Jede zehnte Tuberkulose-Neuinfektion geht heutzutage zurück auf einen multiresistenten Bakterienstamm, genannt MDR-TB, für "multidrug resistant tuberculosis". Schon bei der normalen TB wird ein Cocktail von insgesamt vier Antibiotika verabreicht. Bei der MDR-TB kommen mindestens zwei weitere Substanzen mit starken Nebenwirkungen hinzu. Neue Behandlungsstrategien tun not. Ein französisch-belgisches Team arbeitet an einem solch neuen Ansatz: Ihm ist es gelungen, die Wirksamkeit eines herkömmlichen Antibiotikums, des so genannten Ethionamid, massiv zu verstärken. Ethionamid gehört zum Behandlungscocktail von multiresistenten Bakterienstämmen. Die Wissenschaftler infizierten zehn Gruppen von jeweils 15 Labormäusen mit dem geläufigsten Tuberkulose-Erreger. Einige Gruppen erhielten Ethionamid in unterschiedlichen Dosierungen, andere zusätzlich einen speziell entwickelten Wirkstoff. Die Kombination Ethionamid plus neuer Wirkstoff kurierte die Mäuse am besten, bilanziert Benoit Deprez das Ergebnis der dreiwöchigen Studie. Deprez arbeitet in Lille, beim Inserm, dem staatlichen Institut für Gesundheitsforschung:
"Uns ist es gelungen, das Bakterium verstärkt dazu zu bringen, das Antibiotikum zu aktivieren. Und somit können wir die Medikamentendosis reduzieren auf ein Zehntel oder gar ein Zwanzigstel der heute verabreichten Menge."
Ethionamid verhindert die Synthese der wachsartigen Zellwände. Das bedeutet: Will sich das Bakterium teilen, wächst die Zellwand nicht mehr mit. Das Bakterium stirbt. Damit Ethionamid aktiv werden kann, braucht es die Unterstützung eines Enzyms, der sogenannten Monooxygenase. Dieses Enzym wird vom Bakterium selbst hergestellt, allerdings nur in sehr geringen Mengen. Deshalb muss Ethionamid bislang langfristig in hohen Dosen verabreicht werden. Das neue Molekül nun kurbelt die Monooxygenase-Produktion des Bakteriums an. So wird das Antibiotikum in einer viel geringeren Dosis aktiv.
"In solch geringen Mengen ist das Antibiotikum nicht mehr giftig. Und damit leidet der Patient nicht mehr unter den üblen Nebenwirkungen. Das hilft ihm, die Behandlung bis zum Schluss durchzuhalten. Was wiederum die Entstehung multiresistenter Bakterienstämme unterbindet. Wir denken, dass wir damit den Heilungsprozess verkürzen und besser überwachen können."
Die Basis für die Entwicklung des neuen Wirkstoffs legte der Pasteur-Forscher Alain Baulard: 2004 entdeckte er beim Mycobakterium tuberculosis ein Gen, das dessen Sensibilität für Medikamente steuert. Benoit Deprez vom Inserm.
"Was wir derzeit untersuchen, ist eine spezielle Eigenschaft der Mykobakterien. Diese sind verantwortlich für Tuberkulose und auch für Lepra. Doch die Genfamilie, die wir mit unserem Wirkstoff manipulieren, ist im Reich der Bakterien sehr weit verbreitet. Mit einer besseren Erforschung der Enzyme lassen sich wahrscheinlich neue Therapieformen entwickeln."
Klinische Versuche am Menschen sollen in drei bis vier Jahren starten. Das neue Medikament könnte in knapp zehn Jahren auf den Markt kommen. Als Tablette, die bei gleichzeitiger Einnahme mit Ethionamid dessen Wirksamkeit potenziert.
"Ein Kriterium bei unserer Forschung war, ein simples synthetisches Molekül zu entwickeln, das kostengünstig herzustellen ist. Denn das ist sehr wichtig: Die Menschen, die am meisten von der Tuberkulose betroffen sind, leben in Afrika und Asien."
"Uns ist es gelungen, das Bakterium verstärkt dazu zu bringen, das Antibiotikum zu aktivieren. Und somit können wir die Medikamentendosis reduzieren auf ein Zehntel oder gar ein Zwanzigstel der heute verabreichten Menge."
Ethionamid verhindert die Synthese der wachsartigen Zellwände. Das bedeutet: Will sich das Bakterium teilen, wächst die Zellwand nicht mehr mit. Das Bakterium stirbt. Damit Ethionamid aktiv werden kann, braucht es die Unterstützung eines Enzyms, der sogenannten Monooxygenase. Dieses Enzym wird vom Bakterium selbst hergestellt, allerdings nur in sehr geringen Mengen. Deshalb muss Ethionamid bislang langfristig in hohen Dosen verabreicht werden. Das neue Molekül nun kurbelt die Monooxygenase-Produktion des Bakteriums an. So wird das Antibiotikum in einer viel geringeren Dosis aktiv.
"In solch geringen Mengen ist das Antibiotikum nicht mehr giftig. Und damit leidet der Patient nicht mehr unter den üblen Nebenwirkungen. Das hilft ihm, die Behandlung bis zum Schluss durchzuhalten. Was wiederum die Entstehung multiresistenter Bakterienstämme unterbindet. Wir denken, dass wir damit den Heilungsprozess verkürzen und besser überwachen können."
Die Basis für die Entwicklung des neuen Wirkstoffs legte der Pasteur-Forscher Alain Baulard: 2004 entdeckte er beim Mycobakterium tuberculosis ein Gen, das dessen Sensibilität für Medikamente steuert. Benoit Deprez vom Inserm.
"Was wir derzeit untersuchen, ist eine spezielle Eigenschaft der Mykobakterien. Diese sind verantwortlich für Tuberkulose und auch für Lepra. Doch die Genfamilie, die wir mit unserem Wirkstoff manipulieren, ist im Reich der Bakterien sehr weit verbreitet. Mit einer besseren Erforschung der Enzyme lassen sich wahrscheinlich neue Therapieformen entwickeln."
Klinische Versuche am Menschen sollen in drei bis vier Jahren starten. Das neue Medikament könnte in knapp zehn Jahren auf den Markt kommen. Als Tablette, die bei gleichzeitiger Einnahme mit Ethionamid dessen Wirksamkeit potenziert.
"Ein Kriterium bei unserer Forschung war, ein simples synthetisches Molekül zu entwickeln, das kostengünstig herzustellen ist. Denn das ist sehr wichtig: Die Menschen, die am meisten von der Tuberkulose betroffen sind, leben in Afrika und Asien."