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Willkommen bei "An African City"
Sex and the City aus Ghana

Sex, Kondome oder altbackene Männeransichten – für Ghanas TV sind das spektakuläre Themen. Das Selbstbewusstsein der fünf Frauen-Charaktere knallt auf traditionelle Verhaltenserwartungen von Männern und der Gesellschaft in Ghana. Eine afrikanische Fernsehserie mit Suchtfaktor.

Von Jens Borchers |
    Eine Straßenszene im April 2015 in Accra.
    "An African City" spielt in Accra, der Hautpstadt von Ghana, auch hier spielen Schuhe eine Rolle. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Amerikanische TV-Serien werden weltweit geschaut. Das lässt sich über Fernsehserien aus afrikanischen Staaten definitiv nicht sagen. Aber: Im westafrikanischen Ghana sorgt eine Serie für Furore, deren Grundkonzept eine glatte Kopie von "Sex and the City" ist. Aber sie ist eben doch ganz anders als das Vorbild aus den USA. Gemeinsam haben die beiden Serien aber zweierlei: Es geht um Frauen und Sex. Und die Staffeln entwickeln einen hohen Suchtfaktor beim Publikum.
    Die afrikanische Stadt heißt Accra, sie die Hauptstadt von Ghana in Westafrika. Es geht um fünf Frauen in dieser afrikanischen Stadt. Fünf Frauen mit einer Gemeinsamkeit: Nana, Zainab, Makena, Nogozi und Sadé haben im Ausland gelebt. Und jetzt sind zurück in der Heimat.
    Zurück in Ghana. In der Hauptstadt Accra, in denen die Gegensätze zwischen arm und reich frappierend sind. Fünf Frauen mit Top-Ausbildungen, fünf Frauen, die nach Liebe suchen. Und manchmal nach Sex. Fünf schwarze Frauen. Also ganz anders also als in "Sex and the City".
    Nicole Amarteifio hat diese fünf Frauencharaktere erfunden. Amarteifio ist selbst in Ghana geboren, ist aber in London und in den USA aufgewachsen, arbeitete für die Weltbank und kehrte dann nach Ghana zurück. Mit sechs Staffeln "Sex and the City" im Gepäck.
    Ich schaute das an und fragte mich: Was wäre die afrikanische Version dessen?"
    Schöne, wohlhabende, elitäre Frauen
    Heraus kam die Serie "Eine afrikanische Stadt". Mit schönen, wohlhabenden, elitären Frauen. Sie haben alle im Ausland gelebt, gelernt, teilweise auch geliebt – wie ihre Erfinderin Amarteifio. Die Serie erzählt, was nach ihrer Rückkehr in Ghana erleben - natürlich vor allem mit Männern. Beispielsweise als drei der Rückkehrerinnen mit Parlamentariern essen gehen. Politikern mit dem Fachgebiet "Gesundheit". Die erklären den Frauen, sie würden nur mit Partnerinnen Sex haben, die "sauber" aussehen:
    Denn, so die bescheuerte Erklärung: Wer "sauber" aussehe, könne nicht HIV-infiziert sein. Die Frauen sind perplex. Und dann wütend:
    Natürlich ist ein so offener Umgang mit Themen wie Sex, Kondome oder altbackenen Männererwartungen an Frauen für das Publikum in Ghana spektakulär. Drehbuchautorin Nicole Amarteifio erlebte die Erwartungen ghanaischer Männer an Frauen nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland am eigenen Leib. Sie musste interessierten Herren selbst sagen: "Ich werde Dir wohl nicht jeden Tag Frühstück, Mittag- und Abendessen zubereiten."
    Ein Schuss Realismus in der Serie
    Das im Ausland erworbene Selbstbewusstsein der fünf Frauencharakteren knallt auf traditionelle Verhaltenserwartungen von Männern und Gesellschaft in Ghana. Das ist die Würze von "An African City". Dass immer mehr afrikanische Modeschöpfer, Möbel-Hersteller und Innenarchitekten in die elitäre Kunstwelt der Serie eingebaut wurden, das ist attraktiv für das afrikanische Publikum. Modernität und Schick aus der eigenen, nicht aus der westlichen Kultur, das ist neu. Und dass der nervtötende Alltag mit korrupten Polizisten, dauernden Stromausfällen und ignoranten politischen Führern auch vorkommt, das ist ein Schuss Realismus in der Serie.
    Für die Produzentin und Drehbuchautorin Nicole Amarteifio gibt es noch ein wichtiges Element: "Das Bild afrikanischer Frauen ist oft von Armut geprägt." Und immer negativ. "An African City" zeigt ein anderes Bild: Schlaue, selbstbewusste, witzige Frauen mit ihren Alltags-Abenteuern. Für viele Zuschauer eine Traumwelt. Aber eine, die sie offensichtlich mögen. Millionfach. In Westafrika, in den USA, Lateinamerika und teilweise in Asien. Und natürlich in Ghana.