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Russische Spieler in Wimbledon
Rollstuhltennisspielerin: "Hätte mir weiterhin einen Ausschluss gewünscht"

Tennisspielerinnen und -spieler aus Russland und Belarus dürfen auf Druck der Verbände wieder in Wimbledon starten. Ex-Rollstuhltennisspielerin Sabine Ellerbrock bedauert das. Sie sehe Werte des Sports so im Tennis nicht vertreten, sagte sie im Dlf.

Sabine Ellerbrock im Gespräch mit Marina Schweizer |
Der Russe Daniil Medvedev beim Tennis-Turnier in Wimbledon im Jahr 2021.
Der Russe Daniil Medvedev beim Tennis-Turnier in Wimbledon im Jahr 2021. (imago images / Xinhua / Tim Ireland via www.imago-images.de)
Im vergangenen Jahr waren Tennis-Spielerinnen und Tennis-Spielern aus Russland und Belarus vom Grand-Slam-Turnier in Wimbledon ausgeschlossen. In diesem Jahr werden sie unter neutraler Flagge wieder starten dürfen. Das gab der englische Tennisverband LTA bekannt. In seiner Stellungnahme gab der Verband auch an, die Entscheidung nicht freiwillig getroffen zu haben, sondern unter Androhung von Strafen seitens der Verbände ITF, ATP und WTA.
"Das ist ein Kompromiss, der da eingegangen wird", sagt die ehemalige Rollstuhltennis-Spielerin und Athleten-Deutschland-Mitglied Sabine Ellerbrock im Deutschlandfunk. "Ich vertrete grundsätzlich die Meinung von Athleten Deutschland und hätte mir weiterhin einen Ausschluss gewünscht."
Sabine Ellerbrock 2019 in Wimbledon.
Sabine Ellerbrock 2019 in Wimbledon. (imago images / Hasenkopf / Juergen Hasenkopf via www.imago-images.de)

Neutralitätserklärung verpflichtend

Um in Wimbledon starten zu dürfen, müssen die Spielerinnen und Spieler eine sogenannte Neutralitätserklärung unterschreiben. So sollen sie versichern, dass sie den russischen Angriffskrieg in der Ukraine nicht unterstützen. "Ob das dann so gefahrlos ist, weiß ich nicht", sagt Ellerbrock mit Blick auf das Regime. "Indirekt ist natürlich jedem klar, dass sie sich zumindest nicht öffentlich zum Krieg bekannt haben. Aber letztlich wird in Russland ja auch nicht offen über den Krieg gesprochen. Von daher kann ich da das Gefährdungspotential für die Sportler auch schlecht einschätzen."

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Generell geht der Tennissport aktuell einen anderen Weg als viele andere Sportarten. Russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler sind schon länger als "neutrale Athleten" auf der Tour dabei. In vielen anderen Sportarten sind die gänzlich ausgeschlossen. "Mit Ausnahme von Weltmeisterschaften und Paralympischen Spielen steht die Nationalität im Tennis eher im Hintergrund", sagt Ellerbrock. Die Werte des Sports sehe sie aber bei dieser Entscheidung nicht vertreten. "Von daher hätte ich mir auch für meine Sportart etwas anderes gewünscht." Dass dem englischen Tennisverband Strafen drohen, sollten russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler ausgeschlossen werden, hält sie für "bedenklich".

"Schwierig, wenn ein Flickenteppich entsteht"

Der Welt-Leichtathletik-Verband etwa geht einen anderen Weg und schließt Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus weiter aus. "Grundsätzlich finde ich es schwierig, wenn da so ein Flickenteppich entsteht", sagt Ellerbrock. "Letztlich finde ich es auch schade, dass offensichtlich sehr wenige Athleten mit ins Boot geholt werden, sondern dass es letztlich die Dachverbände und Funktionäre sind, die die Entscheidungen treffen - und das häufig über den Kopf der Athletinnen und Athleten hinweg."
Ellerbrock sieht auch die Gefahr, dass russische Sportlerinnen und Sportler trotz Neutralitätserklärung für Propaganda-Zwecke genutzt werden. "Wenn ich mit vorstelle, dass ein Mitglied der britischen Königsfamilie einem russischen Spieler den Pokal überreicht, dann muss man einfach davon ausgehen, dass das für Propagandazwecke genutzt wird."