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"Wir sind Kirche"
Vatikan exkommuniziert Kirchenkritikerin

Papst Franziskus beschwört die Erneuerung der katholischen Kirche – viele Hoffnungen ruhen auf ihm. Doch in Österreich muss die Laienbewegung "Wir sind Kirche" einen Rückschlag verkraften. Eine Kirchenkritikerin wird wegen Abendmahlfeiern im privaten Kreis von allen Sakramenten ausgeschlossen.

    Vor den Heiligsprechungen der Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. füllt sich der Petersplatz in Rom.
    Auslöser für die Exkommunikation ist eine private Eucharistiefeier. (dpa/picture alliance/Radek Pietruszka)
    Die Römische Glaubenskongregation begründete die Exkommunikation der Vorsitzenden, Martha Heizer, und ihres Ehemanns mit einem "schweren Vergehen". Zudem sorge man sich um das Seelenheil der Betroffenen. Der Bischof von Innsbruck, Manfred Scheuer, sagte, das Ehepaar hätte eine Situation geschaffen, in der rechtliche Schritte eingeleitet werden mussten. "Ich glaube, dass das Ehepaar Heizer gewusst hat, welche Situation es herbeiführt und was ihr Handeln kirchlich bedeutet."
    Bischof informierte den Vatikan
    Die pensionierte Religionspädagogin aus Tirol und ihr Mann hatten vor drei Jahren in Interviews bekanntgegeben, im kleinen Kreis private Eucharistiefeiern ohne Priester zu veranstalten. Bischof Scheuer informierte daraufhin die Römische Glaubenskongregation, die eine Untersuchung einleitete. Das Ehepaar hat nun zehn Tage Zeit, um mit dem Bischof über die Strafe zu beraten.
    Ein Sprecher der Diözese sagte, kirchenrechtlich könne man nicht von einer Exkommunikation durch den Vatikan sprechen. Bei Heizer sei vielmehr eine Selbst-Exkommunikation festgestellt worden. Das Ehepaar will die Entscheidung nicht akzeptieren. "Wir werden uns weiterhin mit großer Kraft für Reformen in der katholischen Kirche einsetzen. Gerade auch diese Vorgangsweise zeigt, wie dringend sie Erneuerung braucht", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
    Kritik aus Deutschland
    Der Vorsitzende von "Wir sind Kirche" in Deutschland, Christian Weisner, sieht in der Exkommunikation einen Widerspruch zu den Botschaften des neuen Papstes. "Die Entscheidung zeigt, dass der Geist von Franziskus noch nicht im Kurienapparat angekommen ist", sagte er der Zeitung "Die Welt". Eine Form der Frömmigkeit zu sanktionieren, nur weil sie einem Kirchengesetz zuwiderlaufe, sei ein Relikt des Kirchenverständnisses von Benedikts XVI. "Offensichtlich tut sich die Kirche schwer damit, das zu überwinden."
    Martha Heizer hatte vor wenigen Wochen den Vorsitz von "Wir sind Kirche" in Österreich übernommen. Die Reformbewegung setzt sich nach eigenen Angaben für eine "Erneuerung der katholischen Kirche" ein. Mittlerweile gibt es die Laieninitiative in mehr als 20 Ländern weltweit. Heizer war in den 1990er Jahren als Mitinitiatorin des österreichischen Kirchenvolks-Begehrens bekannt geworden, bei dem mehr als 500.000 Unterstützer eine Reformen in der Kirche forderten.
    (tj/tgs)