Bernd Lechler: Es ist eine Schlagzeugplatte, nicht wahr?
Justin Sullivan: Ja. Ich bin ein Riesenschlagzeugfan. Ist ja auch ein uraltes Kulturerbe, nicht?, gemeinsam auf Trommeln zu hauen. Es fällt dann immer dieses Wort "tribal", was mich ein bisschen ärgert - sobald man mehr als drei Standtoms auf einmal benutzt, sind das "Stammestrommeln". Nein! Es sind nur viele Standtoms. Dazu kommt, dass Percussion Platz lässt. Ich hab eine tiefe Stimme; Marshall hatte immer einen eher tiefen Gitarrensound - es passierte zu viel im Bereich der unteren Mitten und Bässe. Diesmal haben wir etwa gesagt: Bei diesem Song lassen wir die Bassgitarre weg, wir schichten einfach Trommeln übereinander. Oder: Dieser Song ist zwar auf einer Gitarre entstanden, aber die streichen wir jetzt, wir schichten die Trommeln. Und als Nelson ausstieg und wir einen neuen Bassisten suchten, haben wir Kerry unter anderem deswegen ausgewählt, weil er auch Schlagzeug spielt.
Bernd Lechler: Und es beginnt auch sehr beeindruckend mit "Horsemen". Das ist ein ziemlich apokalyptischer Song. Wer spricht da?
Justin Sullivan: Der Song handelt davon, dass sich jede Generation ihre Apokalypse erfindet. Tun wir das nicht immer schon? Im Text heißt es: "Wenn ich untergehe, soll alles mit untergehen." Was uns Menschen von den anderen Tieren unterscheidet, ist, dass wir uns so wichtig nehmen und so eitel sind. Wir können nicht akzeptieren, dass wir sterben - und alles andere einfach weiterläuft! So wird’s aber kommen.
Bernd Lechler: Sie sagen also: Nimm’s locker? Und der Song ist ironisch?
Justin Sullivan: Schon, ja. Ich glaube wohl, dass die Apokalypse kommt. Aber die Welt wird einen Mangel an Menschheit gut aushalten.
Bernd Lechler: Dann gibt es "I Need More Time" über das gnadenlose Fortschreiten der Zeit ...
Justin Sullivan: Jeder, den ich kenne, sagt: "Ich brauch mehr Zeit." Wenn man jung ist, denkt man: Ich werde dies tun und jenes, und das schau ich mir an, und dorthin werd ich reisen... Und nun bin ich älter und stelle fest, ich werde überhaupt nicht alles tun, was ich vorhatte. Ich werde doch nicht für England Fußball spielen. Einer meiner liebsten Filmszenen ist in "Blade Runner", als der Android, den Rutger Hauer spielt, zu seinem Schöpfer geht, und Tyrell sagt zu ihm: Was ist das Problem? Und er sagt: der Tod.
Bernd Lechler: Dann haben wir "Qasr El Nil Bridge" - ist das Ihr Song zum Arabischen Frühling?
Justin Sullivan: Sozusagen. Meine Schwester lebt in Kairo, und ich war im Frühjahr 2011 dort, nach den ersten Unruhen, als Mubarak schon abgesetzt war. Meine Schwester war mit einem Ägypter verheiratet. Sie sind inzwischen getrennt, aber sie hat eben diese große "Familie" dort, und so hab ich dort viel Zeit mit jungen Leuten verbracht, Musikern zumeist, die auch demonstriert hatten. Wir sind ein bisschen auf dem Nil gefahren... und jedenfalls hab ich sehr viel aufgeschrieben in der Zeit. Das Lied feiert den Aufstand ein wenig, sagt aber ja auch: "Jede Revolution frisst ihre Kinder."
Bernd Lechler: Ich meine, es gibt auf den Platten von New Model Army ja immer ein paar politische Themen - und sofort stürzen sich alle drauf. Wir reden jetzt auch schon wieder darüber.
