Nur während einer kurzen Frist, von 1920 – 1940, war das Land in der Vergangenheit unabhängig und hatte eine bürgerliche Regierung. Seit der Singenden Revolution 1991 versucht Estland nun, seine Identität, seinen Kern, seine Substanz wiederzufinden. Die "Lange Nacht" spiegelt die dramatischste Phase, das Trauma der sowjetischen Okkupationszeit zwischen 1939 und 1991, wider. Und sie spiegelt die Bedeutung des Gesangs, der Lieder, die zum Überleben der estnischen Seele und Identität beigetragen haben.
Doch auch das "Kalevipoeg" ist ein Identitätsanker; ohne das Nationalepos aus dem 19. Jahrhundert hätte sich die estnische Sprache nicht weiterentwickelt. Auch in elektronischen (Re)Konstruktionen des Dichters und Lyrikers Jüri Reinvere oder in den Kompositionen Arvo Pärts entwickeln estnische Komponisten eigene Klangmuster.
Doch auch das "Kalevipoeg" ist ein Identitätsanker; ohne das Nationalepos aus dem 19. Jahrhundert hätte sich die estnische Sprache nicht weiterentwickelt. Auch in elektronischen (Re)Konstruktionen des Dichters und Lyrikers Jüri Reinvere oder in den Kompositionen Arvo Pärts entwickeln estnische Komponisten eigene Klangmuster.
Estland ist ein Staat in Nordeuropa und das nördlichste Land des Baltikums. Mehr
Die Balten haben ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion singend erreicht. Verbotene Volkslieder zu singen, war eine politische Demonstration und Zeichen der Zusammengehörigkeit. Der langjährige Widerstand hatte Erfolg. Mehr
Als Singende Revolution wird die Periode der nationalen Bewegungen im Baltikum 1987 bis 1991 und des Kampfes um Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit bezeichnet.
Sofi Oksanen - ihre Website und mehr bei Wikipedia
Sofi Oksanen
Fegefeuer
aus dem Finnischen von Angela Plöger
btb / Verlagsgruppe Random House, München, 2012
Als Aliide Tru, eine alte Frau, die allein in einem Bauernhaus auf dem estnischen Land lebt, ein Bündel in ihrem Garten findet, das sich als junge Frau entpuppt, schluckt sie ihre Skepsis und Menschenverachtung herunter und nimmt Zara in ihr Haus auf. Zara ist auf der Flucht vor ihren Zuhältern, die sie mit brutalster Gewalt zur Willfährigkeit gezwungen haben und ihr schon dicht auf den Fersen sind. Doch Zara sucht keineswegs so zufällig Unterschlupf bei Aliide, wie diese glaubt: Aliide könnte die Schwester ihrer Großmutter sein. Während Zara noch Beweise für die Verwandtschaft sucht und nach einer Möglichkeit, Estland zu verlassen, fühlt sich Aliide von der jungen Frau bedroht: Zu oft musste sie Leib und Seele, Hab und Gut vor Eindringlingen schützen. In Rückblenden entsteht das immer schärfer werdende Bild einer Familientragödie, die fast fünfzig Jahre zuvor, als Estland von den Russen besetzt wurde, ihren Höhepunkt fand. Rivalität und Eifersucht, Scham, Schutzbedürftigkeit und vor allem Angst vor der Brutalität der Männer gegenüber den Frauen - das sind die Motive, die Aliide zu unvorstellbaren Entscheidungen zwangen.
Jüri Reinvere - seine Websiteund mehr bei Wikipedia
Sofi Oksanen
Stalins Kühe
aus dem Finnischen von Angela Plöger
Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2012
Annas Eltern trennen sich, als ihre Mutter Katariina herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Sie, die Estin, verleugnet ihre Herkunft, weil sie weiß, welch schlechtes Ansehen Estinnen in Finnland haben sie gelten als russische Huren, die es geschafft haben, durch Heirat nach Finnland zu entkommen. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteilwird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Dabei fahren die beiden regelmäßig nach Estland, um die Familie zu unterstützen, die das Grauen der sowjetischen Arbeitslager kennenlernte und unter den Bespitzelungen und Erpressungen durch enge Vertraute litt. Während Anna um ihr Gewicht kämpft und lernen muss, dass sie wirklich krank ist und die anorektische Bulimie sie umbringen kann, erfährt der Leser die Hintergründe der Familiengeschichte, Ursache für Annas Leiden, die bis in die Zeit der Besetzung Estlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreicht. In brillanter Sprache, mit genauer Kenntnis der historischen Hintergründe und einer meisterhaften Komposition beweist Sofi Oksanen erneut, warum ihre Romane weltweit gefeiert werden.
