Archiv

Windräder und Tierschutz
Beschichtung soll Kollisionen mit Fledermäusen verhindern

Windenergieanlagen produzieren Strom, ohne dabei fossile Energieträger zu nutzen oder Kohlendioxid in die Atmosphäre zu pusten. Die rotierenden Flügel der Windräder sind aber auch eine Gefahr für Tiere. Amerikanische Forscher wollen da Abhilfe schaffen.

Von Monika Seynsche | 05.09.2017
    Windräder in einem Baumwollfeld in Colorado City, Texas, USA.
    Windräder in einem Baumwollfeld in Colorado City, Texas, USA. (imago/imagebroker)
    Texas ist das Heimatland der Ölbarone, aber gleichzeitig stehen hier auch mehr Windenergieanlagen als in jedem anderen US-Bundesstaat. Die Windparks erstrecken sich über die ehemaligen Prärien der Southern Great Plains – und damit über ein Gebiet, das zahlreiche Fledermausarten nutzen, um zwischen ihren Sommer- und Winterquartieren hin und her zu pendeln.
    "Wir entdeckten sehr schnell, dass in den Windparks sehr viele dieser migrierenden Fledermäuse zu Tode kommen. Und zwar nicht nur hier, sondern überall in Nordamerika. Also begannen wir, die Todesfälle zu untersuchen und zu erforschen, wie es dazu kommt."
    Die Ökologin Amanda Hale und ihre Kollegen von der Texas Christian University konzentrierten sich dabei auf einen Windpark namens Wolf Ridge, nördlich von Fort Worth.
    "Mithilfe von Nachtsicht-Videoüberwachung und Wärmebildkameras konnten wir sehen, dass die Fledermäuse sowohl am Turm, als auch an der Nabe und den Rotorblättern nach Insekten jagen. Außerdem scheinen sie neugierig zu sein und die Strukturen geradezu erforschen zu wollen. Sie fliegen immer wieder mit dem Kopf voran auf die Anlagen zu, sei es um sich dort auszuruhen, oder – das ist die Theorie meines Labors – um von den Oberflächen zu trinken."
    Fledermäuse orientieren sich mit Echoortung und ziehen Rückschlüsse auf ihre Umgebung aus den akustischen Signalen, die von unterschiedlichen Oberflächen zu ihnen zurückgeworfen werden. Frühere Studien haben darauf hingedeutet, dass die Tiere dabei Probleme haben, Wasseroberflächen von anderen glatten Oberflächen zu unterscheiden. Daher vermutet Amanda Hale, dass die Fledermäuse die glatten Türme und Rotorblätter der Windenergieanlagen mit Pfützen oder Seen verwechseln und beim Versuch zu trinken mit den Anlagen kollidieren."
    "Deshalb hat mein Labor einen rauen Oberflächenanstrich entwickelt, mit dem Windturbinen behandelt werden können, um die akustischen Eigenschaften der glatten Oberflächen zu verändern. Hoffentlich reduziert das die Zeit, die die Fledermäuse in der direkten Umgebung der Anlagen mit der Suche nach Insekten oder Wasser verbringen."
    Erste Tests im Labor waren erfolgreich. Jetzt haben die Forscher einige Turbinen im Wolf Ridge Windpark mit ihrem Anstrich versehen und werten aus, wie die Fledermäuse dort draußen darauf reagieren. In jedem Fall sei es wichtig, eine Lösung für das Problem zu finden, sagt Amanda Hale. Denn es häuften sich die Hinweise darauf, dass Fledermäuse von Windparks geradezu magisch angezogen werden.
    "Vögel fliegen in Dinge, die wir bauen, seien es Leuchttürme, Häuser oder Autos. Fledermäuse tun das aber eigentlich nicht. Es scheint also in den Windparks irgendein Problem mit ihrer Wahrnehmung zu geben. Möglicherweise halten sie die Turbinen aus der Entfernung für Bäume oder sie orientieren sich während ihrer Wanderungen an den länglichen Strukturen. Was auch immer es ist, anders als Vögel fliegen sie nicht zufällig durch die Windparks, sondern suchen sie ganz gezielt auf. Dort angekommen, verbringen sie viel Zeit damit, die Anlagen zu erforschen. Nur, je länger sie bleiben, desto größer ist ihr Risiko, von den Rotorblättern erschlagen zu werden. Wir brauchen also dringend gut durchdachte Strategien, um die Fledermäuse aus den Windparks zu vertreiben und so die Todeszahlen zu senken."
    Ähnlich sieht es Taber Allison, der Forschungsdirektor des American Wind Wildlife Institutes. Die Nichtregierungsorganisation untersucht, welche Folgen Windenergieanlagen auf die Umwelt haben. Besondere Sorgen macht er sich um Fledermäuse und um Raubvögel, die ebenfalls in großen Zahlen den Windparks zum Opfer fallen. Andere Tierarten dagegen kämen gut mit den Turbinen zurecht.
    "Hier in den USA haben wir Maultierhirsche, Gabelantilopen und Wapitis, deren Aktivitäten rund um die Windparks untersucht worden sind. Keine der Studien zeigt negative Reaktionen dieser Tierarten."