Die Herde wanderte, wurde größer und verursachte große Schäden an Bäumen. Nach Angaben des Waldbauernverbands sind es mittlerweile rund 40 Tiere, die sich inzwischen in zwei Herden im Siegerland und im Hochsauerlandkreis aufhalten. Der WWF geht von 30 bis 35 Tieren aus. Die Streitigkeiten mit den Waldbauern wurden teilweise vor Gericht ausgefochten. Im Herbst 2022 erklärte der Trägerverein "Wisent-Welt-Wittgenstein" die Tiere für "herrenlos" und sich selbst für nicht mehr zuständig. Der Kreis Siegen-Wittgenstein und das Land NRW reagierten verärgert. Der Kreis verkündete die Abwicklung des Projekts.
"Es wäre wichtig, dass es eine Perspektive für diese Tiere in Freiheit gibt, aber ich habe da keine große Hoffnung", sagte WWF-Wildtierexperte Moritz Klose der Deutschen Presse-Agentur. Die einzige Lösung sei, dass das Land Nordrhein-Westfalen die Verantwortung übernehme und das Artenschutzprojekt neu aufstelle. Bisherige Gespräche von Umweltverbänden mit NRW-Naturschutzminister Krischer von den Grünen seien allerdings sehr enttäuschend gewesen. Sollte das Land sich weigern, die Verantwortung für das Projekt zu übernehmen, kommen nach WWF-Angaben nur zwei Optionen in Betracht: "Die Tiere werden entnommen, das Land lässt sie also einfangen und versucht sie in anderen europäischen Ländern in dortigen Projekten unterzubringen, die aber wohl kaum "Juhu" schreien werden", meinte Klose. Oder aber - das sei unwahrscheinlich - die Wisente würden erschossen.
"Deutschland hat eine Verantwortung für diese Art, die europaweit streng geschützt ist", unterstrich der WWF-Experte. Projekte zu Freilassung und Wiederansiedlung gebe es auch etwa in Polen, Weißrussland, Rumänien, Litauen oder Georgien. Derzeit geht der WWF von einem Bestand von rund 7.200 freilebenden Wisenten in Europa aus. Die Wisente, die auch Europäische Bisons genannt werden, standen kurz vor dem Aussterben.
Diese Nachricht wurde am 23.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.