Friedbert Meurer: Weihnachten 2012, es ist wieder vorüber. Gebetet und gefeiert wurde natürlich auch wieder in Bethlehem. Tausende Christen haben dort auch dieses Jahr wieder Weihnachten in und vor der Geburtskirche gefeiert. Unter anderem auch der palästinensische Christ Daoud Nassar. Er lebt nur wenige Kilometer südlich von Bethlehem und bangt dort jetzt an Weihnachten und kurz nach Weihnachten um sein Versöhnungszentrum "Zelt der Völker".
Auch viele deutsche Gäste, unter anderem Vertreter der beiden Kirchen in Deutschland, haben das Zentrum mehrfach besucht. Die israelischen Besatzungsbehörden aber wollen es abreißen. Am Telefon Daoud Nassar. Guten Morgen, Herr Nassar!
Daoud Nassar: Ja, guten Morgen!
Meurer: Mit welcher Begründung soll das Zentrum verschwinden?
Nassar: Also nicht direkt so verschwinden, aber der Ort, wo wir einfach das Zentrum haben, also diese Begegnungsstätte "Zelt der Völker", eigentlich mehr Zelte, liegt auf einem Grundstück, das gehört meiner Familie seit 1916, südwestlich von Bethlehem. Und dann im Jahr 91 wir haben zufällig gehört, dass die Israelis unser Grundstück enteignen wollen für eine neue Siedlung.
Und seitdem sind wir eigentlich vor Gericht. Zwölf Jahre vorm Militärgericht und jetzt über acht Jahre vor dem Obersten Gericht. Die sagen einfach, dass wir nicht das Recht haben auf diesem Gelände, obwohl wir alle nötigen Dokumente von der osmanischen Zeit, englischen Mandatszeit, jordanische Zeit und dann auch von den Israelis nach 1967.
Meurer: Wird von der israelischen Seite, Herr Nassar, jetzt bestritten, dass Ihnen das Gelände gehört, oder lautet die Argumentation, Sie verstoßen gegen Bauauflagen, Sie durften diese Zelte nicht errichten?
Nassar: Wir sind jetzt, wie gesagt, vor dem Gericht seit 21 Jahren, und wir bearbeiten das Gelände, wir schaffen Fakten, wir kultivieren das Land, wir pflanzen Bäume und so weiter. Aber seit jetzt zwei Jahren wir haben neun Abrissbefehle hier, also vier Zelte, vier Hütten, vier – also keine permanente Strukturen. Und jetzt geht es darum, dass wir auf dem Grundstück nicht bauen dürfen ohne Baugenehmigung. Und wir haben also nach einer Baugenehmigung gefragt, und man bekommt so eine Baugenehmigung nicht.
Meurer: Aber jetzt geht es um die Zelte? Sie sollen auch die Zelte abreißen?
Nassar: Ja, wir haben Zelte, wir haben auch Hütten für die Tiere. Wir haben auch eine Zisterne. Also solche Strukturen. Und wir sind immer juristisch vorgegangen, also durch unseren Rechtsanwalt, und versuchen, die Abrissbefehle zu stoppen.
Meurer: Das alles war mal ein landwirtschaftliches Gebiet, ist es auch jetzt noch. Sie haben dort einen Weinberg und dann eben dieses "Zelt der Völker", Zelte, eingerichtet, aufgebaut. An wen richtet sich das eigentlich? Wer kommt zu Ihnen in das Zentrum?
Nassar: Seit praktisch 2001 haben wir Gäste aus verschiedenen Ländern, aus Deutschland, aus anderen Ländern, aus Europa, aus Amerika. Wir haben auch israelische Leute, die auch uns besuchen kommen und auch Solidarität mit uns zeigen, also durch Bäume pflanzen. Auch manchmal Leute kommen und möchten auch verstehen, wie die Lage für uns ist.
Also für uns ist wichtig zu sagen, wir sind offen, wir laden Leute ein, um einfach zu sehen und dann auch nach Hause zu gehen und dann eine Rolle für Frieden und Gerechtigkeit zu spielen. Wir haben auch mit den Landenteignungen, Angriffe von israelischen Siedlern, ganz besonders zwischen 91 und 2002. Aber unsere Reaktion war ohne Gewalt, ohne Resignation und ohne Emigration. Also das sind die drei Optionen, die man hat.
Aber wir haben gesagt, wir sind gegen Gewalt, wir sind keine passive Menschen und werden nicht weggehen. Dann haben wir einen vierten Weg gewählt, einen gewaltlosen Widerstand geleistet, das Böse mit dem Guten zu überwinden unter dem Motto: Wir weigern uns, Feinde zu sein. Das ist unsere Botschaft an Menschen. Und das ist ein christlicher, gewaltloser Widerstand.
