Eine Sporthalle im Herzen von Kreuzberg. Mädchen im Grundschulalter laufen einem Ball hinterher. Sie hüpfen aufgeregt, kreischen und lachen. Hinter dem Tor auf der Tribüne haben 15 junge Frauen Platz genommen. Während ihrer Bildungsreise mit Discover Football möchten sie sich über Nachwuchsförderung informieren. Unter den Gästen ist auch Sarah aus Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens. Sarah, eine zierliche, redegewandte Frau, möchte ihren richtigen Namen nicht nennen, sie fürchtet Repressionen, so bald sie wieder zu Hause ist.
"Frauen in Saudi-Arabien haben offiziell keinen Zugang zum Sport – nirgendwo. Wir können Sport nicht studieren, wie können Sport nicht professionell betreiben. Wir haben keine Plätze und Hallen. Es ist nicht so, dass Sport für Frauen generell verboten wäre. Aber in den Traditionen vieler Menschen kommt Sport einfach nicht vor. Doch die Gesellschaft öffnet sich, wenn auch nur langsam und Schritt für Schritt."
Die studierte Lehrerin Sarah ist 28 Jahre alt, sie bezeichnet ihre Familie als fortschrittlich. Ihre Eltern respektieren ihr Hobby. 2006 hat sie den Fußballverein Attahadi gegründet, ins Deutsche übersetzt: Herausforderung. Sarah suchte Unterstützung, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Attahadi spielt auf Hinterhöfen, auf entlegenen Straßen oder in Gärten. Immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit, immer abgeschottet von Männern. Sarah träumt von einem Frauennationalteam in Saudi-Arabien, doch bis dahin ist es ein weiter Weg.
"Ich bin nicht sicher, ob das unter dem Dach des saudischen Fußballverbandes möglich wäre. Vermutlich müssten wir das selbst organisieren, wie immer. Denn wir finanzieren unseren Verein selbst. Mein Ziel ist es, irgendwann eine Akademie für junge Spielerinnen aufzubauen. Wir müssen Sport schon in der Schule möglich machen. Doch leider sind einige Eltern noch immer skeptisch. Deswegen möchte ich früh klar machen, wie sehr Mädchen durch Fußball profitieren würden."
Viele Frauen in Saudi-Arabien leiden an Bewegungsarmut, Diabetes, Depressionen. Sport könnte daran etwas ändern. Inzwischen existieren acht Frauenteams. Auch Discover Football will dafür sorgen, dass es mehr werden. Eine Woche lang haben die Spielerinnen aus der Arabischen Welt in Berlin an Workshops teilgenommen, die Themen: Ehrenamtliches Engagement, der Kampf gegen Diskriminierung, die Stärkung der Frauenrolle. Die Gruppe war auch im Bundestag zu Gast, verfolgte ein Training des Zweitligaklubs Union Berlin und besuchte das Heimspiel von Hertha BSC gegen Köln. Discover Football möchte diesen kulturellen Austausch regelmäßig stattfinden lassen, berichtet Marlene Assmann, eine der Gründerinnen des Projektes.
"Also der Grund war schon, ganz bewusst die Gegend der Arabischen Revolution zu wählen. Vielleicht ist in der Zeit eines Umbruches viel wichtiger, Frauen daran zu erinnern, dass sie Verantwortung tragen für die Frauen in ihrem Land. Es geht uns ja eigentlich auch immer darum, Vorurteile abzubauen. Und es ist etwas ganz anderes, wenn man Artikel liest oder wenn man eine Person wirklich vor sich hat und reden hört."
Zum Abschluss des Vernetzungstreffens schildern die Spielerinnen im Café der Berliner Tageszeitung taz ihre Eindrücke vor 60 Gästen. Ihre Zugänge zum Fußball in den palästinensischen Gebieten, im Irak oder in Tunesien sind völlig unterschiedlich. Daher bittet Reema Ramoniah um Differenzierung. Sie wurde in den USA geboren, lebt mit ihrer Familie in der jordanischen Hauptstadt Amman und kann ohne Widerstände Fußball spielen.
"Manche Leute denken noch immer, wir würden auf Kamelen reiten. Ich möchte hier in Deutschland die Botschaft verbreiten, dass wir Frauen in Jordanien sehr wohl Rechte haben. Wir haben Einfluss, wir dürfen reisen, wir können Sport treiben. Weder mein Vater noch mein Bruder haben mich gezwungen, ein Kopftuch zu tragen. Ich habe mich aus freien Stücken dafür entschieden. Es ist ein Teil meines Glaubens, ich bin Muslima."
