Generationenforscher
"Wir müssen die digitale Welt viel ernster nehmen"

Fast alle Jugendlichen besitzen ein Smartphone und nutzen es bis zu 12 Stunden täglich. Das verändert nach Angaben des Generationenforschers Rüdiger Maas die Menschen. Er fordert deshalb mehr Regulierung.

    Junge Leute sitzen mit Smartphones da und spielen oder surfen
    99 Prozent aller Jugendlichen besitzen ein Handy. (Imago / dts Nachrichtenagentur)
    "Wir müssen die digitale Welt viel ernster nehmen", sagte der Psychologe und Gründer des Instituts für Generationenforschung im Deutschlandfunk. Maas zufolge fehlt vielen Jugendlichen das Training in der analogen Welt. Viele könnten nicht mehr nach dem Weg fragen. Statt zu telefonieren, werde nur noch über soziale Medien kommuniziert. Untersuchungen hätten zudem gezeigt, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene ohne ihr Handy weniger gut konzentrieren könnten, aus Angst etwas zu verpassen.

    Maas: Intensive Internetnutzung auch Auswirkungen auf Sexualleben

    Viele Jugendliche schauten Pornos und litten anschließend unter Erektionsstörungen und einem verminderten Selbstwertgefühl. Auch der Frauenhass der sogenannten "Incels" könne durch soziale Medien verstärkt werden, betonte der Forscher. Incel steht für "involuntary celibate", was so viel bedeutet wie "unfreiwillig im Zölibat". Diese Menschen machen moderne Frauen dafür verantwortlich, dass sie keinen Sex haben und allein sind. Zu ihnen zählen auch der norwegische Attentäter Anders Breivik und die Attentäter von Halle und Hanau.
    Der Generationenforscher sprach sich dafür aus, Internet- und Pornosucht als psychische Krankheiten anzuerkennen. Menschen seien nicht dafür gemacht, unendlich durch Videos zu scrollen, wie es bei Tiktok und Instagram geschehe. Viele wüssten gar nicht, wie viele Stunden sie damit verbrächten. Und Studien zeigten, dass sich viele danach schlechter fühlten: Das sei wie eine Sucht.
    An Eltern richtete Maas den Appell, die digitale Welt ernster zu nehmen. Sie müssten verstehen, wie Jugendliche sie nutzen - und gleichzeitig ihre Kinder in der analogen Welt mehr selber machen lassen.
    Diese Nachricht wurde am 02.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.