"In dem Wunsche, ihnen zu vernünftigen Bildern zu verhelfen, werden wir jetzt dieses kurze Zaunstück öffnen."
April 2013, Rothaargebirge, nahe Bad Berleburg, es nieselt.
"Dort, wo die Bolzenschneider liegen. Wir haben uns gedacht, dass es eine günstige Situation ist."
Auf dem durchweichten Forstweg stapfen 70 Reporter, Fotografen, Kameraleute zu einem knapp zwei Meter hohen Zaun. Gut vier Monate ist das jetzt her. Irgendwann in den darauffolgenden Tagen müssen die Wisente gemerkt haben, dass der Zaun um ihr Auswilderungsgehege verschwunden war. Dass sie von nun an frei durch ein zusammenhängendes Waldgebiet von 4.500 Hektar Größe streifen können.
"Wie sehr sie die Grenzen akzeptieren, mal sehen, sie sind ja telemetriert, wir können sie genau beobachten."
Landrat Paul Breuer hat gerade den Zaun durchgeschnitten, er ist 2. Vorsitzender des Wisent-Trägervereins und immer noch ganz ergriffen:
"Das ist diese Emotionalität, die ich meine, ich will jetzt nicht Armstrong bemühen."
Nachdem die Pressemeute in den Autos verschwunden ist, gleicht der verkraterte Waldboden tatsächlich der Mondoberfläche. Doch Paul Breuer hat natürlich anderes im Sinn. Eine ausgestorbene Art wieder ansiedeln, das scheint ähnlich kompliziert wie bemannte Raumfahrt. Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es schließlich volle zehn Jahre. Anfangs scheint das Ganze auch nicht mehr als eine fixe Idee zu sein, ihr Urheber: Prinz Richard zu Sayn-Wittgenstein Berleburg, der Wisent-Visionär.
"Wir wollen weder Luchs noch Wölfe haben, lass uns doch mal das vorschlagen, Wisente auszusetzen. Da hab ich Herrn Röhl gesagt, nach drei Tagen kam er an und sagte, wir probieren’s."
Manche hatten Angst vor Trittschäden, andere davor, dass die mächtigen Tiere Wanderer gefährden, ja am Ende die Touristen verschrecken könnten.
"Da kamen die Hoteliers an und sagten, unsere Gäste möchten gerne spazieren gehen, die haben einen wahnsinnigen Horror vor den Viechern, wissen Sie, was die jetzt noch haben, Weihnachtsbaumkulturen, jetzt müssen sie die Leute alle hier hochkarren. Die sehen jetzt auch, das war dumm."
Dabei hinterlassen die Tiere trotz ihrer Masse einen vergleichsweise zarten ökologischen Fußabdruck. Während andere junge Bäume verbeißen und Äcker umgraben, begnügt sich der Wisent mit Baumrinde und auch gerne mit Himbeer- und Brombeergrün, erklärt Forstdirektor Johannes Röhl:
"Da ist das Rehwild unsere Naschkatze, die fressen all das, was viel Nährstoffe enthält und wenig Ballaststoffe, Knospen, junge Blätter, und dann geht das weiter übers Damwild bis hin zu den Tieren, die noch das trockene, raue, nährstoffarme Gras und andere Pflanzenreste fressen wie der Auerochse, der ist ausgestorben, und dann ist der nächste der Wisent. Insofern füllen die Wisente eine ökologische Nische, die jetzt lange Zeit nicht besetzt war."
Ich frage Uwe Riecken vom Bundesamt für Naturschutz, ob ihm die Dornen nichts ausmachen.
"Ja, das frage ich mich auch, denn Rinder beißen ja ihr Futter nicht ab, sondern rupfen das mit der Zunge heraus, und das finde ich bei Brombeeren auch schon eine beachtliche Leistung."
Diese ökologische Nische besetzt jetzt der Wisent, hilft beim entbuschen des Waldes und arbeitet so dem Förster in die Hände. Bis jetzt läuft alles friedlich. Weder Wisentangriffe auf Wanderer noch Verwüstungen von Ackerflächen. Ende Mai kam das Wisentkälbchen Quintus hinterher, der Wisent scheint angekommen im Rothaargebirge.
"Ich glaube, dass man das Projekt genauso wenig in Tube zurückbekommt wie Zahnpasta, also nach menschlichem Ermessen wird es weitergehen."
