Nach US-Wahl
Wirtschaftsexperte: „Ökonomisch schwierigster Moment in der Geschichte der BRD“

Führende Ökonomen sehen durch den Sieg Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl schwere Zeiten für die deutsche Wirtschaft anbrechen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erwartet Wohlstandsverluste. Der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Schularick, spricht gar vom "ökonomisch schwierigsten Moment in der Geschichte der Bundesrepublik."

    Fahrzeuge aus dem Volkswagenwerk in Zwickau stehen auf einem Parkplatz - bereit zur Auslieferung.
    Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft drohen nach dem Wahlsieg von Donald Trump erhebliche Mehrkosten aufgrund von potentiellen Importzöllen. (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    Schularick sagte im Deutschlandfunk, zur inneren Strukturkrise kämen nun noch massive außenwirtschaftliche und sicherheitspolitische Herausforderungen hinzu, auf die Deutschland nicht vorbereitet sei. Trumps wirtschaftspolitische Maßnahmen würden wahrscheinlich Zölle und Einfuhrbeschränkungen umfassen, die das Wachstum in Deutschland weiter belasten dürften. Auch würden bald wahrscheinlich viele in Deutschland tätige Unternehmen in die USA statt ins Inland investieren, um "hinter die Zollschränken zu gelangen", betonte Schularick. Als weitere Herausforderung für die Bundesrepublik komme hinzu, dass sich Deutschland anders als bei der Bankenkrise 2008 aktuell in einer handfesten Regierungskrise befinde.
    Ähnlich sieht es der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Wambach. "Die Wahl Trumps zum Präsidenten der USA führt wahrscheinlich zu höheren Zöllen und niedrigeren Steuern für Unternehmen in den Vereinigten Staaten", sagte Wambach der Nachrichtenagentur Reuters. Zudem werde sich die US-Politik noch stärker auf sich selbst fokussieren. Das erhöhe den Druck auf europäische Unternehmen, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Deutschland und die EU müssten ihren Wirtschaftsstandort dringend stärken. "Nur ein dynamischer Binnenmarkt ist ein Garant dafür, nicht zwischen den Wirtschaftsblöcken USA und China zerrieben zu werden."

    Höhere Inflation und weitere Deindustrialisierung in Deutschland befürchtet

    Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Fratzscher, erklärte: "Die angekündigten Strafzölle und Handelskonflikte werden zu höherer Inflation, weniger Kaufkraft und dem Verlust von Arbeitsplätzen führen". Die Hauptleidtragenden dürften demnach nicht die USA, sondern offene Volkswirtschaften wie Deutschland sein. Die privaten Investitionen in Deutschland dürften weiter zurückgehen, was die Deindustrialisierung beschleunigen könnte.
    "Trump verfolgt eine ausgeprägt protektionistische Agenda, die auf höhere Importzölle und stärkere Beschränkungen des internationalen Handels setzt, insbesondere gegenüber China und potenziell auch gegenüber Europa", sagte Ifo-Präsident Fuest. Deutsche Exporteure müssten auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt mit empfindlichen Einbußen rechnen, sollte Trump seine Drohung wahr machen und Basiszölle von 20 Prozent auf Importe aus der EU und 60 Prozent auf Importe aus China erheben. Diese Maßnahmen würden allein in Deutschland einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden von 33 Milliarden Euro bedeuten, rechnete das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut vor. Die deutschen Exporte in die USA könnten um etwa 15 Prozent zurückgehen. Zusätzlich dürften die Ausfuhren nach China um zehn Prozent sinken, weil die Exporte der Volksrepublik in die USA massiv schrumpfen dürften.

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    Diese Nachricht wurde am 06.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.