Bernhard Kempen: Frau Becker, wir sind da schon etwas irritiert, dass ein hoher Repräsentant der deutschen Wirtschaft derart undifferenziert die Situation der Universitäten betrachtet. Wir sind in einer schwierigen Lage, weil der Staat uns seit geraumer Zeit im Stich lässt, wir sind unterfinanziert, wir fahren eine achtzigprozentige Überlast an den Universitäten. Dann zu hören, dass wir uns nicht genügend engagieren und schlechte Lehre bieten, das ist schon einigermaßen erschreckend.
Becker-Knobloch: Er hat nun auch noch einen weiteren Vorschlag gemacht. Er hat zwischendurch noch mal gesagt, die Universitätspräsidenten sollten jedes Jahr ein Beurteilungsgespräch mit den Professoren führen und dabei die Ziele für das nächste Jahr vereinbaren, so mache er das schließlich mit seinen Mitarbeitern auch. Was halten Sie denn von so einem Vorschlag?
Kempen: Solche Zielvereinbarungen, individuelle Zielvereinbarungen gibt es ja schon, indem bei Berufungen zwischen der berufenden Hochschule und dem Professor vereinbart wird, wie bestimmte organisatorische Dinge gestaltet werden. Also etwa der Aufbau von postgraduierten Studiengängen, das Aufbauen einer Forschergruppe etcetera. Allerdings haben solche Zielvereinbarungen auch Grenzen. Es kann ja nicht sein, dass per Zielvereinbarung über Forschungsergebnisse Verträge geschlossen werden, dass dann der Hochschuldirektor am Ende fragt, ja und, hast du denn das und das herausgefunden, was du mir am Anfang versprochen hast? Das kann so nicht funktionieren, die Autonomie der Wissenschaft ist wesensnotwendig für wissenschaftlichen Erfolg. Das können wir nicht alles mit Zielvereinbarungen steuern.
Becker-Knobloch: Sie haben eben schon einmal kurz die tatsächlichen Umstände unter denen die Hochschulen einfach arbeiten müssen und die Professorinnen und Professoren seit Jahren arbeiten müssen noch einmal zusammengefasst. Was müsste denn aus Ihrer Sicht oder was wäre denn aus Ihrer Sicht nötig, um die Qualität der Lehre in Deutschland und die der Universitäten weiter zu verbessern? Welche Rahmenbedingungen brauchen sie dazu?
Kempen: Wir brauchen vor allen Dingen etwas, wir brauchen mehr Ruhe an den Universitäten, wir brauchen vor allen Dingen eine ganz deutliche Entlastung von staatlicher Gängelung und Bürokratie. Wissen Sie, es ist einfach unglaublich, mit welchem Ballast wir hier befrachtet sind, sodass wir unser eigenes Kerngeschäft, nämlich Forschung und Lehre, beides ist gleichermaßen wichtig, gar nicht richtig betreiben können. Da brauchen wir Entlastung und wir brauchen auch schon so etwas wie Reformruhe, wir kriegen alle halbe Jahr eine neue Reformwelle über die Universitäten ausgebreitet und schwimmen noch in der letzten Welle, um halbwegs den Kopf über Wasser zu halten.
Becker-Knobloch: Was denken Sie denn, wäre es nötig, dass ein Dialog zwischen Wirtschaft, also den Institutionen, die später auch einmal die Jungakademiker von den Hochschulen an die Arbeitsplätze bringen, denken Sie, dass da ein Dialog wichtig wäre zwischen Wirtschaft und den Hochschulen, um über die, na ja vielleicht auch über die Qualität der Ausbildung der Absolventen zu sprechen?
Kempen: Allerdings. Ein solcher Dialog ist sehr wichtig. Wir würden es sehr begrüßen, hier in noch engeren Kontakt zu treten als wir ohnehin schon stehen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir da auf sehr vielen Feldern auch sehr viele Gemeinsamkeiten entdecken, auch wenn ein solches Interview in Der Zeit uns etwas zurückwirft, aber da schauen wir in die Zukunft und ich bin zuversichtlich, dass wir hier mit den Repräsentanten der deutschen Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen können.
Becker-Knobloch: Also, könnten Sie sich nach diesem Interview vorstellen trotzdem mit DIHT-Präsidenten Braun an einem Strang zu ziehen?
Kempen: Ja, selbstverständlich. Selbstverständlich, ich meine schon, vielleicht ist das im Eifer des Gefechts, wie soll man sagen, nicht genügend zu Ende gedacht worden. Ich bin überzeugt, dass wir auch mit dem DIHK weiterhin einen sinnvollen Dialog pflegen können.
