Es ist einer der ersten bitterkalten Herbsttage in London. Der Wind pfeift durch die schmale Gasse vor dem Insitute of Making, einer interdisziplinären Werkstatt im Zentrum der Stadt. Am heutigen Tag der Offenen Tür geht es um das Thema Plastik.
In eine dicke Winterjacke gehüllt zeigt Jess Wade ein Beispiel aus der organischen Elektronik: eine transparente Folie, im Scheckkartenformat. Sie gerät ins Schwärmen über das Material, das sich wie Plastik verarbeiten lasse und dennoch die Leitfähigkeit von Halbleitern habe.
Naturwissenschaften waren Jess Wade nie fremd. Vater und Mutter sind Ärzte, bei ihrem Werdegang konnte sie immer auf die Unterstützung von Elternhaus und Lehrern zählen. Sie weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Deswegen nutzt sie Gelegenheiten wie heute, um junge Menschen für Physik zu gewinnen.
Die 30-Jährige hat in Physik promoviert und forscht jetzt am Imperial College London. Dort gehört sie allerdings zu einer Minderheit. Nur jede zehnte Professorin ihres Departments ist weiblich.
In eine dicke Winterjacke gehüllt zeigt Jess Wade ein Beispiel aus der organischen Elektronik: eine transparente Folie, im Scheckkartenformat. Sie gerät ins Schwärmen über das Material, das sich wie Plastik verarbeiten lasse und dennoch die Leitfähigkeit von Halbleitern habe.
Naturwissenschaften waren Jess Wade nie fremd. Vater und Mutter sind Ärzte, bei ihrem Werdegang konnte sie immer auf die Unterstützung von Elternhaus und Lehrern zählen. Sie weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Deswegen nutzt sie Gelegenheiten wie heute, um junge Menschen für Physik zu gewinnen.
Die 30-Jährige hat in Physik promoviert und forscht jetzt am Imperial College London. Dort gehört sie allerdings zu einer Minderheit. Nur jede zehnte Professorin ihres Departments ist weiblich.
"Das ist einfach richtig traurig. Und für mich als junge weibliche Wissenschaftlerin ist das kaum zu ertragen. Ich weiß um diese ganzen phänomenalen Frauen um mich herum, alles exzellente Wissenschaftlerinnen ihres Fachs. Und die bekommen einfach nicht die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. Ihren Namen kennt keiner, keiner spricht über sie."
Mehr Wertschätzung für Frauen in der Wissenschaft
Um das zu ändern, hat Jess Wade ein ungewöhnliches Projekt ins Leben gerufen. Seit Anfang Januar erstellt sie jeden Tag mindestens einen Wikipedia-Artikel über eine Frau aus Wissenschaft und Forschung. Jeden Abend setzt sie sich an den Schreibtisch, sammelt alle wichtigen Quellen zusammen und schreibt den Artikel - etwa anderthalb Stunden brauche sie dafür. Jess Wade:
"Die Auswahl zu treffen, ist leicht. Es gibt so viele sensationelle Frauen und Vertreter unterrepräsentierter Minderheiten in der Wissenschaft. Artikel über sie zu verfassen, macht wirklich Spaß. Das ist super inspirierend. Ich denke oft beim Schreiben: Wow, warum hat noch nie jemand von dieser unglaublichen Frau gehört?"
"Die Auswahl zu treffen, ist leicht. Es gibt so viele sensationelle Frauen und Vertreter unterrepräsentierter Minderheiten in der Wissenschaft. Artikel über sie zu verfassen, macht wirklich Spaß. Das ist super inspirierend. Ich denke oft beim Schreiben: Wow, warum hat noch nie jemand von dieser unglaublichen Frau gehört?"
Missstand auf Wikipedia
Wikipedia nimmt Platz 5 der am meisten besuchten Webseiten ein. Biografische Artikel über Frauen kommen darin bislang zu kurz. Sie machen in der englischsprachigen Wikipedia nur 17 Prozent der Einträge aus.