Ein Buch, das wie der Bestseller "Fegefeuer” das Augenmerk auf die Frauen richtet und auf die historische Entwicklung Estlands. Und eine in der Literatur bisher kaum beachtete Zivilisationskrankheit beschreibt: die Essstörung.
Jüri Reinvere: "Die Sowjetunion war ja hinter einem eisernen Vorhang."
Jüri Reinvere
"a second ... a century"
CD
Repinmedia
Weitere Musiktipps:
Veljo Tormis
Forgotten Peoples
Estonian Philharmonic Chamber Choir
Bestellnr.: ECM 1459 / 60 4 342 75 - 2
Veljo Tormis
Casting a spell / Estonian Calendar Songs
Estonian Philharmonic Chamber Choir
Bestellnr.: Virgin Classics 7 2435 451852-2
Arvo Pärt
Sanctuary
Bestellnr. Virgin Classics 7243 5 - 4533822
Arvo Pärt
Collage
Bestellnr.: Chandos Chan 9134
Arvo Pärt, Orient Occident
Bestellnr.: ECM New Series 1795 / 472080 - 2
Erkki-Sven Tüür
Strata
Bestellnr. : ECM New Series 2040 4763799
Erkki-Sven Tüür
Flux
Bestellnr. : ECM New Series 1673465134 - 2
Die Balten haben ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion singend erreicht. Verbotene Volkslieder zu singen, war eine politische Demonstration und Zeichen der Zusammengehörigkeit. Der langjährige Widerstand hatte Erfolg. Mehr
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Sofi Oksanen
Fegefeuer
aus dem Finnischen von Angela Plöger
btb / Verlagsgruppe Random House, München, 2012
Als Aliide Tru, eine alte Frau, die allein in einem Bauernhaus auf dem estnischen Land lebt, ein Bündel in ihrem Garten findet, das sich als junge Frau entpuppt, schluckt sie ihre Skepsis und Menschenverachtung herunter und nimmt Zara in ihr Haus auf. Zara ist auf der Flucht vor ihren Zuhältern, die sie mit brutalster Gewalt zur Willfährigkeit gezwungen haben und ihr schon dicht auf den Fersen sind. Doch Zara sucht keineswegs so zufällig Unterschlupf bei Aliide, wie diese glaubt: Aliide könnte die Schwester ihrer Großmutter sein. Während Zara noch Beweise für die Verwandtschaft sucht und nach einer Möglichkeit, Estland zu verlassen, fühlt sich Aliide von der jungen Frau bedroht: Zu oft musste sie Leib und Seele, Hab und Gut vor Eindringlingen schützen. In Rückblenden entsteht das immer schärfer werdende Bild einer Familientragödie, die fast fünfzig Jahre zuvor, als Estland von den Russen besetzt wurde, ihren Höhepunkt fand. Rivalität und Eifersucht, Scham, Schutzbedürftigkeit und vor allem Angst vor der Brutalität der Männer gegenüber den Frauen - das sind die Motive, die Aliide zu unvorstellbaren Entscheidungen zwangen.
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Sofi Oksanen
Stalins Kühe
aus dem Finnischen von Angela Plöger
Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2012
Annas Eltern trennen sich, als ihre Mutter Katariina herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Sie, die Estin, verleugnet ihre Herkunft, weil sie weiß, welch schlechtes Ansehen Estinnen in Finnland haben sie gelten als russische Huren, die es geschafft haben, durch Heirat nach Finnland zu entkommen. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteilwird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Dabei fahren die beiden regelmäßig nach Estland, um die Familie zu unterstützen, die das Grauen der sowjetischen Arbeitslager kennenlernte und unter den Bespitzelungen und Erpressungen durch enge Vertraute litt. Während Anna um ihr Gewicht kämpft und lernen muss, dass sie wirklich krank ist und die anorektische Bulimie sie umbringen kann, erfährt der Leser die Hintergründe der Familiengeschichte, Ursache für Annas Leiden, die bis in die Zeit der Besetzung Estlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreicht. In brillanter Sprache, mit genauer Kenntnis der historischen Hintergründe und einer meisterhaften Komposition beweist Sofi Oksanen erneut, warum ihre Romane weltweit gefeiert werden.
Ein Buch, das wie der Bestseller "Fegefeuer” das Augenmerk auf die Frauen richtet und auf die historische Entwicklung Estlands. Und eine in der Literatur bisher kaum beachtete Zivilisationskrankheit beschreibt: die Essstörung.
Jüri Reinvere: "Die Sowjetunion war ja hinter einem eisernen Vorhang."
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