Becker-Knobloch: Vielen Dank, Professor Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes zur Kritik des DIHT-Präsidenten Braun an der Lehrqualität deutscher Professoren.
Becker-Knobloch: Er hat nun auch noch einen weiteren Vorschlag gemacht. Er hat zwischendurch noch mal gesagt, die Universitätspräsidenten sollten jedes Jahr ein Beurteilungsgespräch mit den Professoren führen und dabei die Ziele für das nächste Jahr vereinbaren, so mache er das schließlich mit seinen Mitarbeitern auch. Was halten Sie denn von so einem Vorschlag?
Kempen: Solche Zielvereinbarungen, individuelle Zielvereinbarungen gibt es ja schon, indem bei Berufungen zwischen der berufenden Hochschule und dem Professor vereinbart wird, wie bestimmte organisatorische Dinge gestaltet werden. Also etwa der Aufbau von postgraduierten Studiengängen, das Aufbauen einer Forschergruppe etcetera. Allerdings haben solche Zielvereinbarungen auch Grenzen. Es kann ja nicht sein, dass per Zielvereinbarung über Forschungsergebnisse Verträge geschlossen werden, dass dann der Hochschuldirektor am Ende fragt, ja und, hast du denn das und das herausgefunden, was du mir am Anfang versprochen hast? Das kann so nicht funktionieren, die Autonomie der Wissenschaft ist wesensnotwendig für wissenschaftlichen Erfolg. Das können wir nicht alles mit Zielvereinbarungen steuern.
Becker-Knobloch: Sie haben eben schon einmal kurz die tatsächlichen Umstände unter denen die Hochschulen einfach arbeiten müssen und die Professorinnen und Professoren seit Jahren arbeiten müssen noch einmal zusammengefasst. Was müsste denn aus Ihrer Sicht oder was wäre denn aus Ihrer Sicht nötig, um die Qualität der Lehre in Deutschland und die der Universitäten weiter zu verbessern? Welche Rahmenbedingungen brauchen sie dazu?
Kempen: Wir brauchen vor allen Dingen etwas, wir brauchen mehr Ruhe an den Universitäten, wir brauchen vor allen Dingen eine ganz deutliche Entlastung von staatlicher Gängelung und Bürokratie. Wissen Sie, es ist einfach unglaublich, mit welchem Ballast wir hier befrachtet sind, sodass wir unser eigenes Kerngeschäft, nämlich Forschung und Lehre, beides ist gleichermaßen wichtig, gar nicht richtig betreiben können. Da brauchen wir Entlastung und wir brauchen auch schon so etwas wie Reformruhe, wir kriegen alle halbe Jahr eine neue Reformwelle über die Universitäten ausgebreitet und schwimmen noch in der letzten Welle, um halbwegs den Kopf über Wasser zu halten.
Becker-Knobloch: Was denken Sie denn, wäre es nötig, dass ein Dialog zwischen Wirtschaft, also den Institutionen, die später auch einmal die Jungakademiker von den Hochschulen an die Arbeitsplätze bringen, denken Sie, dass da ein Dialog wichtig wäre zwischen Wirtschaft und den Hochschulen, um über die, na ja vielleicht auch über die Qualität der Ausbildung der Absolventen zu sprechen?
Kempen: Allerdings. Ein solcher Dialog ist sehr wichtig. Wir würden es sehr begrüßen, hier in noch engeren Kontakt zu treten als wir ohnehin schon stehen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir da auf sehr vielen Feldern auch sehr viele Gemeinsamkeiten entdecken, auch wenn ein solches Interview in Der Zeit uns etwas zurückwirft, aber da schauen wir in die Zukunft und ich bin zuversichtlich, dass wir hier mit den Repräsentanten der deutschen Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen können.
Becker-Knobloch: Also, könnten Sie sich nach diesem Interview vorstellen trotzdem mit DIHT-Präsidenten Braun an einem Strang zu ziehen?
Kempen: Ja, selbstverständlich. Selbstverständlich, ich meine schon, vielleicht ist das im Eifer des Gefechts, wie soll man sagen, nicht genügend zu Ende gedacht worden. Ich bin überzeugt, dass wir auch mit dem DIHK weiterhin einen sinnvollen Dialog pflegen können.
Becker-Knobloch: Vielen Dank, Professor Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes zur Kritik des DIHT-Präsidenten Braun an der Lehrqualität deutscher Professoren.