Kann das gut gehen? Jesus als fettsüchtiger Kleinbürgerspross aus Wien, als Internet-Onanist und Schusswaffen-Fetischist? Jesus als Spät-Erleuchteter, der zum Propagandisten radikaler Freiheitsliebe mutiert, zum politisch korrekten Gutmenschen? Kann das gut gehen?
Es geht gut. Regisseurin Karin Beier hat Franzobels trashige Textvorlage in einen grellen Theaterspaß verwandelt, einen Theaterspaß, der immer wieder – und das ist das Gekonnte an dieser Inszenierung - mit berührenden Momenten aufwartet. Geschickt hält die deutsche Regisseurin in ihrer Inszenierung die Balance zwischen ernsthafter, fast möchte man sagen: befreiungstheologischer "Message" und deftigem Klamauk. "Wir wollen den Messias jetzt" - eine kurzweilige Mischung aus Leonardo Boff und Monty Python.
Autor Franzobel legt Wert darauf, dass sein Stück nicht nur als Farce gesehen wird.
"Als Farce würde ich es nicht bezeichnen. Ich habe, denke ich, im Kern ein sehr, sehr ernstes Stück geschrieben. Ich möchte schon eine Art Botschaft vermitteln. Allerdings versuche ich das Publikum mit grotesken, absurden Bildern einzufangen, deshalb hat das Stück auch viele lustige Momente. Ich propagiere einen sinnlichen, einen deftigen, einen sexuellen Glauben, das ist meine Art der Weltwahrnehmung. Ich propagiere einen Glauben, der auch ironiefähig ist. "
Der deutsche Schauspieler Joachim Meyerhoff spielt Jesus Christus. Der Ruf Gottes erreicht den künftigen Messias, ein typischer Franzobel-Einfall, ausgerechnet während des Liebesspiels mit einem gealterten Transvestiten:
"Was war denn das? Durch dich hat Gott zu mir gesprochen. Aber: Ich will das nicht gehört haben. Sag, dass es nicht wahr ist, dass ich auf irgend einem Trip gewesen bin. Los, sag es!"
Man merkt: Franzobels Humor ist nicht jedermanns Sache. Trotzdem geriet die Uraufführung im Wiener Akademietheater zum heftig akklamierten Triumph für Autor, Regisseurin und Ensemble. Auf dem Höhepunkt des Abends hopst Jesus als halbnackter Heiland über die Bühne, bekleidet ist der zum dürren Asketen gereifte Messias lediglich mit einer zerfetzten Feinripp-Unterhose. Die Botschaften, die der Erlöser dabei unters Volks bringt, könnten einem Thesenpapier der "Grünen Parteijugend Paderborn" entstammen:
"Und wehe denen, die Chiquita-Bananen essen, obwohl sie wissen, dass die Plantagenarbeiter dort ausgebeutet werden, und dass dort Pflanzengifte benutzt werden. "
Auch wenn Franzobel dann und wann die Grenze zur Albernheit überschreitet – sein Stück funktioniert: als derbe Evangelien-Paraphrase, als herrlich respektlose Erlöser-Posse, als trashiges Stück Volkstheater.
"Mir gehen vor allem zwei Dinge ab in der Kirche und der Religion: Humor und Sinnlichkeit, auch im sexuellen Sinn. Mein Stück ist ein Plädoyer für beides. Humor und Sexualität gehören für mich zum Menschsein. Eine der Botschaften des Stücks ist sicher die: Man soll das Paradies nicht im Jenseits zu errichten versuchen, sondern im Diesseits. "
Für Regisseurin Karin Beier war die Umsetzung der Franzobelschen Textvorlage eine Herausforderung. Sie wollte das mit bizarren Einfällen überfrachtete Stück nicht noch mehr verblödeln, sagt sie:
"Wir haben auf den Proben sehr viel rumprobiert. Vom Gleichnis bis zur letzten Rede, wie man die so vermitteln kann, dass man sie bei aller Lustigkeit noch ernst nehmen kann. Ich finde, dass Joachim Meyerhoff, der Darsteller des Jesus, da ein Pfund ist, mit dem wuchern kann: Er ist ein wunderbarer Jesus. "
Joachim Meyerhoff ist der herausragende Akteur in einem insgesamt überzeugenden Ensemble. Schauspielerinnen wie Christiane von Poelnitz und Kirsten Dene sind ebenso mit Spaß an der Freud bei der Sache wie Roland Kenda und Meriam Abbas als welt- und lebensmüde Selbstmord-Attentäterin, die mit ihrem Sprengstoffgürtel immer wieder durch Franzobels Messias-Groteske irrlichtert.
