1995 investierte Christian Herz zum ersten Mal in eine deutsche Windkraftanlage auf dem Festland. Seither hat der promovierte Politologe ein immenses Fachwissen gesammelt und sogar sein Faible für Windkraft zum Beruf gemacht - als Windparkmanager. Was seine eigenen Anlegererfahrungen angeht, ist der Branchenkenner tief enttäuscht. Einzige Ausnahme: seine Erstinvestition.
"Es war ein reiner Bürgerwindpark, der läuft bis heute gut. Alle anderen Projekte, die ich danach getätigt habe, sind schlecht. Die meisten Parks – gerade aus der Boomphase – sind zwischen zehn und 40 Prozent unter dem Sollwert."
Heißt: Sie werfen bei Weitem nicht die versprochene Rendite ab.
Bis zu 80 Prozent der großen deutschen Onshore-Windparks seien defizitär, so Herz. Seit acht Jahren engagiert er sich im Anlegerbeirat des Bundesverbandes Windenergie BWE, um der Misere ein Ende zu bereiten. Häufigste Probleme aus seiner Sicht:
"Völlig überhöhte Windprognosen, das bedeutet, es ist zu wenig Geld da, gleichzeitig ist die Anlagentechnik in einem Großteil der Anlagen und Projekte so schlecht, dass die Reparaturkostenansätze verdoppelt bis verdreifacht werden müssen und das bei der Masse im jetzt achten bis zwölften Betriebsjahr, und sie sollen ja eigentlich 20 Jahre halten."
Falsche Windertragsprognosen seien vor allem ein Problem der Anfangsjahre gewesen, entgegnet Sylvia Pilarsky-Grosch, Präsidentin des BWE. Das könne so, jetzt nicht mehr passieren da:
"Wir in den letzten sieben Jahren zweimal den Index, an dem die Erträge bemessen werden, geändert haben, sodass wir tatsächlich in Deutschland Gebiete haben, in denen vor zehn Jahren noch 30 Prozent höhere Erträge angenommen wurden, weil man einfach auf eine unzureichende Datenbasis zurückgegriffen hat."
Doch es gibt noch weitaus mehr Tücken, auf die Anleger achten sollten. Ganze 74 Seiten stark ist der "Ratgeber für Windpark-Anleger", die der BWE-Anlegerbeirat im Internet publiziert hat. Hier nur ein kleiner Auszug daraus über weitere Risiken für Anleger: steuerliche Nachzahlungen, unredliche Geschäftsführer, fehlende Akteneinsicht, unzureichende Mitbestimmung. Viele dieser Gefahren könnten Anleger aber aufgrund der Verkaufsprospekte gar nicht erkennen, wenn sie sich für ihre Investition entscheiden, sagt Thomas Pfister, Referent für nachhaltige Geldanlagen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Etwa bei den Renditen:
"Man kann sich natürlich das immer schön rechnen: Es gibt unterschiedliche mathematische Verfahren – berechnet man die Renditen vor Steuern, nach Steuern, berechnet man nach dem internen Zinsfuß etc. oder andere Renditemaßstäbe – wo man natürlich dann auch im legalen Bereich die Möglichkeit hat, sich die Renditen hochzurechnen, schön zu rechnen. Was natürlich auch die Vergangenheit gezeigt hat: In aller Regel waren sie zu optimistisch und nicht zu pessimistisch."
Vorsicht ist also geboten, denn es gibt auch keine Behörden, die Anleger vor Investitionen in dubiose Projekte schützen, warnt Pfister.
"Wir bewegen uns hier im Bereich des sogenannten grau-grünen Kapitalmarktes, das heißt, es gibt hier nicht wirklich eine Aufsicht, die BaFin prüft die Verkaufsprospekte nicht inhaltlich, sondern lediglich formell – schaut sich quasi das nicht genau an – das heißt, die Angaben müssen auf jeden Fall kritisch gesehen und begutachtet werden."
Auch eine Einlagensicherung wie bei klassischen Zinsprodukten von Banken gebe es nicht, so der Verbraucherschützer. Teil des Problems ist für Anlegerbeirat Christian Herz außerdem, dass ein Projekt für Anleger durchaus schlecht laufen kann, sich für andere Projektbeteiligte aber eigentlich immer lohnt:
"Das sind die Dienstleistungsunternehmen, die für die Wartung und Instandhaltung der Anlagen zuständig sind, die Planer und die Geschäftsführer."
Immerhin: In den letzten Jahren habe sich die Aufklärungspflicht der Anbieter vergrößert betont Sylvia Pilarsky-Grosch. Doch sogar die BWE-Präsidentin warnt, dass Investieren in Windenergieanlagen nichts für jedermann ist.
"Man darf nie vergessen, dass die Beteiligung am Windpark eben eine unternehmerische Beteiligung ist – deswegen hat man auch die steuerlichen Vorteile dabei – man hat dann eben aber auch andere Risiken als auf dem Sparbuch."
Zu dem unternehmerischen Risiko kann auch ein Totalverlust der investierten Gelder gehören. Verbraucherschützer Thomas Pfister empfiehlt privaten Kleinanlegern daher, frühestens dann in Windkraftanlagen zu investieren, wenn sie diese Fragen bejahen können:
"Bin ich bereit, im schlimmsten Fall auf das eingezahlte Kapital zu verzichten? Was ist mit meiner privaten Altersvorsorge? Habe ich hier quasi schon meine Schäfchen ins Trockene gebracht?"
