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Wirklichkeit als Konstruktion

Auf dem Berliner Ku‘damm wird die Weltmeisterschaft im Kanalangeln ausgetragen; während eines Philosophie-Kongresses in Heidelberg kursiert die Parole, einer der Referenten sei ein Hochstapler, ein Ei wird gemeinschaftlich bebrütet, um Neues auf die Welt kommen zu lassen - die "Story Dealer" haben zugeschlagen.

Von Michael Reitz |
    1988 gegründet von dem Soziologen Hans Geißlinger und dem Aktionskünstler Ernst Handl, konstruieren die "Story Dealer" unter Einbeziehung eines zumeist ahnungslosen Publikums Denklandschaften und neue Wirklichkeiten.

    Die Auftraggeber dieser Projektgruppe: internationale Konzerne, Kongressveranstalter, Management, aber auch Träger der freien Jugendhilfe. Ziel: "wahrheitsfördernde Falschheit" herzustellen, die unbewusste Grundannahmen unserer Wahrnehmung in Frage stellen, um auf spielerische Weise einen Erkenntnisgewinn zu erzeugen.

    Dabei sind die "Story Dealer" keine Klamauk-Agentur: Ihre Projekte sind aufwendig und bis ins kleinste Detail geplant, ihre Geschichten zeigen auf, wie brüchig unsere Unterscheidung zwischen Fantasie und Realität ist – und wie schnell es geht, dass selbst Fachleute die haarsträubendsten Erfindungen kritiklos übernehmen.