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"Wir haben die ganzen Hände voll zu tun"

Es sei aber auch jedem Bürger bekannt, dass "Räum- und Streufahrzeugen natürlich nicht zur gleichen Zeit überall sein" können, sagt Bernd Müller von der Berliner Stadtreinigung. Dennoch ist er zuversichtlich, die wichtigen Verkehrsadern frei zu halten - immerhin rund 4000 Straßenkilometer.

Bernd Müller im Gespräch mit Mario Dobovisek |
    Mario Dobovisek: Schnee all überall dieser Tage in Deutschland. Mal breitet der Winter seinen Mantel mit über 30 Zentimetern Dicke aus, am Alpenrand und an den Küsten zum Beispiel, andernorts ist es mit wenigen Millimetern eher ein Seidenkleid. Doch fast überall gibt es Probleme: Züge fallen aus, Flüge verspäten sich, Autos bleiben stecken. Das größte innerstädtische Straßennetz muss in Berlin geräumt werden, und zwar von der Berliner Stadtreinigung. Bernd Müller, deren Sprecher, begrüße ich jetzt am Telefon. Guten Morgen, Herr Müller!

    Bernd Müller: Guten Morgen nach Köln!

    Dobovisek: Ja, wie viel Schnee brauchte denn Daisy vergangene Nacht nach Berlin, Herr Müller?

    Müller: Also bis dato haben wir Schneemengen von circa zwei bis drei Zentimeter zu verzeichnen. Wir haben natürlich auch ebenfalls intensiven Wind hier, wie überall in der Republik, und das führt zu Schneeverwehungen. Es gibt also für uns eine ganze Menge hier in der Hauptstadt zu tun, denn Daisy wird also heute und wahrscheinlich auch noch morgen weiterhin mal mehr, mal minder intensiv schneien oder Schnee bringen besser gesagt.

    Dobovisek: Was bedeutet das für Ihre Arbeit, wie schwer ist es, alle Straßen freizuräumen?

    Müller: Es sieht so aus, es gibt natürlich bei uns in Berlin Einsatzstufen, und zwar einmal die Einsatzstufe 1, das sind alle wichtigen Verkehrsadern der Hauptstadt, und die Straßen, und das ist der überwiegende Teil, wo natürlich der öffentliche Personennahverkehr rollen muss, die werden von uns vorrangig bearbeitet, das heißt, mit dem Schneepflug werden wir den Schnee beseitigen oder beseitigen wir den Schnee, und wenn Glätte vorzufinden ist, sind hier auch Streumaßnahmen vorgesehen, das ist ganz klar, dass wir also hier auch umweltschonend mit Feuchtsalz umgehen. Und es sieht natürlich so aus, dass halt eben auf jeden Fall dieser Bereich über 4000 Straßenkilometer umfasst, das ist eine Strecke, die ist mehr als von Köln nach Lissabon und retour. Und wenn wir das durch sind, dann müssen wir oder dann nehmen wir uns der sogenannten Neben- und Wohnstraßen an, das sind auch noch mal circa 6000 Arbeitskilometer. Aber ich denke mal, um ganz realistisch zu sein, wir haben die ganzen Hände voll zu tun, um die Hauptverkehrsstraßen von Schnee und Eis freizuhalten, und die Nebenstraßen werden dann nachrangig bearbeitet. Das sieht der Gesetzgeber hier in Berlin auch so vor. Und in den Nebenstraßen wird natürlich nicht gestreut, sondern nur geräumt.

    Dobovisek: Haben Sie denn genug Salz?

    Müller: Ja, wir haben also derzeit in Berlin gar keine Engpässe zu verzeichnen.

    Dobovisek: Was haben denn dann die anderen Kommunen, Städte und Gemeinden falsch gemacht, die jetzt über Salzmangel klagen?

    Müller: Wissen Sie, ich maße mir nicht an, über andere Kommunen oder Städte irgendwie jetzt hier mich zu äußern oder eine Kritik zu machen. Es ist auch immer eine Frage sicherlich, wie groß ist die Gemeinde, wie sind die eventuell die Erfahrungswerte für den Winter, der bis dato Einzug gehalten hat. Da sind sicherlich viele Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Also deswegen hier irgendwie zu sagen, der eine war ein bisschen fitter, der andere war nicht ganz so fit, also das möchte ich nicht machen. Jeder hat seine Aufgabe, und ich denke, auch die anderen Kommunen und Gemeinden bemühen sich intensiv, wenn es winterlich ist, dafür zu tun, dass alle Verkehrsteilnehmer sicherlich durch die einzelnen Regionen kommen.

    Dobovisek: Wer haftet eigentlich dafür, wenn ich mich jetzt heute auf einer nicht geräumten Straße hinlege, mir das Bein breche, auf dem Bürgersteig ist es ja der Hausbesitzer, wer haftet denn bei den Straßen?

    Müller: Na, es sieht ja so aus, man muss sich bei winterlichen Gegebenheiten natürlich auf die winterlichen Situationen einstellen. Wir kommunizieren natürlich auch unsere Abarbeitungspläne, und das ist mehr oder minder eigentlich in Berlin auch jedem Bürger oder jeder Bürgerin bekannt. Denn es ist ganz klar, bei einem Straßennetz von über 10.000 Straßenkilometer kann man auch beim intensiven Einsatz von fast 2000 Mitarbeitern 24 Stunden und bei einer Räumflotte von rund 450 Räum- und Streufahrzeugen natürlich nicht zur gleichen Zeit überall sein. Und ich denke, das muss jeder auch so sehen und da muss sich auch jeder drauf einrichten.

    Dobovisek: Bernd Müller von der Berliner Stadtreinigung. Vielen Dank für das Gespräch!

    Müller: Ich bedanke mich auch.