Justin Sullivan: Dabei ist dieses Album nicht besonders politisch. Wir sind nicht Chumbawamba oder Rage Against The Machine oder Billy Bragg. Wir existieren nicht aus politischen Gründen. Und wir haben oft Songs aus einer Perspektive geschrieben, mit der wir nicht mal einverstanden sind. "My People" zum Beispiel, auf "The Love Of Hopeless Causes", hat einen Text, dessen Aussagen ich überhaupt nicht teile - aber es war interessant, sich in den Kopf eines Nationalisten zu versetzen und aus dem Blickwinkel von jemandem zu schreiben, der anders denkt als ich. Auf "Carnival" hatten wir einen Song über die Bradford Riots - aber eben aus der Sicht eines Polizisten. Das heißt, es gibt keine politische Agenda bei New Model Army. Wir schreiben einfach über Dinge, die passieren auf der Welt.
Bernd Lechler: Ja, mir hat das auch immer gut gefallen an der Band, weil das eine gewisse Furchtlosigkeit einschließt - bezüglich der Missverständnisse, die man auslöst.
Justin Sullivan: Stimmt. Früher hat mich das beschäftigt, wie oft wir falsch verstanden wurden. Heute sehe ich es als etwas Gutes. Wir hatten in England immer ein schwieriges Verhältnis zur Presse, und einmal sagte ein Reporter zu mir, alle Journalisten, die er kenne, hätten schreckliche Angst zuzugeben, dass sie uns gut finden. Weil sie nie wüssten, was wir nächste Woche tun. Als Künstler kann man kein größeres Lob bekommen.
Bernd Lechler: New Model Army waren aber auch nie die Band der Stunde und hatten keine Riesenhits ...
Justin Sullivan: Das ist aber gut so! Der Erfolg kam auch in verschiedenen Ländern zu unterschiedlicher Zeit. Und wenn mal ein Song richtig groß wurde, fanden wir das eher bedrohlich. Ich weiß noch, als "Vengeance" in England ein Hit wurde, haben wir das fünf Jahre lang nicht mehr live gespielt. Bei "Vagabonds" genauso. Kommerzieller Selbstmord! Aber es ist doch so: Wir haben jetzt 2013, und es gibt im Konzert keinen Song, den wir spielen müssen! Wir spielen, was wir wollen. Jemand sagte mal zu mir: Ihr wart in den 80ern und Anfang der 90er richtig populär, was spielt ihr denn aus der Zeit? Und ich sah mir die Setlist vom Weihnachtskonzert in Köln vor drei Jahren an, und da waren überhaupt nur zwei Songs von vor 2000 drauf! Die Leute kommen trotzdem.
Manche haben gesagt: "Dieses neue Album klingt ganz anders als sonst, habt ihr Sorge, dass das den Fans nicht gefällt?" Nein, überhaupt nicht! Wenn wir eine Platte machen, überlegen wir doch nicht: Was werden die Leute hiervon halten? Wir denken: Was halten wir davon! Ist das gut, gefällt es uns, sind wir stolz drauf? Ja! Wird es anderen Leuten gefallen? Keine Ahnung! Musik zu machen war für uns nie ein Mittel zum Zweck. Wir taten das nie, um Erfolg zu haben, Geld zu verdienen, berühmt zu werden, Mädchen zu kriegen... nichts davon. Wir machen Musik, um Musik zu machen. Weil das toll ist! Und so denke ich heute noch.
Bernd Lechler: Also haben Sie nie Zeitgenossen wie Depeche Mode oder U2 beneidet und gedacht: Eigentlich hätten wir so einen Erfolg auch verdient ...
Justin Sullivan: Das Problem ist, je erfolgreicher man wird, desto mehr muss man die ganz großen Sachen machen. In einem Stadion musst du auch die ganz hinten erreichen. Also musst du rufen: So, jetzt klatscht alle! Aber ich will den Leuten nicht sagen, was sie tun sollen! Vor tausend oder zweitausend, das finde ich gut. Die besten Konzerte, die ich selbst gesehen habe, waren auch in kleinen Clubs mit dreihundert Leuten.
Manchmal rede ich mit anderen Sängern, und die sprechen von "dem Publikum", als wär das ein Ding. Ich denke das nicht, ich denke, das sind lauter ganz unterschiedliche Individuen, die alle aus ganz unterschiedlichen Gründen gekommen sind. Wie sie auf die Musik reagieren, steht ihnen frei. Ich werd’s ihnen nicht vorschreiben. Wenn sie tanzen wollen oder klatschen, sollen sie tanzen oder klatschen. Wenn sie nur dastehen wollen - wunderbar.