Reema Ramoniah hat viele Sportarten ausprobiert, mit elf entschied sie sich für Fußball. Immer wieder ärgerte sie sich über das Kopftuchverbot des Weltverbandes Fifa für offizielle Spiele. Die Fifa hatte das Verbot mit Verletzungsgefahr begründet. International diskutiert wurde das Thema im Frühjahr 2011. Bei einem Qualifikationsturnier für Olympia in London disqualifizierte die Fifa das iranische Team. Dessen Funktionäre hatten die Spielerinnen nicht ohne Kopftuch auflaufen lassen. Reema Ramoniah startete daraufhin eine Protestbewegung im Internet, innerhalb von zwei Wochen erhielt sie Zustimmung von 70000 Menschen. Sie suchte den Kontakt zum jordanischen Prinzen Ali Bin Al-Hussein, dem Chef des nationalen Fußballverbandes und Vizepräsidenten der Fifa. Sie wandten sich an die Vereinten Nationen und sprachen mit europäischen Politikern. Im Juli dieses Jahres hob die Fifa das Kopftuchverbot auf.
"Sie glauben vielleicht an Dinge, an die ich nicht glaube, aber ich respektiere Sie. Ich glaube eben an andere Dinge, und ich habe trotzdem das Recht, Fußball zu spielen. Wir sind in Jordanien auf einem guten Weg in der Talentförderung. Wir erhalten viel Unterstützung, das ist unser Vorteil gegenüber anderen Ländern der Region. Als Spielerinnen des Verbandes werden wir bezahlt, in jeder Altersklasse. Wir konzentrieren uns immer mehr auf den Nachwuchs. Wir haben mit 25 jungen Spielerinnen begonnen – inzwischen sind es fast 400. Das ist aber nicht genug. Denn mehr Quantität bedeutet auch mehr Qualität."
Die 29 Jahre alte Reema Ramoniah ist im Jordanischen Fußballverband für die Entwicklung des Frauenfußballs zuständig. Sie konnte ihren Kolleginnen in Berlin viele Tipps geben. Für sie ist Fußball auch Aufklärungsarbeit. Sie möchte Frauen vernetzen und für gesellschaftliches Engagement motivieren. Im kommenden Sommer veranstaltet Discover Football in Berlin wieder ein internationales Turnier. Wieder werden sich mehr als siebzig Teams aus rund 50 Ländern bewerben. Für die meisten von ihnen ist Frauenfußball noch längst keine Selbstverständlichkeit.
"Frauen in Saudi-Arabien haben offiziell keinen Zugang zum Sport – nirgendwo. Wir können Sport nicht studieren, wie können Sport nicht professionell betreiben. Wir haben keine Plätze und Hallen. Es ist nicht so, dass Sport für Frauen generell verboten wäre. Aber in den Traditionen vieler Menschen kommt Sport einfach nicht vor. Doch die Gesellschaft öffnet sich, wenn auch nur langsam und Schritt für Schritt."
Die studierte Lehrerin Sarah ist 28 Jahre alt, sie bezeichnet ihre Familie als fortschrittlich. Ihre Eltern respektieren ihr Hobby. 2006 hat sie den Fußballverein Attahadi gegründet, ins Deutsche übersetzt: Herausforderung. Sarah suchte Unterstützung, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Attahadi spielt auf Hinterhöfen, auf entlegenen Straßen oder in Gärten. Immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit, immer abgeschottet von Männern. Sarah träumt von einem Frauennationalteam in Saudi-Arabien, doch bis dahin ist es ein weiter Weg.
"Ich bin nicht sicher, ob das unter dem Dach des saudischen Fußballverbandes möglich wäre. Vermutlich müssten wir das selbst organisieren, wie immer. Denn wir finanzieren unseren Verein selbst. Mein Ziel ist es, irgendwann eine Akademie für junge Spielerinnen aufzubauen. Wir müssen Sport schon in der Schule möglich machen. Doch leider sind einige Eltern noch immer skeptisch. Deswegen möchte ich früh klar machen, wie sehr Mädchen durch Fußball profitieren würden."
