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Wilhelm Kuhnert in der Frankfurter Schirn
Großwildjagd und Kolonialkrieg

Monumentale Gemälde von Raubkatzen, Elefanten oder Büffeln: Die Schirn-Kunsthalle zeigt eine Ausstellung mit Werken von Wilhelm Kuhnert. Nach Kritik von Besuchern hat das Museum einige Ausstellungs-Texte ergänzt - darin heißt es nun, Kuhnert sei auch "Nutznießer des Kolonialismus" gewesen.

Von Anja Reinhardt |
    Wilhelm Kuhnert, Die Strecke (Selbstporträt), 1915, Öl auf Leinwand, 122.7 × 199 cm, Privatsammlung
    Wilhelm Kuhnert, Die Strecke (Selbstporträt), 1915 (Schirn Kunsthalle Frankfurt / Marc Richter)
    Seit Oktober zeigt die Kunsthalle Schirn in Frankfurt die Ausstellung "König der Tiere. Wilhelm Kuhnert und das Bild von Afrika". Besucher hatten sich allerdings darüber beschwert, dass die Informationen in der Schau zum Thema Kolonialismus unzureichend und zu wenig kritisch seien.
    Die Schirn ergänzte also die Texte um Informationen wie: "Kuhnert war in doppelter Hinsicht Nutznießer des Kolonialismus. So profitierte er auf seinen Reisen von der kolonialen Infrastruktur aus Routen, Militär- und Missionsstationen. Durch die Propagierung der Kolonien in pro-kolonialen Zeitschriften und Kolonialausstellungen entstand in Deutschland ein großer Markt für seine Bilder." Das Museum legt Wert darauf, dass hier nichts geändert, sondern Informationen ergänzt worden seien – und diese Informationen befänden sich auch im Katalog zur Ausstellung.
    Thema Kolonialismus seit einigen Jahren Dauerbrenner
    Dass die Schau teilweise heftige Reaktionen und bisweilen auch harsche Kritik einstecken musste, hätte Kurator Philipp Demandt, der das Haus auch leitet, im Vorfeld wissen müssen – denn in der Kulturszene ist das Thema Kolonialismus seit ein, zwei Jahren ein Dauerbrenner. Und tatsächlich: Wer sich mit der Geschichte der deutschen Kolonialzeit, verbunden mit einer rassistischen Ideologie nicht befasst hat, der sieht in Kuhnerts Bildern möglicherweise in erster Linie großartige, manchmal auch monumentale Gemälde von Raubkatzen, Elefanten oder Büffeln.
    Manchmal unterschwellig, manchmal sehr offensichtlich erkennt man hier durchaus den Überlegenheitsgestus des weißen Mannes, der das wilde Afrika "zivilisiert". Kuhnert war ein typischer Vertreter dieser Zeit: Ein Großwildjäger, der von kolonialen Strukturen profitierte, der nicht zuletzt an Strafexpeditionen der Deutschen teilnahm wie auch am Maji Maji Krieg, der mindestens 200.000 Afrikanern das Leben kostete.
    Wilhelm Kuhnert, Schlacht von Mahenge, o. J., Öl auf Leinwand, 30 × 60 cm, Sammlung Philipp Spangenberg
    Schlacht von Mahenge (Jens Nober)
    Kuhnert hat aus heutiger Sicht moralisch gefehlt
    Aber worum geht es hier eigentlich? Es geht um den unauflösbaren Widerspruch zwischen Künstler und Werk. Zwischen einem Menschen, der kaltblütig in sein Tagebuch schreibt: "Das muss ich sehen. Ich habe noch nie jemanden hängen sehen." Und der dann das Bild des gehängten Mabruk zeichnet, getötet von Carl Peters, einem der brutalsten Deutschen in Afrika.
    Wilhelm Kuhnert hat aus heutiger Sicht moralisch gefehlt. Das haben auch der Maler Caravaggio, der Schriftsteller Knut Hamsun oder der Komponist Richard Wagner. Es ist richtig, diese Bilder zu zeigen. Und auch die Kontroverse ist wichtig. Denn im besten Fall setzen sich die Besucher mit Kuhnert, mit Deutschlands Kolonialvergangenheit und mit der aktuellen Diskussion auseinander.