Bernd Lechler: Wobei Ihre Band zwar nicht so groß ist wie Depeche Mode, aber eine ähnlich ergebene Fangemeinde hat. Auch für die jetzige Tour sah ich eine Facebook-Seite, auf der sich Leute organisieren, um New Model Army im Bus hinterherzuziehen. Erkennen Sie Gesichter in der ersten Reihe?
Justin Sullivan: Ja, das kommt vor.
Bernd Lechler: Und haben Sie eine Ahnung, warum Sie zu dieser Sorte Bands gehören?
Justin Sullivan: Da denkt man am besten nicht drüber nach. Wir machen einfach Musik. Und benehmen uns so, wir wir sind. Ich meine, ich bin auf der Bühne nicht viel anders als sonst auch. Man überzeichnet vielleicht ein bisschen, aber ich bin trotzdem noch ich. Mir fiele das schwer, wie Robert Smith von The Cure immer das Makeup aufzulegen. Manche wollen das so, weil sie dann trennen können zwischen sich und ihrer Bühnenfigur. Uns liegt das nicht, wir sind einfach wir selbst und machen unser Ding. Und vielleicht macht uns das freier, dass wir keine ganz große Band sind. Als ich das letzte Mal in den Kühlschrank geschaut habe, war jedenfalls was zum Essen drin. Ich hab eine Bleibe. Das reicht mir. Und es ist bei New Model Army ja so: Manchmal spielen wir durchaus auf Riesenfestivals vor hunderttausend Leuten. Dann wieder nur vor zweihundert in einem kleinen Club. Manchmal wohnen wir in richtig schönen Hotels und essen hervorragend. Manchmal sind es schlechte Hotels und mieses Essen. Mal werden wir behandelt wie Halbgötter, mal wie ein trauriges Überbleibsel aus den 80ern. Das ist eine Balance: Wir kriegen all die guten Dinge - aber nicht so oft, dass wir uns daran gewöhnen würden. Ich finde, das ist eine sehr gute und privilegierte Art zu leben.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Justin Sullivan: Ja. Ich bin ein Riesenschlagzeugfan. Ist ja auch ein uraltes Kulturerbe, nicht?, gemeinsam auf Trommeln zu hauen. Es fällt dann immer dieses Wort "tribal", was mich ein bisschen ärgert - sobald man mehr als drei Standtoms auf einmal benutzt, sind das "Stammestrommeln". Nein! Es sind nur viele Standtoms. Dazu kommt, dass Percussion Platz lässt. Ich hab eine tiefe Stimme; Marshall hatte immer einen eher tiefen Gitarrensound - es passierte zu viel im Bereich der unteren Mitten und Bässe. Diesmal haben wir etwa gesagt: Bei diesem Song lassen wir die Bassgitarre weg, wir schichten einfach Trommeln übereinander. Oder: Dieser Song ist zwar auf einer Gitarre entstanden, aber die streichen wir jetzt, wir schichten die Trommeln. Und als Nelson ausstieg und wir einen neuen Bassisten suchten, haben wir Kerry unter anderem deswegen ausgewählt, weil er auch Schlagzeug spielt.
Bernd Lechler: Und es beginnt auch sehr beeindruckend mit "Horsemen". Das ist ein ziemlich apokalyptischer Song. Wer spricht da?
Justin Sullivan: Der Song handelt davon, dass sich jede Generation ihre Apokalypse erfindet. Tun wir das nicht immer schon? Im Text heißt es: "Wenn ich untergehe, soll alles mit untergehen." Was uns Menschen von den anderen Tieren unterscheidet, ist, dass wir uns so wichtig nehmen und so eitel sind. Wir können nicht akzeptieren, dass wir sterben - und alles andere einfach weiterläuft! So wird’s aber kommen.
Bernd Lechler: Sie sagen also: Nimm’s locker? Und der Song ist ironisch?
Justin Sullivan: Schon, ja. Ich glaube wohl, dass die Apokalypse kommt. Aber die Welt wird einen Mangel an Menschheit gut aushalten.