Viele Frauen in Saudi-Arabien leiden an Bewegungsarmut, Diabetes, Depressionen. Sport könnte daran etwas ändern. Inzwischen existieren acht Frauenteams. Auch Discover Football will dafür sorgen, dass es mehr werden. Eine Woche lang haben die Spielerinnen aus der Arabischen Welt in Berlin an Workshops teilgenommen, die Themen: Ehrenamtliches Engagement, der Kampf gegen Diskriminierung, die Stärkung der Frauenrolle. Die Gruppe war auch im Bundestag zu Gast, verfolgte ein Training des Zweitligaklubs Union Berlin und besuchte das Heimspiel von Hertha BSC gegen Köln. Discover Football möchte diesen kulturellen Austausch regelmäßig stattfinden lassen, berichtet Marlene Assmann, eine der Gründerinnen des Projektes.
"Also der Grund war schon, ganz bewusst die Gegend der Arabischen Revolution zu wählen. Vielleicht ist in der Zeit eines Umbruches viel wichtiger, Frauen daran zu erinnern, dass sie Verantwortung tragen für die Frauen in ihrem Land. Es geht uns ja eigentlich auch immer darum, Vorurteile abzubauen. Und es ist etwas ganz anderes, wenn man Artikel liest oder wenn man eine Person wirklich vor sich hat und reden hört."
Zum Abschluss des Vernetzungstreffens schildern die Spielerinnen im Café der Berliner Tageszeitung taz ihre Eindrücke vor 60 Gästen. Ihre Zugänge zum Fußball in den palästinensischen Gebieten, im Irak oder in Tunesien sind völlig unterschiedlich. Daher bittet Reema Ramoniah um Differenzierung. Sie wurde in den USA geboren, lebt mit ihrer Familie in der jordanischen Hauptstadt Amman und kann ohne Widerstände Fußball spielen.
"Manche Leute denken noch immer, wir würden auf Kamelen reiten. Ich möchte hier in Deutschland die Botschaft verbreiten, dass wir Frauen in Jordanien sehr wohl Rechte haben. Wir haben Einfluss, wir dürfen reisen, wir können Sport treiben. Weder mein Vater noch mein Bruder haben mich gezwungen, ein Kopftuch zu tragen. Ich habe mich aus freien Stücken dafür entschieden. Es ist ein Teil meines Glaubens, ich bin Muslima."
Reema Ramoniah hat viele Sportarten ausprobiert, mit elf entschied sie sich für Fußball. Immer wieder ärgerte sie sich über das Kopftuchverbot des Weltverbandes Fifa für offizielle Spiele. Die Fifa hatte das Verbot mit Verletzungsgefahr begründet. International diskutiert wurde das Thema im Frühjahr 2011. Bei einem Qualifikationsturnier für Olympia in London disqualifizierte die Fifa das iranische Team. Dessen Funktionäre hatten die Spielerinnen nicht ohne Kopftuch auflaufen lassen. Reema Ramoniah startete daraufhin eine Protestbewegung im Internet, innerhalb von zwei Wochen erhielt sie Zustimmung von 70000 Menschen. Sie suchte den Kontakt zum jordanischen Prinzen Ali Bin Al-Hussein, dem Chef des nationalen Fußballverbandes und Vizepräsidenten der Fifa. Sie wandten sich an die Vereinten Nationen und sprachen mit europäischen Politikern. Im Juli dieses Jahres hob die Fifa das Kopftuchverbot auf.
"Sie glauben vielleicht an Dinge, an die ich nicht glaube, aber ich respektiere Sie. Ich glaube eben an andere Dinge, und ich habe trotzdem das Recht, Fußball zu spielen. Wir sind in Jordanien auf einem guten Weg in der Talentförderung. Wir erhalten viel Unterstützung, das ist unser Vorteil gegenüber anderen Ländern der Region. Als Spielerinnen des Verbandes werden wir bezahlt, in jeder Altersklasse. Wir konzentrieren uns immer mehr auf den Nachwuchs. Wir haben mit 25 jungen Spielerinnen begonnen – inzwischen sind es fast 400. Das ist aber nicht genug. Denn mehr Quantität bedeutet auch mehr Qualität."
Die 29 Jahre alte Reema Ramoniah ist im Jordanischen Fußballverband für die Entwicklung des Frauenfußballs zuständig. Sie konnte ihren Kolleginnen in Berlin viele Tipps geben. Für sie ist Fußball auch Aufklärungsarbeit. Sie möchte Frauen vernetzen und für gesellschaftliches Engagement motivieren. Im kommenden Sommer veranstaltet Discover Football in Berlin wieder ein internationales Turnier. Wieder werden sich mehr als siebzig Teams aus rund 50 Ländern bewerben. Für die meisten von ihnen ist Frauenfußball noch längst keine Selbstverständlichkeit.