"Enver Hodscha ist tot – und das war sein Name, wie er ihn am liebsten hörte: vom Volk skandiert - Vater des Volkes."
Das pausbäckige, selbst im Alter noch gutmütig und jungenhaft wirkende Gesicht des Mannes, der 1985 starb, ist längst dem medialen Gedächtnis entrückt – nicht aber seine Politik. Er führte das Land in eine heute kaum mehr vorstellbare Isolation.
Der Sohn eines Tuchhändlers aus dem Süden Albaniens, im Westen geschult als Philosoph, Lehrer und Kommunist, entwickelte sich in Albanien schnell zum Widerstandskämpfer. Die Mitglieder der 1941 gegründeten Kommunistischen Partei Albaniens wählten zwei Jahre später Hodscha zum Generalsekretär. Die heutige Kommunistische Partei Albaniens, die "Partia Komuniste Shiptare", schildert die Situation während des Zweiten Weltkrieges so:
"Das Land ist bergig und zerklüftet, es gab kaum Straßen. Die Nazitruppen konnten ebenso wenig gegen die Partisanen unter Enver Hodscha ausrichten, wie vorher die Truppen Mussolinis.
1945 hatte sich Albanien aus eigener Kraft befreit. Die Engländer hatten – großzügig wie imperialistische Staaten nun mal sind – angeboten, Truppen zu schicken. Die Albaner lehnten dankend ab. Sie wollten nicht von einer italienischen zu einer englischen Kolonie werden."
Nach dem Abzug sämtlicher Besatzungstruppen schickte sich Enver Hodscha an, den "Brückenstaat" zwischen Jugoslawien und Griechenland mit patriarchalischer Strenge zu führen -und mit Hilfe seines Familienclans, der fast die Hälfte aller wichtigen Partei- und Regierungsposten einnahm.
Am 11. Januar 1946 proklamierte Hodscha die Volksrepublik Albanien, und der einstige Widerstandskämpfer wurde zum Premierminister - der bald so genannte Säuberungsaktionen in den eigenen Reihen durchführen ließ und die politische Opposition ausschaltete. Albanien wandte sich 1948 zunächst Jugoslawien zu; Enver Hodscha galt als Freund Titos. Als die Sowjetunion dann mit Jugoslawien brach, schloss sich die Volksrepublik der UdSSR an. Das rückständige und bitterarme Land erhielt große wirtschaftliche - und natürlich auch ideologische – Hilfen aus den Ostblockländern.
Bald bahnte sich jedoch auch die Trennung von der Sowjetunion an. 1960 entschied sich die Regierung Albaniens dann klar für eine Allianz mit Peking, woraufhin die osteuropäischen Alliierten jede Unterstützung einstellten. China sandte sofort Experten – und Kredite, um die Lücken zu füllen. Entsprechend fiel die Berichterstattung aus:
"Hier ist Tirana – Wir beginnen unsere Sendung in deutscher Sprache. Die Armee und das Volk Chinas verurteilen weiterhin die schweren Verbrechen der Sowjet-Revisionisten. Die mächtigen Proteste gegen die bewaffnete Provokation der sowjetischen Kriege branden wie Meereswogen auf."
Die diversen Bündnisse, die von der Volksrepublik Albanien unter Enver Hodscha geschlossen wurden, endeten schließlich in einem totalen Alleingang Albaniens: Um das Land gegen den Einfluss aller Mächte von außen abzuschotten - sei es das Kapital, seien es westliche oder östliche reale und irreale Bedrohungen - ließ die Regierung Albaniens unter anderem Tausende von kleinen Zweimann-Bunkern errichten. Sie zeugen noch heute von der Paranoia der Führung eines kleinen Landes mitten in Europa.
Enver Hodscha, zurückgetreten von allen Ämtern, widmete seine letzten Lebensjahre theoretischen Betrachtungen – und der Glorifizierung seiner Person.
Und seine 83jährige Witwe Nedschmije Hodscha antwortete vor einem Jahr in einem Spiegel-Interview auf die Frage, wie viele politische Gegner ihr Mann habe liquidieren lassen:
"Ich weiß es nicht. Aber wir töteten nie ohne Grund."
Ende der 80er Jahre, nach dem Tod Enver Hodschas, öffnete sich das Land allmählich ein wenig – Oppositionsparteien wurden zugelassen, Beziehungen zum Westen aufgenommen. Anfang der 90er Jahre dann kam es zu Massenprotesten, die blutig niedergeschlagen wurden. Schließlich flüchteten Tausende von Menschen in Schiffen über das Meer – Italien schickte sie wieder zurück. Albanien hat nun eine demokratische Regierung – und die höchste Arbeitslosigkeit in Europa.
