Ohne Antibiotika wäre vieles nicht möglich: Lebensbedrohliche Krankheiten könnten nicht geheilt, Organe nicht transplantiert und zu früh geborene Kinder nicht ausreichend vor Infektionen geschützt werden. Schon in den 60er-Jahren beobachteten Forscher, dass manche Keime gegen Antibiotika resistent werden können. Doch die Gefahr ist viel zu lange unterschätzt worden, beklagt Otto Cars. Er ist Professor für Infektionskrankheiten an der Universität Uppsala und Vorsitzender von "ReAct". ReAct steht für "Aktion gegen Antibiotikaresistenzen" und der Name ist gleichzeitig Programm dieser Organisation.
"Die Widerstandskraft von Bakterien gegen Antibiotika hat in den letzten Jahren zugenommen, aber gleichzeitig hat die Pharmaindustrie keine neue Arzneimittel entwickelt, die wir gegen Infektionen einsetzen können. Das hat uns in eine paradoxe Situation gebracht. Forscher und Ärzte warnen schon lange vor diesem Problem, doch bisher haben Politiker nicht darauf reagiert. Sie hätten dies schon vor mehr als 20 Jahren tun müssen und nun haben wir wertvolle Zeit verloren."
Otto Cars und seine Kollegen gehen das Problem nun pragmatisch an. Zu ihrer Konferenz haben sie 190 Teilnehmer aus 50 Ländern eingeladen – Forscher, Mitarbeiter von Gesundheitsbehörden und Vertreter von Pharmafirmen. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Frage, wie Pharmaunternehmen dazu gebracht werden können, stärker in die Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren.
"Die meisten Konferenzteilnehmer waren sich einig darüber, dass die Entwicklung neuer Antibiotika stärker finanziell gefördert werden muss. Pharmafirmen dürfen nicht darauf angewiesen sein, ihre Investitionen über den Verkauf dieser Arzneimittel wieder zurückzugewinnen. Außerdem müssen wir die Grundlagenforschung besser unterstützen, damit sie potenzielle neue Kandidaten für Antibiotika hervorbringt."
Antibiotika sind teuer in der Entwicklung und werden von Patienten meist nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen. Zudem wirken sie oft nur für eine bestimmte Gruppe von Erregern. Das hat es für Pharmafirmen lange Zeit unrentabel gemacht, Gelder in dieses Forschungsfeld zu investieren. Ein weiteres Problem ist, dass Ärzte ihre Patienten oftmals mit Antibiotika behandeln, ohne vorher eine eindeutige Diagnose gestellt zu haben. Wird eine Infektion falsch behandelt, können sich jedoch Resistenzen entwickeln. Erreger kommen dann mit einem Antibiotikum in Kontakt, ohne daran zu sterben. Besonders in Entwicklungsländern ist der falsche Umgang mit Antibiotika ein Problem. Otto Cars:
"Es gibt in diesen Ländern kaum eine kontrollierte medizinische Versorgung. Die Menschen kaufen ihre Medikamente bei einem Straßenhändler und oftmals wissen sie nicht mal, wogegen sie wirken. Aber auch bei uns gibt es einen enormen Missbrauch. Schnupfen oder Husten mit Antibiotika zu behandeln ist zum Beispiel völlig unakzeptabel. In unseren Diskussionen ist klar geworden, dass wir Antibiotika nicht wie normale Medikamente behandeln dürfen. Sie sollten so vorsichtig wie möglich und wirklich nur dann eingesetzt werden, wenn es unbedingt nötig ist."
Otto Cars hofft, dass dieses Bewusstsein möglichst schnell im Klinikalltag ankommt. Zudem drängt er darauf, dass Gesundheitsbehörden überall auf der Welt einen besseren Überblick darüber bekommen sollten, auf welchen Wegen sich resistente Erreger ausbreiten. Auch darin waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig.
"Was wir brauchen, ist ein globales Überwachungssystem. Wir müssen wissen, woher resistente Erreger kommen, wo das Problem am größten ist und welche Antibiotika wir einsetzen müssen, um es in den Griff zu bekommen. Ein solches System hätte die Weltgesundheitsorganisation schon vor langer Zeit entwickeln müssen. Wir haben während der Konferenz wenigstens ein Modell dafür entwickelt, wie ein solches Projekt aussehen könnte."
