Wintersport
Skispringer schon gut in Form - Kombinierer mit "Luft nach oben"

Nach vier Weltcup-Springen haben die deutschen Skispringer schon fünf Podestplätze geholt. Sportdirektor Horst Hüttel begründet das mit der guten Stimmung im Team. Trainer Eric Frenzel sieht bei den Nordischen Kombinierern noch Verbesserungsbedarf.

Horst Hüttel, Eric Frenzel und Florian Aichinger im Gespräch mit Astrid Rawohl | 03.12.2023
Horst Hüttel, Sportdirektor beim Deutschen Ski-Verband für die Disziplinen Skisprung und Nordische Kombination, in einem Gespräch.
Horst Hüttel, Sportdirektor beim Deutschen Ski-Verband für die Disziplinen Skisprung und Nordische Kombination. (IMAGO / Ulrich Wagner / IMAGO / Ulrich Wagner)
Schon fünf Podestplätze haben die deutschen Skispringer in den ersten vier Weltcup-Springen der Saison gesammelt. Mehr waren es noch nie in der Geschichte des Weltcups zu diesem Zeitpunkt in der Saison. Am Sonntag kam Andreas Wellinger beim Springen in Lillehammer auf Rang zwei, hinter dem Österreicher Stefan Kraft.
"Das wünscht man sich vielleicht, oder man träumt davon, aber damit kann man natürlich nicht rechnen. Deswegen sind wir natürlich sehr zufrieden", sagte Horst Hüttel, Sportdirektor Weltcup für Skisprung und Nordische Kombination, im Deutschlandfunk. "Vor allem, dass die ganze Mannschaft bislang schon hervorragend performt hat, macht uns Hoffnung für die laufende Saison", sagte er.
Die Stimmung im Team sei "konzentriert und entspannt", sagte Hüttel. "Und diese Paarung macht den Erfolg im Moment mit aus." Auch Umstellungen im Trainerteam nach der enttäuschenden vergangenen Weltcup-Saison habe "zu Veränderungen geführt, die sich dann jetzt hier auch bemerkbar machen."
Darauf, dass nach den anfänglichen Erfolgen auch die kommenden Springen gut laufen werden, wollte sich Hüttel aber nicht verlassen: "Wenn man vom Podium heruntergeht, ist man wieder mit den anderen auf einer Ebene. Es ist eine Floskel, aber jedes Springen geht wieder bei null los. Deswegen sollte man den Fokus nie verlieren."
Der Österreicher Stefan Kraft hat in Lillehammer nun seinen vierten Sieg im vierten Weltcup gefeiert. "Er war schon immer gut, aber so dominant auch noch nicht", sagte Hüttel. In dieser Form sei Kraft auch der Topfavorit bei der Vierschanzentournee, Hüttel fügte aber an: "Wir werden kämpfen. Wir werden alles daran setzen, um unsere Form zu halten. Wir werden auf uns schauen und dann sehen, was da passiert."

Frenzel: Nordische Kombinierer noch mit "Luft nach oben"

Die deutschen Nordischen Kombinierer sind am Sonntag beim Weltcup in Lillehammer leer ausgegangen. Beim Sieg des Norwegers Jarl Magnus Rüber, sein vierter Sieg in Folge, schaffte es von den Startern des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) nur Julian Schmid unter die besten Zehn. Er wurde Sechster.
"Grundsätzlich bin ich meinen Jungs zufrieden", sagte Eric Frenzel, leitender Trainer der Nordischen Kombinierer, im Deutschlandfunk. "Wir merken, dass noch Luft nach oben ist, speziell auf der Schanze", sagte er. Beim Springen habe "noch nicht jeder Einzelne die 100 Prozent erreicht. Da haben wir schon bessere Sprünge gesehen. Da muss man jetzt den berühmten Flow finden."
Zum ersten Mal seit der Saison 1998/99 ist das DSV-Team nun in den ersten fünf Wettkämpfen der Saison ohne Podestplatz geblieben. Frenzel macht sich deshalb aber keine Sorgen: "Wir sind an sich gut aufgestellt. Die Jungs wissen, was in ihnen steckt. Das müssen wir jetzt versuchen herauszukitzeln und dann wird es auch nicht mehr lange dauern, bis wir Podestplätze gewinnen werden."

Olympische Zukunft der Kombination offen

Fragezeichen stehen dagegen noch hinter der Zukunft der Nordischen Kombination bei den Olympischen Winterspielen. Möglicherweise fliegt die Sportart aus dem Programm. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) begründet das mit der fehlenden Leistungsdichte in der Weltspitze und den geringen Einschaltquoten.
Frenzel will deshalb im Januar noch einmal Werbung für den Sport machen und fliegt zu den Olympischen Jugendspielen nach Südkorea. Auch IOC-Sportdirektor Kit McConnell wird vor Ort sein. Dafür lässt Frenzel sogar den Heim-Weltcup in Schonach sausen. Frenzel wolle mit McConnel "darüber reden, wie spannend die Nordische Kombination sein kann. Es liegt ein großer Spannungsreiz darin. Gerade die Rennen in Lillehammer haben gezeigt, dass da enorm viel Nervenkitzel drin liegen kann. Die Nordische Kombination muss sich natürlich weiter breit aufstellen. Darin sind wir bemüht und das muss man McConnel natürlich auch vorzeigen können. Und das hoffe ich, machen zu können."

Aichinger: Kombiniererinnen können "Form noch steigern"

Besser als bei den Männern läuft es in der Nordischen Kombination aktuell bei den Frauen. Gleich vier DSV-Athletinnen landeten in Lillehammer unter den besten Zehn. Der leitende Trainer Florian Aichinger zeigte sich im Dlf dennoch nicht ganz zufrieden: "Wir haben uns schwer getan, in den Rhythmus zu finden. Aber wir sind noch ein paar Tage hier und da werden wir mit Sicherheit unsere Form noch steigern."
Wie bei den Männern ist auch bei den Frauen Norwegen die dominierende Nation. "Das ganze Land ist einfach eine Sportnation, wie man sie wohl sonst auf der Welt nicht mehr findet. Jeder ist extrem sportlich begeistert, Eltern und Kinder. Das ganze System ist darauf ausgerichtet, Menschen in den Sport, in den Schnee zu bringen. Das ist die eine Seite. Und die zweite Seite ist die, dass sie extrem professionell trainieren. Die Olympia-Stützpunkte sind extrem vorbildlich. Natürlich versuchen wir das auch alles zu machen und uns jedes Jahr zu steigern, aber sie geben schon ein enormes Tempo vor."