Meurer: Daoud Nassar, der Leiter des palästinensischen Friedensprojekts "Zelt der Völker" nahe bei Bethlehem. Das Gespräch habe ich vor der Sendung aufgezeichnet.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Auch viele deutsche Gäste, unter anderem Vertreter der beiden Kirchen in Deutschland, haben das Zentrum mehrfach besucht. Die israelischen Besatzungsbehörden aber wollen es abreißen. Am Telefon Daoud Nassar. Guten Morgen, Herr Nassar!
Daoud Nassar: Ja, guten Morgen!
Meurer: Mit welcher Begründung soll das Zentrum verschwinden?
Nassar: Also nicht direkt so verschwinden, aber der Ort, wo wir einfach das Zentrum haben, also diese Begegnungsstätte "Zelt der Völker", eigentlich mehr Zelte, liegt auf einem Grundstück, das gehört meiner Familie seit 1916, südwestlich von Bethlehem. Und dann im Jahr 91 wir haben zufällig gehört, dass die Israelis unser Grundstück enteignen wollen für eine neue Siedlung.
Und seitdem sind wir eigentlich vor Gericht. Zwölf Jahre vorm Militärgericht und jetzt über acht Jahre vor dem Obersten Gericht. Die sagen einfach, dass wir nicht das Recht haben auf diesem Gelände, obwohl wir alle nötigen Dokumente von der osmanischen Zeit, englischen Mandatszeit, jordanische Zeit und dann auch von den Israelis nach 1967.
Meurer: Wird von der israelischen Seite, Herr Nassar, jetzt bestritten, dass Ihnen das Gelände gehört, oder lautet die Argumentation, Sie verstoßen gegen Bauauflagen, Sie durften diese Zelte nicht errichten?
Nassar: Wir sind jetzt, wie gesagt, vor dem Gericht seit 21 Jahren, und wir bearbeiten das Gelände, wir schaffen Fakten, wir kultivieren das Land, wir pflanzen Bäume und so weiter. Aber seit jetzt zwei Jahren wir haben neun Abrissbefehle hier, also vier Zelte, vier Hütten, vier – also keine permanente Strukturen. Und jetzt geht es darum, dass wir auf dem Grundstück nicht bauen dürfen ohne Baugenehmigung. Und wir haben also nach einer Baugenehmigung gefragt, und man bekommt so eine Baugenehmigung nicht.
Meurer: Aber jetzt geht es um die Zelte? Sie sollen auch die Zelte abreißen?
Nassar: Ja, wir haben Zelte, wir haben auch Hütten für die Tiere. Wir haben auch eine Zisterne. Also solche Strukturen. Und wir sind immer juristisch vorgegangen, also durch unseren Rechtsanwalt, und versuchen, die Abrissbefehle zu stoppen.
Meurer: Das alles war mal ein landwirtschaftliches Gebiet, ist es auch jetzt noch. Sie haben dort einen Weinberg und dann eben dieses "Zelt der Völker", Zelte, eingerichtet, aufgebaut. An wen richtet sich das eigentlich? Wer kommt zu Ihnen in das Zentrum?
Nassar: Seit praktisch 2001 haben wir Gäste aus verschiedenen Ländern, aus Deutschland, aus anderen Ländern, aus Europa, aus Amerika. Wir haben auch israelische Leute, die auch uns besuchen kommen und auch Solidarität mit uns zeigen, also durch Bäume pflanzen. Auch manchmal Leute kommen und möchten auch verstehen, wie die Lage für uns ist.
Also für uns ist wichtig zu sagen, wir sind offen, wir laden Leute ein, um einfach zu sehen und dann auch nach Hause zu gehen und dann eine Rolle für Frieden und Gerechtigkeit zu spielen. Wir haben auch mit den Landenteignungen, Angriffe von israelischen Siedlern, ganz besonders zwischen 91 und 2002. Aber unsere Reaktion war ohne Gewalt, ohne Resignation und ohne Emigration. Also das sind die drei Optionen, die man hat.
Aber wir haben gesagt, wir sind gegen Gewalt, wir sind keine passive Menschen und werden nicht weggehen. Dann haben wir einen vierten Weg gewählt, einen gewaltlosen Widerstand geleistet, das Böse mit dem Guten zu überwinden unter dem Motto: Wir weigern uns, Feinde zu sein. Das ist unsere Botschaft an Menschen. Und das ist ein christlicher, gewaltloser Widerstand.
Meurer: Daoud Nassar, der Leiter des palästinensischen Friedensprojekts "Zelt der Völker" nahe bei Bethlehem. Das Gespräch habe ich vor der Sendung aufgezeichnet.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.