einzelspenden der Leserinnen und Leser der Enzyklopädie.
"Das Spannungsfeld ist natürlich, dass die Ehrenamtlichen die Inhalte in der Wikipedia schaffen, und wir gleichzeitig dort ein Banner schalten. Und dieser Banner suggeriert ein bisschen 'Werbung' - was es aber nicht ist", so Taherivand.
Computer und Kommunikation live von der WikiCon 2019 mit Manfred Kloiber und Maximilian Schönherr
Gesprächspartner: Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand Wikimedia und Raja Gumienny, Head of Design User Experience & Design bei Wikimedia
Gesprächspartner: Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand Wikimedia und Raja Gumienny, Head of Design User Experience & Design bei Wikimedia
Es hakt also schon zuweilen zwischen den vielen freiwilligen Autoren und Administratoren einerseits und den "Hauptamtlichen" bei Wikimedia, umso wichtiger seien persönliche Gespräche bei einer Konferenz wie der WikiCon, betont Taherivand – und ehrlich und ergebnisoffen geführte Diskussionen.
Wikidata macht Sprachassistenten "intelligent"
Zu diskutieren gibt es einiges: Kann der in die Jahre gekommene Programmcode der Wikipedia reformiert werden, oder wäre eine radikale Neuentwicklung die bessere Alternative? Wie gelangen Fakteninformationen aus den Lexikonartikeln in die Fakten-Datenbank Wikidata?
Zum Beispiel mit dem Tool "Wikidata Bridge", an dem Raja Gumienny, Head of Design der Software-Entwicklung bei Wikimedia arbeitet. Die Idee dabei ist, strukturierte Daten direkt in Wikidata eingeben zu können, ohne die Wikipedia-Benutzeroberfläche zu verlassen.
Ruppiger Umgangston verschreckt Wiki-Neuankömmlinge
Wikidata ist übrigens mittlerweile bei einer ganz speziellen Klientel höchst beliebt: Die "KI"-Sprachassistenten wie Alexa, Google Assist und Siri zapfen die Faktensammlung eifrig an, um Wissensfragen zu beantworten.
Für Raja Gumienny geht das aber in Ordnung: "Wir möchten ja auch, dass dieses Wissen in die Welt gelangt und dass es dann eben auch mehr Personen anzieht, potenziell auch die Daten zu editieren." Mit dem Anlocken und vor allem dem Dabeihalten neuer Autorinnen und Autoren hat die Wikipedia nach wie vor deutliche Probleme – und das liegt an dem oft sehr ruppigen und besserwisserischen Umgangston, der Neuankömmlingen von Alt-Wikipedianern und Administratoren entgegenschlägt. Die Wikimedia-Ländervertretungen versuchen gegenzusteuern, berichtet Abraham Taherivand – in einem "internationalen global angelegten Strategieprozess".
Mehr Vielfalt tut not
"Wikimedia 2030" heißt diese Agenda – man müsse die Strukturen noch einmal überdenken, brauche mehr Vielfalt in der ehrenamtlichen Community, mehr Aufmerksamkeit auch für Länder, die bislang nicht in der Perspektive waren, in Südamerika, Afrika oder Asien, so sieht es der Wikimedia-Geschäftsführer: "Und auch dort muss man die kulturellen Gegebenheiten ernst nehmen. Nur so können wir uns zukunftsfähig aufstellen. Weil wir glauben ganz fest an die Teilhabe, die gerechte Teilhabe aller am Wissen. Darum geht es auch in der Zukunft."