Drei Tage hatten die Teilnehmer der Konferenz nun Zeit, zumindest ein paar Weichen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu stellen. Ob die Vorschläge nun auch umgesetzt werden, wird sich aber wohl erst in ein paar Jahren zeigen.
"Die Widerstandskraft von Bakterien gegen Antibiotika hat in den letzten Jahren zugenommen, aber gleichzeitig hat die Pharmaindustrie keine neue Arzneimittel entwickelt, die wir gegen Infektionen einsetzen können. Das hat uns in eine paradoxe Situation gebracht. Forscher und Ärzte warnen schon lange vor diesem Problem, doch bisher haben Politiker nicht darauf reagiert. Sie hätten dies schon vor mehr als 20 Jahren tun müssen und nun haben wir wertvolle Zeit verloren."
Otto Cars und seine Kollegen gehen das Problem nun pragmatisch an. Zu ihrer Konferenz haben sie 190 Teilnehmer aus 50 Ländern eingeladen – Forscher, Mitarbeiter von Gesundheitsbehörden und Vertreter von Pharmafirmen. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Frage, wie Pharmaunternehmen dazu gebracht werden können, stärker in die Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren.
"Die meisten Konferenzteilnehmer waren sich einig darüber, dass die Entwicklung neuer Antibiotika stärker finanziell gefördert werden muss. Pharmafirmen dürfen nicht darauf angewiesen sein, ihre Investitionen über den Verkauf dieser Arzneimittel wieder zurückzugewinnen. Außerdem müssen wir die Grundlagenforschung besser unterstützen, damit sie potenzielle neue Kandidaten für Antibiotika hervorbringt."
Antibiotika sind teuer in der Entwicklung und werden von Patienten meist nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen. Zudem wirken sie oft nur für eine bestimmte Gruppe von Erregern. Das hat es für Pharmafirmen lange Zeit unrentabel gemacht, Gelder in dieses Forschungsfeld zu investieren. Ein weiteres Problem ist, dass Ärzte ihre Patienten oftmals mit Antibiotika behandeln, ohne vorher eine eindeutige Diagnose gestellt zu haben. Wird eine Infektion falsch behandelt, können sich jedoch Resistenzen entwickeln. Erreger kommen dann mit einem Antibiotikum in Kontakt, ohne daran zu sterben. Besonders in Entwicklungsländern ist der falsche Umgang mit Antibiotika ein Problem. Otto Cars:
"Es gibt in diesen Ländern kaum eine kontrollierte medizinische Versorgung. Die Menschen kaufen ihre Medikamente bei einem Straßenhändler und oftmals wissen sie nicht mal, wogegen sie wirken. Aber auch bei uns gibt es einen enormen Missbrauch. Schnupfen oder Husten mit Antibiotika zu behandeln ist zum Beispiel völlig unakzeptabel. In unseren Diskussionen ist klar geworden, dass wir Antibiotika nicht wie normale Medikamente behandeln dürfen. Sie sollten so vorsichtig wie möglich und wirklich nur dann eingesetzt werden, wenn es unbedingt nötig ist."
Otto Cars hofft, dass dieses Bewusstsein möglichst schnell im Klinikalltag ankommt. Zudem drängt er darauf, dass Gesundheitsbehörden überall auf der Welt einen besseren Überblick darüber bekommen sollten, auf welchen Wegen sich resistente Erreger ausbreiten. Auch darin waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig.
"Was wir brauchen, ist ein globales Überwachungssystem. Wir müssen wissen, woher resistente Erreger kommen, wo das Problem am größten ist und welche Antibiotika wir einsetzen müssen, um es in den Griff zu bekommen. Ein solches System hätte die Weltgesundheitsorganisation schon vor langer Zeit entwickeln müssen. Wir haben während der Konferenz wenigstens ein Modell dafür entwickelt, wie ein solches Projekt aussehen könnte."
Drei Tage hatten die Teilnehmer der Konferenz nun Zeit, zumindest ein paar Weichen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu stellen. Ob die Vorschläge nun auch umgesetzt werden, wird sich aber wohl erst in ein paar Jahren zeigen.