Yale, Harvard, London School of Economics, Berkley. Die akademische Vita Janet Yellens ist beeindruckend. Und den betont lässigen angelsächsischen akademischen Stil behielt sie auch in der Federal Reserve Bank bei. Während andere Fed-Offizielle zum Lunch in feine Washingtoner Restaurants gingen, konnte man Janet Yellen oft mit ihren Mitarbeitern in der Cafeteria debattieren sehen, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Jacob Kirkegaard vom Peterson Institute for International Economics: "Sie hat den Ruf - ähnlich wie Ben Bernanke - sehr offen, sehr zugänglich zu sein. Sie sucht den Konsens. Sie versucht nicht immer ihren Willen zu bekommen, ebenso wie Bernanke. Ich glaube, das ist es auch, was der Obama-Administration an ihr gefällt. Sie repräsentiert Kontinuität an der Spitze der Federal Reserve Bank."
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Janet Yellen ist Arbeitsmarktspezialistin. Sie gilt als jemand, der immer seine Hausaufgaben macht. Wo andere extemporieren und improvisieren, drückt sie sich gestochen und präzise aus, wie bei ihrer Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats Anfang Oktober. "Chairman Johnson, Senator Crapo, and members of the Committee, thank you for this opportunity to appear before you today."
Janet Yellen hat eine Reputation als brillante Ökonomin, eine gründliche und klare Denkerin. Sie gehört zu den wenigen, die von sich behaupten können, die Vorzeichen der Immobilienkrise früh erkannt und Gegenmaßnahmen angemahnt zu haben. Doch Janet Yellen, die jahrelang die Außenstelle der Fed in San Francisco leitete, hatte zwar eine einflussreiche Stimme, aber die Entscheidungen trafen andere.
Vorgänger Bernanke hat die Weichen bereits gestellt
Das änderte sich 2010, als Barack Obama sie zur Vizechefin der Federal Reserve Bank in Washington berief. Hier machte sie ihre Stimme geltend. Bürokratische Tätigkeiten waren ihr unwichtig. Sie galt als eine freie intellektuelle Kraft in der Fed. Ihr Credo: Die Arbeitslosigkeit herunter zu bekommen müsse das Hauptanliegen der Notenbank sein. "Wir haben gute Fortschritte gemacht, aber wir müssen noch einiges aufholen, was wir in der Rezession verloren haben. Die Arbeitslosigkeit ist zwar deutlich gesunken aber immer noch zu hoch. Arbeitsmarkt und Gesamtwirtschaft liegen weit unter ihren Möglichkeiten. Die Inflation liegt hingegen deutlich unter unterem Ziel von maximal zwei Prozent."
Janet Yellen hätte deshalb den monatlichen Anleihenkauf der Fed in Höhe von 85 Milliarden Dollar gerne noch weitergeführt, bis das Ziel von 6,5 Prozent Arbeitslosigkeit erreicht gewesen wäre. Doch ihr Vorgänger hat kurz vor seinem Ausscheiden die Weichen gestellt und angefangen, das Gelddrucken schrittweise herunterzufahren.
Das Geld, das von der Fed in die Wirtschaft gepumpt wird, hat zwar den Immobilienmarkt stabilisiert und damit auch die finanzielle Situation der amerikanischen Mittelschicht. Gleichzeitig ist mit dem billigen Geld jedoch die Spekulation an den Börsen angeheizt worden. Der Ökonom Jacob Kirkegaard sieht deshalb durchaus die Gefahr einer spekulativen Blase. "Ist das jetzt schon eine Spekulationsblase? Ich würde sagen, noch nicht. Aber wenn die Börse genauso steigt wie im vergangenen Jahr, dann hätten wir eine Spekulationsblase. Und das ist der Grund, warum die Federal Reserve jetzt aus dem Gelddrucken aussteigt."
Janet Yellen obliegt es jetzt zu entscheiden, in welchen Schritten das geschieht. Nimmt man ihre Haltung vor ihrer Nominierung zum Maßstab, dann wird sie das Gelddrucken - im Finanzjargon Quantitative Easing genannt - eher langsam zurückfahren.
Teil 1 der Serie: Die oberste Bankenaufseherin Europas - Danièle Nouy
Teil 2: Der Zahlenmann an der Spitze der Telekom - Tim Höttges
Teil 3: Reiner Hoffmann wird im Mai zum DGB-Chef gewählt - Reiner Hoffmann
Am Dienstag, 07. Janura 2014 folgt Teil 5 der Serie: Sigmar Gabriel (SPD) muss liefern als Superminister für die Energiewende