Trotz der Ukrainekrise und der deshalb verhängten Sanktionen gegen Russland: Die Prognose des Bundesverbandes des Groß- und Außenhandels (BGA) steht auch weiterhin: Die deutschen Exporte steigen dieses Jahr um drei Prozent und im kommenden Jahr um vier Prozent, in absoluten Zahlen sind es 1 Billion 126 Milliarden Euro dieses Jahr und 1 Billion 171 Milliarden Euro im Kommenden - wenn nichts dazwischenkommt. Denn die Krisen dieser Welt schlagen den deutschen Importeuren und Exporteuren zunehmend aufs Gemüt, Illusionen machen sie sich nicht.
"Die Sanktionen werden sehr bleiben - wir werden sie nicht wegkriegen", das zumindest glaubt Anton Börner, der Präsident des BGA, mit Blick auf Russland - und das ist nur die erste Hälfte seiner Analyse: "So wie wir das sehen, steht Putin unter Druck. Wir rechnen mit einer Verschärfung der Sanktionen."
Russlandgeschäft um ein Drittel eingebrochen
Dabei hat die generelle Verunsicherung über den Kurs der russischen Regierung schon dazu geführt, dass ein Drittel des Russlandgeschäftes schon weggebrochen waren, bevor die Sanktionen verhängt wurden. Heißt übersetzt: Wenn die Sanktionen jetzt greifen und sogar noch verschärft werden sollten, wird es noch einmal einen signifikanten Rückgang im Russlandgeschäft geben. Doch ein Zurückweichen gegenüber der russischen Regierung kommt für Börner auch nicht in Frage; die Sanktionen werden mitgetragen. Anders die Sicht auf die Wirtschaftspolitik hierzulande.
Noch sei Deutschland gerüstet für die Untiefen der Weltwirtschaft, aber die Betonung liegt für Börner klar auf dem "noch". Deutschlands Kernproblem liege in der chronischen Investitionsschwäche - und die werde auch durch das vor Kurzem angekündigte Investitionspaket der Bundesregierung nicht gelindert, so Börner: "Die zehn Milliarden sind ganz nett, aber sie lösen das Problem nicht."
Denn Deutschland kranke an zu hohen Energiepreise, weiter steigende Arbeitskosten und der Vernachlässigung der Verkehrswege. Darin sieht BGA-Präsident Börner die Gründe für die zu niedrigen Investitionen:
"Uns fehlt die klare Richtlinie, um investieren zu können, und darin liegt das Problem. Unternehmen sagen, lieber abwarten und im Zweifel nein, und in der Summe aggregiert sich das dann auf diese Situation."