Nach vielen bleiernen Theaterabenden, die man in Wien in letzter Zeit auch schon erlebt hat, ist Franzobels "Messias"-Stück – eine Erlösung. So lustig, so respektlos, so anarchistisch und amüsant kann Theater sein – wenn man mit Franzobels Humor etwas anzufangen vermag.
Es geht gut. Regisseurin Karin Beier hat Franzobels trashige Textvorlage in einen grellen Theaterspaß verwandelt, einen Theaterspaß, der immer wieder – und das ist das Gekonnte an dieser Inszenierung - mit berührenden Momenten aufwartet. Geschickt hält die deutsche Regisseurin in ihrer Inszenierung die Balance zwischen ernsthafter, fast möchte man sagen: befreiungstheologischer "Message" und deftigem Klamauk. "Wir wollen den Messias jetzt" - eine kurzweilige Mischung aus Leonardo Boff und Monty Python.
Autor Franzobel legt Wert darauf, dass sein Stück nicht nur als Farce gesehen wird.
"Als Farce würde ich es nicht bezeichnen. Ich habe, denke ich, im Kern ein sehr, sehr ernstes Stück geschrieben. Ich möchte schon eine Art Botschaft vermitteln. Allerdings versuche ich das Publikum mit grotesken, absurden Bildern einzufangen, deshalb hat das Stück auch viele lustige Momente. Ich propagiere einen sinnlichen, einen deftigen, einen sexuellen Glauben, das ist meine Art der Weltwahrnehmung. Ich propagiere einen Glauben, der auch ironiefähig ist. "
Der deutsche Schauspieler Joachim Meyerhoff spielt Jesus Christus. Der Ruf Gottes erreicht den künftigen Messias, ein typischer Franzobel-Einfall, ausgerechnet während des Liebesspiels mit einem gealterten Transvestiten:
"Was war denn das? Durch dich hat Gott zu mir gesprochen. Aber: Ich will das nicht gehört haben. Sag, dass es nicht wahr ist, dass ich auf irgend einem Trip gewesen bin. Los, sag es!"
Man merkt: Franzobels Humor ist nicht jedermanns Sache. Trotzdem geriet die Uraufführung im Wiener Akademietheater zum heftig akklamierten Triumph für Autor, Regisseurin und Ensemble. Auf dem Höhepunkt des Abends hopst Jesus als halbnackter Heiland über die Bühne, bekleidet ist der zum dürren Asketen gereifte Messias lediglich mit einer zerfetzten Feinripp-Unterhose. Die Botschaften, die der Erlöser dabei unters Volks bringt, könnten einem Thesenpapier der "Grünen Parteijugend Paderborn" entstammen:
"Und wehe denen, die Chiquita-Bananen essen, obwohl sie wissen, dass die Plantagenarbeiter dort ausgebeutet werden, und dass dort Pflanzengifte benutzt werden. "
Auch wenn Franzobel dann und wann die Grenze zur Albernheit überschreitet – sein Stück funktioniert: als derbe Evangelien-Paraphrase, als herrlich respektlose Erlöser-Posse, als trashiges Stück Volkstheater.
"Mir gehen vor allem zwei Dinge ab in der Kirche und der Religion: Humor und Sinnlichkeit, auch im sexuellen Sinn. Mein Stück ist ein Plädoyer für beides. Humor und Sexualität gehören für mich zum Menschsein. Eine der Botschaften des Stücks ist sicher die: Man soll das Paradies nicht im Jenseits zu errichten versuchen, sondern im Diesseits. "
Für Regisseurin Karin Beier war die Umsetzung der Franzobelschen Textvorlage eine Herausforderung. Sie wollte das mit bizarren Einfällen überfrachtete Stück nicht noch mehr verblödeln, sagt sie:
"Wir haben auf den Proben sehr viel rumprobiert. Vom Gleichnis bis zur letzten Rede, wie man die so vermitteln kann, dass man sie bei aller Lustigkeit noch ernst nehmen kann. Ich finde, dass Joachim Meyerhoff, der Darsteller des Jesus, da ein Pfund ist, mit dem wuchern kann: Er ist ein wunderbarer Jesus. "
Joachim Meyerhoff ist der herausragende Akteur in einem insgesamt überzeugenden Ensemble. Schauspielerinnen wie Christiane von Poelnitz und Kirsten Dene sind ebenso mit Spaß an der Freud bei der Sache wie Roland Kenda und Meriam Abbas als welt- und lebensmüde Selbstmord-Attentäterin, die mit ihrem Sprengstoffgürtel immer wieder durch Franzobels Messias-Groteske irrlichtert.
Nach vielen bleiernen Theaterabenden, die man in Wien in letzter Zeit auch schon erlebt hat, ist Franzobels "Messias"-Stück – eine Erlösung. So lustig, so respektlos, so anarchistisch und amüsant kann Theater sein – wenn man mit Franzobels Humor etwas anzufangen vermag.