April 2013, Rothaargebirge, nahe Bad Berleburg, es nieselt.
"Dort, wo die Bolzenschneider liegen. Wir haben uns gedacht, dass es eine günstige Situation ist."
Auf dem durchweichten Forstweg stapfen 70 Reporter, Fotografen, Kameraleute zu einem knapp zwei Meter hohen Zaun. Gut vier Monate ist das jetzt her. Irgendwann in den darauffolgenden Tagen müssen die Wisente gemerkt haben, dass der Zaun um ihr Auswilderungsgehege verschwunden war. Dass sie von nun an frei durch ein zusammenhängendes Waldgebiet von 4.500 Hektar Größe streifen können.
"Wie sehr sie die Grenzen akzeptieren, mal sehen, sie sind ja telemetriert, wir können sie genau beobachten."
Landrat Paul Breuer hat gerade den Zaun durchgeschnitten, er ist 2. Vorsitzender des Wisent-Trägervereins und immer noch ganz ergriffen:
"Das ist diese Emotionalität, die ich meine, ich will jetzt nicht Armstrong bemühen."
Nachdem die Pressemeute in den Autos verschwunden ist, gleicht der verkraterte Waldboden tatsächlich der Mondoberfläche. Doch Paul Breuer hat natürlich anderes im Sinn. Eine ausgestorbene Art wieder ansiedeln, das scheint ähnlich kompliziert wie bemannte Raumfahrt. Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es schließlich volle zehn Jahre. Anfangs scheint das Ganze auch nicht mehr als eine fixe Idee zu sein, ihr Urheber: Prinz Richard zu Sayn-Wittgenstein Berleburg, der Wisent-Visionär.
"Wir wollen weder Luchs noch Wölfe haben, lass uns doch mal das vorschlagen, Wisente auszusetzen. Da hab ich Herrn Röhl gesagt, nach drei Tagen kam er an und sagte, wir probieren’s."
Manche hatten Angst vor Trittschäden, andere davor, dass die mächtigen Tiere Wanderer gefährden, ja am Ende die Touristen verschrecken könnten.
"Da kamen die Hoteliers an und sagten, unsere Gäste möchten gerne spazieren gehen, die haben einen wahnsinnigen Horror vor den Viechern, wissen Sie, was die jetzt noch haben, Weihnachtsbaumkulturen, jetzt müssen sie die Leute alle hier hochkarren. Die sehen jetzt auch, das war dumm."
Dabei hinterlassen die Tiere trotz ihrer Masse einen vergleichsweise zarten ökologischen Fußabdruck. Während andere junge Bäume verbeißen und Äcker umgraben, begnügt sich der Wisent mit Baumrinde und auch gerne mit Himbeer- und Brombeergrün, erklärt Forstdirektor Johannes Röhl:
"Da ist das Rehwild unsere Naschkatze, die fressen all das, was viel Nährstoffe enthält und wenig Ballaststoffe, Knospen, junge Blätter, und dann geht das weiter übers Damwild bis hin zu den Tieren, die noch das trockene, raue, nährstoffarme Gras und andere Pflanzenreste fressen wie der Auerochse, der ist ausgestorben, und dann ist der nächste der Wisent. Insofern füllen die Wisente eine ökologische Nische, die jetzt lange Zeit nicht besetzt war."
Ich frage Uwe Riecken vom Bundesamt für Naturschutz, ob ihm die Dornen nichts ausmachen.
"Ja, das frage ich mich auch, denn Rinder beißen ja ihr Futter nicht ab, sondern rupfen das mit der Zunge heraus, und das finde ich bei Brombeeren auch schon eine beachtliche Leistung."
Diese ökologische Nische besetzt jetzt der Wisent, hilft beim entbuschen des Waldes und arbeitet so dem Förster in die Hände. Bis jetzt läuft alles friedlich. Weder Wisentangriffe auf Wanderer noch Verwüstungen von Ackerflächen. Ende Mai kam das Wisentkälbchen Quintus hinterher, der Wisent scheint angekommen im Rothaargebirge.
"Ich glaube, dass man das Projekt genauso wenig in Tube zurückbekommt wie Zahnpasta, also nach menschlichem Ermessen wird es weitergehen."