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"Wir verlangen aber erstmal den Willen, Führung ausüben zu wollen"

Seit zehn Jahren versucht die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft Frauen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern, mit wenig Erfolg. Am 22. Juli beginnt das Modellprojekt "Frauen in Führungspositionen". Hier wird gelernt, wie Frau in männerdominierten Branchen eine Firma steuert.

Von Susanne Lettenbauer |
    "Ich mache bei dem Projekt mit, weil ich jetzt Führungskraft bin und einfach merke, dass ich die Stärken, die mir das Projekt vermittelt, einfach brauche. Ich merke, dass ich einen sicheren Auftritt brauche und mich da noch entwickeln kann."

    Sandra Zimmermann ist 28. Sie studierte Mathematik an der TU Chemnitz, absolvierte ein Praktikum in Schweinfurt in einer Wälzlagerfirma. Die Produktpalette reicht dort von Rollen für Skateboards bis hin zu Windkrafträdern. Ein faszinierendes Feld, meint die junge Frau. Das Wichtigste ist für sie jedoch der Umgang mit Menschen und die Arbeit als Schnittstelle zwischen der Produktion und der Firmenleitung.
    Seit diesem Jahr gehört Sandra Zimmermann zu einem Führungsteam von neun Personen: acht Männern und einer Frau:

    "Ich bedauere , dass es für eine junge Frau so schwer ist, seinen Standpunkt zu vertreten und dass man da eine gewisse Sicherheit braucht und Ausstrahlung. Da versuche ich mich jetzt immer weiter zu entwickeln und auch persönliche und fachliche Kompetenzen zu entwickeln."

    Sandra Zimmermann ist eine von 60 Teilnehmerinnen, die bis 2012 zu Führungskräften der bayerischen Metall-und Elektroindustrie weitergebildet werden. Ihr Personalchef empfahl sie als künftige Topführungskraft. In der kommenden Woche beginnt das Modellprojekt. Innerhalb von zwei Jahren sollen die großteils schon erfahrenen Frauen im Alter zwischen 28 und 45 lernen, wie man in häufig männerdominierten Branchen eine Firma durch Wirren und Probleme der Weltwirtschaft steuert. Vorerst werden die Kurse in den Firmen gegeben, auf Meetings des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft soll dann auch das Networking gepflegt werden. Anna Engel-Köhler, die Geschäftsführerin der Beruflichen Weiterbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft, war überrascht, dass das Modellprojekt so großen Anklang fand bei den Frauen:

    "Wir hatten uns anfänglich weniger vorgestellt, uns aber sehr gefreut über die große Resonanz. Wir haben auch Gespräch geführt mit Frauen, die im nächsten Jahr dabei sein wollen und jetzt noch nicht soweit sind oder die Kinder noch klein sind. Da gibt es also großes Interesse für den nächsten Durchlauf."

    22 Firmen beteiligen sich an dem Modellprojekt. Eine davon ist die Firma von Sandra Zimmermann: SKF GmbH. Die Mutterfirma ist in Schweden, die deutsche Niederlassung in Schweinfurt. Firmenchef Manfred Neubert:

    "Wir haben ungefähr 7,5 Prozent Frauen in Führungspositionen. Wir stellen aber fest, dass die Mehrheit dieser Frauen die in Führungspositionen sind, auch nicht in den Bereichen tätig sind, wo wir sie gern hätten, also in den MINT-Fächern, also Technik-, Ingenieurfächern und Naturwissenschaften."

    Trotz steigender Absolventinnenzahlen im MINT-Bereich würden diese Frauen bislang noch nicht in der Industrie auftauchen. Wie in einem Bermudadreieck würde diese einfach verschwinden, moniert Neubert. Während in Schweden auf jeden pensionierten Ingenieur 1,4 neue kämen, würde die Zahl in Deutschland bei mageren 0,4 liegen:

    "Gerade weil wir wissen, dass solche Dinge wie Flexibilität, Verfügbarkeit eine Rolle spielen bei der Attraktivität eines Arbeitsplatzes, gerade für Frauen, versuchen wir dort verschiedene Angebote zu machen. Wir verlangen aber erstmal den Willen, Führung ausüben zu wollen, wir verlangen eine gewisse zeitliche Flexibilität, ein entsprechende Engagement natürlich."

    Sandra Zimmermann macht sich um ihre Zukunft als weibliche Führungskraft keine Sorgen. Die Familienplanung hat sie noch hintenangestellt, aber Kinder möchte sie auf jeden Fall haben. Und die Firma hilft:

    "Ich finde die SKF GmbH ist eine gute Firma, wo flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle am Start sind, wo sie jetzt prüfen, erweiterte Home-Office-Zeiten, Weiterbildung während der Elternzeit ist in Planung. Das macht mich sehr freudig, wenn ich mal solche Pläne habe."

    In zwei Jahren wird das Modellprojekt evaluiert, werden die Erfolge oder Misserfolge analysiert. Wenn die Abbrecherquoten aus dem Kreis der Firmen oder Teilnehmerinnen dann im normalen Rahmen geblieben ist, werden die Kurse fortgesetzt. Ein durchaus attraktives langfristiges Ziel für Abiturientinnen oder Studienanfängerinnen.