"Es war ein reiner Bürgerwindpark, der läuft bis heute gut. Alle anderen Projekte, die ich danach getätigt habe, sind schlecht. Die meisten Parks – gerade aus der Boomphase – sind zwischen zehn und 40 Prozent unter dem Sollwert."
Heißt: Sie werfen bei Weitem nicht die versprochene Rendite ab.
Bis zu 80 Prozent der großen deutschen Onshore-Windparks seien defizitär, so Herz. Seit acht Jahren engagiert er sich im Anlegerbeirat des Bundesverbandes Windenergie BWE, um der Misere ein Ende zu bereiten. Häufigste Probleme aus seiner Sicht:
"Völlig überhöhte Windprognosen, das bedeutet, es ist zu wenig Geld da, gleichzeitig ist die Anlagentechnik in einem Großteil der Anlagen und Projekte so schlecht, dass die Reparaturkostenansätze verdoppelt bis verdreifacht werden müssen und das bei der Masse im jetzt achten bis zwölften Betriebsjahr, und sie sollen ja eigentlich 20 Jahre halten."
Falsche Windertragsprognosen seien vor allem ein Problem der Anfangsjahre gewesen, entgegnet Sylvia Pilarsky-Grosch, Präsidentin des BWE. Das könne so, jetzt nicht mehr passieren da:
"Wir in den letzten sieben Jahren zweimal den Index, an dem die Erträge bemessen werden, geändert haben, sodass wir tatsächlich in Deutschland Gebiete haben, in denen vor zehn Jahren noch 30 Prozent höhere Erträge angenommen wurden, weil man einfach auf eine unzureichende Datenbasis zurückgegriffen hat."
Doch es gibt noch weitaus mehr Tücken, auf die Anleger achten sollten. Ganze 74 Seiten stark ist der "Ratgeber für Windpark-Anleger", die der BWE-Anlegerbeirat im Internet publiziert hat. Hier nur ein kleiner Auszug daraus über weitere Risiken für Anleger: steuerliche Nachzahlungen, unredliche Geschäftsführer, fehlende Akteneinsicht, unzureichende Mitbestimmung. Viele dieser Gefahren könnten Anleger aber aufgrund der Verkaufsprospekte gar nicht erkennen, wenn sie sich für ihre Investition entscheiden, sagt Thomas Pfister, Referent für nachhaltige Geldanlagen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Etwa bei den Renditen:
"Man kann sich natürlich das immer schön rechnen: Es gibt unterschiedliche mathematische Verfahren – berechnet man die Renditen vor Steuern, nach Steuern, berechnet man nach dem internen Zinsfuß etc. oder andere Renditemaßstäbe – wo man natürlich dann auch im legalen Bereich die Möglichkeit hat, sich die Renditen hochzurechnen, schön zu rechnen. Was natürlich auch die Vergangenheit gezeigt hat: In aller Regel waren sie zu optimistisch und nicht zu pessimistisch."
Vorsicht ist also geboten, denn es gibt auch keine Behörden, die Anleger vor Investitionen in dubiose Projekte schützen, warnt Pfister.
"Wir bewegen uns hier im Bereich des sogenannten grau-grünen Kapitalmarktes, das heißt, es gibt hier nicht wirklich eine Aufsicht, die BaFin prüft die Verkaufsprospekte nicht inhaltlich, sondern lediglich formell – schaut sich quasi das nicht genau an – das heißt, die Angaben müssen auf jeden Fall kritisch gesehen und begutachtet werden."
Auch eine Einlagensicherung wie bei klassischen Zinsprodukten von Banken gebe es nicht, so der Verbraucherschützer. Teil des Problems ist für Anlegerbeirat Christian Herz außerdem, dass ein Projekt für Anleger durchaus schlecht laufen kann, sich für andere Projektbeteiligte aber eigentlich immer lohnt:
"Das sind die Dienstleistungsunternehmen, die für die Wartung und Instandhaltung der Anlagen zuständig sind, die Planer und die Geschäftsführer."
Immerhin: In den letzten Jahren habe sich die Aufklärungspflicht der Anbieter vergrößert betont Sylvia Pilarsky-Grosch. Doch sogar die BWE-Präsidentin warnt, dass Investieren in Windenergieanlagen nichts für jedermann ist.
"Man darf nie vergessen, dass die Beteiligung am Windpark eben eine unternehmerische Beteiligung ist – deswegen hat man auch die steuerlichen Vorteile dabei – man hat dann eben aber auch andere Risiken als auf dem Sparbuch."
Zu dem unternehmerischen Risiko kann auch ein Totalverlust der investierten Gelder gehören. Verbraucherschützer Thomas Pfister empfiehlt privaten Kleinanlegern daher, frühestens dann in Windkraftanlagen zu investieren, wenn sie diese Fragen bejahen können:
"Bin ich bereit, im schlimmsten Fall auf das eingezahlte Kapital zu verzichten? Was ist mit meiner privaten Altersvorsorge? Habe ich hier quasi schon meine Schäfchen ins Trockene gebracht?"