Das pausbäckige, selbst im Alter noch gutmütig und jungenhaft wirkende Gesicht des Mannes, der 1985 starb, ist längst dem medialen Gedächtnis entrückt – nicht aber seine Politik. Er führte das Land in eine heute kaum mehr vorstellbare Isolation.
Der Sohn eines Tuchhändlers aus dem Süden Albaniens, im Westen geschult als Philosoph, Lehrer und Kommunist, entwickelte sich in Albanien schnell zum Widerstandskämpfer. Die Mitglieder der 1941 gegründeten Kommunistischen Partei Albaniens wählten zwei Jahre später Hodscha zum Generalsekretär. Die heutige Kommunistische Partei Albaniens, die "Partia Komuniste Shiptare", schildert die Situation während des Zweiten Weltkrieges so:
"Das Land ist bergig und zerklüftet, es gab kaum Straßen. Die Nazitruppen konnten ebenso wenig gegen die Partisanen unter Enver Hodscha ausrichten, wie vorher die Truppen Mussolinis.
1945 hatte sich Albanien aus eigener Kraft befreit. Die Engländer hatten – großzügig wie imperialistische Staaten nun mal sind – angeboten, Truppen zu schicken. Die Albaner lehnten dankend ab. Sie wollten nicht von einer italienischen zu einer englischen Kolonie werden."
Nach dem Abzug sämtlicher Besatzungstruppen schickte sich Enver Hodscha an, den "Brückenstaat" zwischen Jugoslawien und Griechenland mit patriarchalischer Strenge zu führen -und mit Hilfe seines Familienclans, der fast die Hälfte aller wichtigen Partei- und Regierungsposten einnahm.
Am 11. Januar 1946 proklamierte Hodscha die Volksrepublik Albanien, und der einstige Widerstandskämpfer wurde zum Premierminister - der bald so genannte Säuberungsaktionen in den eigenen Reihen durchführen ließ und die politische Opposition ausschaltete. Albanien wandte sich 1948 zunächst Jugoslawien zu; Enver Hodscha galt als Freund Titos. Als die Sowjetunion dann mit Jugoslawien brach, schloss sich die Volksrepublik der UdSSR an. Das rückständige und bitterarme Land erhielt große wirtschaftliche - und natürlich auch ideologische – Hilfen aus den Ostblockländern.
Bald bahnte sich jedoch auch die Trennung von der Sowjetunion an. 1960 entschied sich die Regierung Albaniens dann klar für eine Allianz mit Peking, woraufhin die osteuropäischen Alliierten jede Unterstützung einstellten. China sandte sofort Experten – und Kredite, um die Lücken zu füllen. Entsprechend fiel die Berichterstattung aus:
"Hier ist Tirana – Wir beginnen unsere Sendung in deutscher Sprache. Die Armee und das Volk Chinas verurteilen weiterhin die schweren Verbrechen der Sowjet-Revisionisten. Die mächtigen Proteste gegen die bewaffnete Provokation der sowjetischen Kriege branden wie Meereswogen auf."
Die diversen Bündnisse, die von der Volksrepublik Albanien unter Enver Hodscha geschlossen wurden, endeten schließlich in einem totalen Alleingang Albaniens: Um das Land gegen den Einfluss aller Mächte von außen abzuschotten - sei es das Kapital, seien es westliche oder östliche reale und irreale Bedrohungen - ließ die Regierung Albaniens unter anderem Tausende von kleinen Zweimann-Bunkern errichten. Sie zeugen noch heute von der Paranoia der Führung eines kleinen Landes mitten in Europa.
Enver Hodscha, zurückgetreten von allen Ämtern, widmete seine letzten Lebensjahre theoretischen Betrachtungen – und der Glorifizierung seiner Person.
Und seine 83jährige Witwe Nedschmije Hodscha antwortete vor einem Jahr in einem Spiegel-Interview auf die Frage, wie viele politische Gegner ihr Mann habe liquidieren lassen:
"Ich weiß es nicht. Aber wir töteten nie ohne Grund."
Ende der 80er Jahre, nach dem Tod Enver Hodschas, öffnete sich das Land allmählich ein wenig – Oppositionsparteien wurden zugelassen, Beziehungen zum Westen aufgenommen. Anfang der 90er Jahre dann kam es zu Massenprotesten, die blutig niedergeschlagen wurden. Schließlich flüchteten Tausende von Menschen in Schiffen über das Meer – Italien schickte sie wieder zurück. Albanien hat nun eine demokratische Regierung – und die höchste Arbeitslosigkeit in Europa.