Burroughs interessierte sich insbesondere für innovative Kulturtechniken, die der Bewußtseinsstruktur zeitgenössischen Denkens adäquat sind. "Es gibt keine Erfindung", sagt er einmal, "die einen Schriftsteller gezwungen hätte, den Hintern hochzukriegen - entsprechend der Fotografie, die Maler gezwungen hat, was Neues zu machen. Vor 100 Jahren malten sie Kühe auf der Weide - gegenständliche Malerei -, und das sieht genau so aus wie Kühe auf der Weide. Ein Fotograf konnte das besser. Eine Erfindung, die eine Art des Schreibens eliminieren würde, wäre ein Tonbandgerät, das subvokales Sprechen, den sogenannten Bewußtseinsfluß, aufnehmen könnte. Beim Schreiben interpretieren wir ständig, was Leute denken. Es ist nichts als eine Vermutung meinerseits, eine Annäherung. Angenommen, ich hätte eine Maschine, mit der ich subvokales Sprechen aufnehmen könnte, was jemand denkt, dann gäbe es keine Notwendigeit für mich, zu interpretieren." Das ganze Buch wimmelt von solchen teils anregenden, teils krausen, teils hellen, teils eher wirren Ideen und Assoziationen, bleibt aber alles in allem durchaus anregend. Es lädt zum Blättern und Schmökern ein; eine durchgehende Lektüre ermüdet und ist wegen der gespreizten Zwischentexte gelegentlich ärgerlich. Für Fans der Beat-Literatur, wenn's davon denn noch welche gibt, ist das natürlich Pflichtlektüre.
William S. Burroughs
"Schon als Kind wollte ich Schriftsteller werden, weil Schriftsteller reich und berühmt sind. Sie lungern in Singapur und Rangun herum und rauchen Opium in gelben Rohseidenanzügen. Sie schnupfen Kokain in Mayfair und dringen mit einem treuergebenen Eingeborenen-Boy in verbotene Sümpfe vor, wohnen in Eingeborenenvierteln von Tanger, rauchen Haschisch und streicheln eine zahme Gazelle." Solche kindlich-exotischen Phantasien von der Existenz eines Schriftstellers hat William S. Burroughs, Jahrgang 1914, gestorben 1987, in seinem Leben zumindest ansatzweise realisiert. Der Autor so einflußreicher und avantgardistisch-innovativer Werke wie "Soft Machine" und "Naked Lunch" war ein Abenteurer, ein Globetrotter in der Außenwelt und ein Astronaut im inneren Kosmos, in den wogigen Regionen der Drogen.
Burroughs interessierte sich insbesondere für innovative Kulturtechniken, die der Bewußtseinsstruktur zeitgenössischen Denkens adäquat sind. "Es gibt keine Erfindung", sagt er einmal, "die einen Schriftsteller gezwungen hätte, den Hintern hochzukriegen - entsprechend der Fotografie, die Maler gezwungen hat, was Neues zu machen. Vor 100 Jahren malten sie Kühe auf der Weide - gegenständliche Malerei -, und das sieht genau so aus wie Kühe auf der Weide. Ein Fotograf konnte das besser. Eine Erfindung, die eine Art des Schreibens eliminieren würde, wäre ein Tonbandgerät, das subvokales Sprechen, den sogenannten Bewußtseinsfluß, aufnehmen könnte. Beim Schreiben interpretieren wir ständig, was Leute denken. Es ist nichts als eine Vermutung meinerseits, eine Annäherung. Angenommen, ich hätte eine Maschine, mit der ich subvokales Sprechen aufnehmen könnte, was jemand denkt, dann gäbe es keine Notwendigeit für mich, zu interpretieren." Das ganze Buch wimmelt von solchen teils anregenden, teils krausen, teils hellen, teils eher wirren Ideen und Assoziationen, bleibt aber alles in allem durchaus anregend. Es lädt zum Blättern und Schmökern ein; eine durchgehende Lektüre ermüdet und ist wegen der gespreizten Zwischentexte gelegentlich ärgerlich. Für Fans der Beat-Literatur, wenn's davon denn noch welche gibt, ist das natürlich Pflichtlektüre.