Bernd Lechler: Dann gibt es "I Need More Time" über das gnadenlose Fortschreiten der Zeit ...
Justin Sullivan: Jeder, den ich kenne, sagt: "Ich brauch mehr Zeit." Wenn man jung ist, denkt man: Ich werde dies tun und jenes, und das schau ich mir an, und dorthin werd ich reisen... Und nun bin ich älter und stelle fest, ich werde überhaupt nicht alles tun, was ich vorhatte. Ich werde doch nicht für England Fußball spielen. Einer meiner liebsten Filmszenen ist in "Blade Runner", als der Android, den Rutger Hauer spielt, zu seinem Schöpfer geht, und Tyrell sagt zu ihm: Was ist das Problem? Und er sagt: der Tod.
Bernd Lechler: Dann haben wir "Qasr El Nil Bridge" - ist das Ihr Song zum Arabischen Frühling?
Justin Sullivan: Sozusagen. Meine Schwester lebt in Kairo, und ich war im Frühjahr 2011 dort, nach den ersten Unruhen, als Mubarak schon abgesetzt war. Meine Schwester war mit einem Ägypter verheiratet. Sie sind inzwischen getrennt, aber sie hat eben diese große "Familie" dort, und so hab ich dort viel Zeit mit jungen Leuten verbracht, Musikern zumeist, die auch demonstriert hatten. Wir sind ein bisschen auf dem Nil gefahren... und jedenfalls hab ich sehr viel aufgeschrieben in der Zeit. Das Lied feiert den Aufstand ein wenig, sagt aber ja auch: "Jede Revolution frisst ihre Kinder."
Bernd Lechler: Ich meine, es gibt auf den Platten von New Model Army ja immer ein paar politische Themen - und sofort stürzen sich alle drauf. Wir reden jetzt auch schon wieder darüber.
Justin Sullivan: Dabei ist dieses Album nicht besonders politisch. Wir sind nicht Chumbawamba oder Rage Against The Machine oder Billy Bragg. Wir existieren nicht aus politischen Gründen. Und wir haben oft Songs aus einer Perspektive geschrieben, mit der wir nicht mal einverstanden sind. "My People" zum Beispiel, auf "The Love Of Hopeless Causes", hat einen Text, dessen Aussagen ich überhaupt nicht teile - aber es war interessant, sich in den Kopf eines Nationalisten zu versetzen und aus dem Blickwinkel von jemandem zu schreiben, der anders denkt als ich. Auf "Carnival" hatten wir einen Song über die Bradford Riots - aber eben aus der Sicht eines Polizisten. Das heißt, es gibt keine politische Agenda bei New Model Army. Wir schreiben einfach über Dinge, die passieren auf der Welt.
Bernd Lechler: Ja, mir hat das auch immer gut gefallen an der Band, weil das eine gewisse Furchtlosigkeit einschließt - bezüglich der Missverständnisse, die man auslöst.
Justin Sullivan: Stimmt. Früher hat mich das beschäftigt, wie oft wir falsch verstanden wurden. Heute sehe ich es als etwas Gutes. Wir hatten in England immer ein schwieriges Verhältnis zur Presse, und einmal sagte ein Reporter zu mir, alle Journalisten, die er kenne, hätten schreckliche Angst zuzugeben, dass sie uns gut finden. Weil sie nie wüssten, was wir nächste Woche tun. Als Künstler kann man kein größeres Lob bekommen.
Bernd Lechler: New Model Army waren aber auch nie die Band der Stunde und hatten keine Riesenhits ...
Justin Sullivan: Das ist aber gut so! Der Erfolg kam auch in verschiedenen Ländern zu unterschiedlicher Zeit. Und wenn mal ein Song richtig groß wurde, fanden wir das eher bedrohlich. Ich weiß noch, als "Vengeance" in England ein Hit wurde, haben wir das fünf Jahre lang nicht mehr live gespielt. Bei "Vagabonds" genauso. Kommerzieller Selbstmord! Aber es ist doch so: Wir haben jetzt 2013, und es gibt im Konzert keinen Song, den wir spielen müssen! Wir spielen, was wir wollen. Jemand sagte mal zu mir: Ihr wart in den 80ern und Anfang der 90er richtig populär, was spielt ihr denn aus der Zeit? Und ich sah mir die Setlist vom Weihnachtskonzert in Köln vor drei Jahren an, und da waren überhaupt nur zwei Songs von vor 2000 drauf! Die Leute kommen trotzdem.
