Windgas ist Gas, das aus erneuerbaren Energien, also Sonne und hauptsächlich eben Wind erzeugt wird. Windgas macht erneuerbare Energien speicherbar und zwar in großen Mengen über längere Zeit, was zum Beispiel mit Akkus nicht mal ansatzweise möglich wäre. Das Speichern ist aber im Hinblick auf die Energiewende wichtig. 2050 sollen mindestens 80 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Das Speichern von Energie ist immens wichtig, sagt Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy:
"Wenn wir uns später mal vollständig aus erneuerbaren Energien versorgen, dann brauchen wir das. Wir brauchen einen sogenannten Langzeitspeicher, damit in den Phasen, wo wir viel Wind- und Sonnenstrom haben einspeichern können und in der sogenannten Dunkelflaute, also wo weder die Sonne scheint, noch der Wind weht – das kann man manchmal 14 Tage dauern – dass wir dann genügend Energie haben, um eine sichere Versorgung zu haben."
Gasspeicherung als Alternative
Die überschüssige Energie wird also zum Beispiel per Elektrolyse in Wasserstoff oder in einem weiteren Syntheseschritt in Methan verwandelt, in Gasspeichern gespeichert und dann wieder in Gaskraftwerken in Strom zurückverwandelt. Und zwar dann wenn er gebraucht wird. Das Berliner Analyseinstitut Energy Brainpool hat berechnet, dass das langfristig tatsächlich wirtschaftlich ist und Kosten spart, weil das Gas ja aus Stromüberschüssen erzeugt wird, die andernfalls gar nicht genutzt werden könnten. Dennoch sind die Energieverluste bei der Umwandlung relativ hoch, sagt Thorsten Lenck von Energy Brainpool aus Berlin:
"Also man geht davon aus, dass wenn die Technologie ausgereift ist wir 80 Prozent Umwandlungsverlust haben von Strom zu Gas und dann kommt es natürlich auf die Technologie an mit der wir rückverstromen. Wenn wir dort Gas- und Dampfturbinen beispielsweise ansetzen, die erreichen heute einen Wirkungsgrad von 60 Prozent."
Die Windgastechnologie entwickelt hat Michael Sterner von der Ostbayrischen Technischen Hochschule Regensburg. Er sieht im Hinblick auf die Energiewende und der CO2 Reduktion die Bedeutung von Windgas nicht nur im Stromsektor:
"Weil wir gerade in der Mobilität und in der chemischen Industrie sehr viele fossile Rohstoffe verwenden, die wir nur sehr schwer ersetzen können. Es gibt hoffnungsvolle Ansätze mit der Elektromobilität und mit der Biomasse, aber die sind alle begrenzt im Potential und Akzeptanz und Kosten. Und mit Windgas haben wir eine Technologie, die es uns ermöglicht im Zuge der Decarbonisierung, die sehr wichtig ist für den Umweltschutz, auch langfristig Wind und Sonne eine Chance zu geben, eine Brücke zu bauen, um in der Mobilität und der Chemie eine Rolle zu spielen."
Wind und Sonne als Chance
Bisher gibt es knapp zwei Dutzend Windgasanlagen in Deutschland. Greenpeace Energy als Energieversorger bietet jetzt bereits ein Stromprodukt namens "pro Windgas" an und ist selber an zwei Anlagen beteiligt. Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy hofft, dass die noch relativ hohen Kosten für die Erzeugung von Strom aus Windgas langfristig sinken, und fordert, dass die politischen Rahmenbedingungen entsprechend geändert werden:
"Da geht es darum, dass man nur schwer an Regelenergiemärkten anbieten kann, es darum, dass das Genehmigungsverfahren sehr kompliziert und langwierig ist und es geht auch darum, dass die Stromkosten für einen Elektrolyseur, obwohl er doch mit überschüssigem Strom arbeitet gleichwohl sehr hoch sind, weil da einfach regulatorische Bedingungen sind, die man an die Technologie anpassen muss."
Noch ist es in jedem Fall so, dass Strom aus Wind und Sonne am wirtschaftlichsten genutzt werden kann, wenn er sofort und direkt genutzt wird.