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Wirtschaft
Infineon legt Quartalszahlen vor

Als letzter Dax-Konzern in der laufenden Berichtssaison hat der Chiphersteller Infineon Zahlen für das dritte Kalenderquartal vorgelegt. Das Erstaunlich: Trotz schwächelnder chinesischer Wirtschaft und trotz des Abgas-Skandals des Hauptkunden VW fällt die Bilanz positiv aus.

Von Michael Watzke |
    Auf dem Infineon-Campus in Neubiberg bei München scheinen die frisch gepflanzten Laubbäume langsam in den Himmel zu wachsen. Vorstandschef Reinhard Ploss beschreibt das einstige Siemens-Sorgenkind mittlerweile so:
    "Infineon ist ein sehr starkes Unternehmen. Wir wachsen schneller als der Markt. Wir fühlen uns stark."
    Gerade erst hat der Halbleiter-Hersteller Infineon den einstigen Konkurrenten International Rectifier geschluckt und erfolgreich integriert. Nun gibt es Spekulationen, die Münchner könnten auf dem chaotisch-wilden Chip-Markt die nächste Akquisition vorbereiten und das japanische Unternehmen Renesas kaufen, um nicht selbst zum Übernahme-Kandidaten zu werden."
    Ploss dementiert das:
    "Eine Aquisition, um mögliche Angreifer abzuwehren tue ich auf keinen Fall."
    Gut laufende Geschäfte
    Leisten könnten sich die Münchner eine Übernahme mittlerweile. Die Geschäfte laufen gut – vor allem mit Halbleitern aus dem Bereich Chip Card Security. Bei Bezahlkarten mit integriertem Sicherheits-Chip beispielsweise hat Infineon seinen Umsatz um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Vor allem in den USA und China sind solche chip-basierten Kreditkarten der große Renner. Und auch sonst ist Sicherheit das große Thema im Halbleiter-Geschäft.
    "Insgesamt ist unsere Sicherheitsexpertise derzeit sehr gefragt, etwa im Zusammenhang Industrie 4.0 oder auch beim vernetzten Auto, das vor Hacker-Angriffen geschützt werden muss."
    Nicht mal die Volkswagen-Affäre konnte Infineon bremsen. VW ist zwar ein wichtiger Kunde der Münchner
    "..aber wir sind als erfolgreiches Unternehmen von einzelnen Märkten und einzelnen Marken nicht abhängig."
    Das operative Ergebnis von Infineon stieg – VW hin oder her - um 17 Prozent auf 286 Millionen Euro. Der Gewinn verdreifachte sich gar - deshalb erhöht das Unternehmen die Dividende pro Aktie um 2 Cent auf 20 Cent. In die Zukunft blickt Infineon-Chef Ploss optimistisch.
    "Wir erwarten Wachstum bei Ergebnis, Umsatz und Marge."
    Zukunftsoptimismus
    Nicht mal die schwächelnde Konjunktur in Asien und die Unsicherheiten in Europa bereiten Ploss Kopfzerbrechen. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach Komponenten für Laptops und Smartphones hoch bleibt. Und wenn Millionen Autos in Zukunft selbst fahren sollen, dann werde der Bedarf an intelligenten Chips unter der Motorhaube rasant steigen – auch und vor allem bei Infineon, sagt Ploss.
    "Ich sage immer: Infineon ist im Kern des Autos."
    Nun will der Infineon-Chef daran arbeiten, die Preise für die intelligenten Chips durch Skalen-Effekte und andere Produktivitäts-Steigerungen so weit zu senken, dass sich der Einbau nicht nur einem 5-er BMW lohnt, sondern etwa auch in einem Volkswagen Polo. Auch wenn der derzeit erst einmal seine Software auf die Kette kriegen muss.