Manche haben gesagt: "Dieses neue Album klingt ganz anders als sonst, habt ihr Sorge, dass das den Fans nicht gefällt?" Nein, überhaupt nicht! Wenn wir eine Platte machen, überlegen wir doch nicht: Was werden die Leute hiervon halten? Wir denken: Was halten wir davon! Ist das gut, gefällt es uns, sind wir stolz drauf? Ja! Wird es anderen Leuten gefallen? Keine Ahnung! Musik zu machen war für uns nie ein Mittel zum Zweck. Wir taten das nie, um Erfolg zu haben, Geld zu verdienen, berühmt zu werden, Mädchen zu kriegen... nichts davon. Wir machen Musik, um Musik zu machen. Weil das toll ist! Und so denke ich heute noch.
Bernd Lechler: Also haben Sie nie Zeitgenossen wie Depeche Mode oder U2 beneidet und gedacht: Eigentlich hätten wir so einen Erfolg auch verdient ...
Justin Sullivan: Das Problem ist, je erfolgreicher man wird, desto mehr muss man die ganz großen Sachen machen. In einem Stadion musst du auch die ganz hinten erreichen. Also musst du rufen: So, jetzt klatscht alle! Aber ich will den Leuten nicht sagen, was sie tun sollen! Vor tausend oder zweitausend, das finde ich gut. Die besten Konzerte, die ich selbst gesehen habe, waren auch in kleinen Clubs mit dreihundert Leuten.
Manchmal rede ich mit anderen Sängern, und die sprechen von "dem Publikum", als wär das ein Ding. Ich denke das nicht, ich denke, das sind lauter ganz unterschiedliche Individuen, die alle aus ganz unterschiedlichen Gründen gekommen sind. Wie sie auf die Musik reagieren, steht ihnen frei. Ich werd’s ihnen nicht vorschreiben. Wenn sie tanzen wollen oder klatschen, sollen sie tanzen oder klatschen. Wenn sie nur dastehen wollen - wunderbar.
Bernd Lechler: Wobei Ihre Band zwar nicht so groß ist wie Depeche Mode, aber eine ähnlich ergebene Fangemeinde hat. Auch für die jetzige Tour sah ich eine Facebook-Seite, auf der sich Leute organisieren, um New Model Army im Bus hinterherzuziehen. Erkennen Sie Gesichter in der ersten Reihe?
Justin Sullivan: Ja, das kommt vor.
Bernd Lechler: Und haben Sie eine Ahnung, warum Sie zu dieser Sorte Bands gehören?
Justin Sullivan: Da denkt man am besten nicht drüber nach. Wir machen einfach Musik. Und benehmen uns so, wir wir sind. Ich meine, ich bin auf der Bühne nicht viel anders als sonst auch. Man überzeichnet vielleicht ein bisschen, aber ich bin trotzdem noch ich. Mir fiele das schwer, wie Robert Smith von The Cure immer das Makeup aufzulegen. Manche wollen das so, weil sie dann trennen können zwischen sich und ihrer Bühnenfigur. Uns liegt das nicht, wir sind einfach wir selbst und machen unser Ding. Und vielleicht macht uns das freier, dass wir keine ganz große Band sind. Als ich das letzte Mal in den Kühlschrank geschaut habe, war jedenfalls was zum Essen drin. Ich hab eine Bleibe. Das reicht mir. Und es ist bei New Model Army ja so: Manchmal spielen wir durchaus auf Riesenfestivals vor hunderttausend Leuten. Dann wieder nur vor zweihundert in einem kleinen Club. Manchmal wohnen wir in richtig schönen Hotels und essen hervorragend. Manchmal sind es schlechte Hotels und mieses Essen. Mal werden wir behandelt wie Halbgötter, mal wie ein trauriges Überbleibsel aus den 80ern. Das ist eine Balance: Wir kriegen all die guten Dinge - aber nicht so oft, dass wir uns daran gewöhnen würden. Ich finde, das ist eine sehr gute und privilegierte Art zu leben.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.