Dieser Missstand sorgte erst Anfang Oktober für Aufsehen: Der Nobelpreis für Physik ging an Donna Strickland. Plötzlich hatte die Kanadierin die wichtigste Auszeichnung, die eine Forscherin erreichen kann, auf Wikipedia existierte zu dem Zeitpunkt allerdings noch kein Artikel über sie. Wenige Monate zuvor war ein Eintrag über sie gelöscht worden: Sie sei angeblich nicht relevant genug. Jess Wade kennt Probleme wie diese: Jeder Artikel muss dem prüfenden Blick der Wikipedia-Community standhalten.
"Es geht nicht nur darum, Einträge über Wissenschaftlerinnen zu schreiben, sie müssen auch gut sein: Mit ausreichend Quellen unterfüttert. Jedem, der den Artikel liest, muss sofort klar sein, dass diese Person relevant und wichtig ist. Darin besteht auch die Schwierigkeit: Die Forschungsarbeit allgemein verständlich zu beschreiben, denn Wikipedia ist ja nicht nur für Fachleute da."
Dieser Missstand sorgte erst Anfang Oktober für Aufsehen: Der Nobelpreis für Physik ging an Donna Strickland. Plötzlich hatte die Kanadierin die wichtigste Auszeichnung, die eine Forscherin erreichen kann, auf Wikipedia existierte zu dem Zeitpunkt allerdings noch kein Artikel über sie. Wenige Monate zuvor war ein Eintrag über sie gelöscht worden: Sie sei angeblich nicht relevant genug. Jess Wade kennt Probleme wie diese: Jeder Artikel muss dem prüfenden Blick der Wikipedia-Community standhalten.
"Es geht nicht nur darum, Einträge über Wissenschaftlerinnen zu schreiben, sie müssen auch gut sein: Mit ausreichend Quellen unterfüttert. Jedem, der den Artikel liest, muss sofort klar sein, dass diese Person relevant und wichtig ist. Darin besteht auch die Schwierigkeit: Die Forschungsarbeit allgemein verständlich zu beschreiben, denn Wikipedia ist ja nicht nur für Fachleute da."
Jess Wade hat bislang knapp 370 Artikel verfasst. Ende Dezember sollte eigentlich Schluss sein, aber die Physikerin denkt schon weiter:
Es besteht Nachholbedarf
Die 1.000 würde Jess Wade schon gerne knacken. Das wäre eine schöne runde Zahl, mit der sie zufrieden sein könnte.
Mit ihrem Enthusiasmus hat die junge Wissenschaftlerin sogar schon andere angesteckt. Regelmäßig trifft sie andere Wikipedia-Aktivistinnen für Schreib-Marathons – sogenannte Edit-a-thons. Dabei entstehen wieder neue Artikel über Frauen aus Wissenschaft und Forschung: Es besteht Nachholbedarf.
"Ich glaube, dass man auf diese Weise etwas bewirken kann. Klar, man eckt an und es gefällt nicht allen. Aber wenn ich das Internet und damit auch die Welt ein bisschen verbessern kann, dann macht mich das glücklich. Ich weiß, dass Wikipedia nicht alles ändern wird. Ich weiß, es ist nur eine Internetseite. Aber erhoffe mir, dass Menschen überdenken, welchen Stellenwert sie Wissenschaftlerinnen beimessen. Sie haben lange genug, nicht die Anerkennung bekommen, die sie verdienen."
Mit ihrem Enthusiasmus hat die junge Wissenschaftlerin sogar schon andere angesteckt. Regelmäßig trifft sie andere Wikipedia-Aktivistinnen für Schreib-Marathons – sogenannte Edit-a-thons. Dabei entstehen wieder neue Artikel über Frauen aus Wissenschaft und Forschung: Es besteht Nachholbedarf.
"Ich glaube, dass man auf diese Weise etwas bewirken kann. Klar, man eckt an und es gefällt nicht allen. Aber wenn ich das Internet und damit auch die Welt ein bisschen verbessern kann, dann macht mich das glücklich. Ich weiß, dass Wikipedia nicht alles ändern wird. Ich weiß, es ist nur eine Internetseite. Aber erhoffe mir, dass Menschen überdenken, welchen Stellenwert sie Wissenschaftlerinnen beimessen. Sie haben lange genug, nicht die Anerkennung bekommen, die sie verdienen."