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Wissen aus den Sternen

Lange bevor Europäer in die Gewässer des Pazifiks gelangten, waren die Bewohner Polynesiens hervorragende Seefahrer. Sie segelten in kleinen Booten über weite Entfernungen mit erstaunlichen Navigationskenntnissen. In ihrem Wissen über Wetter und Meeresströmungen verließen sie sich auf die Sterne.

Damond Benningfield |
    Die Seeleute oder Palu vermittelten ihre Fähigkeiten weiter in einem Prozeß, den sie als "Öffnen der Herzen zum Wissen" bezeichneten. Die Polynesier verfügten nicht über eine geschriebene Sprache. Ihre Kenntnisse reichten sie mündlich von Generation zu Generation weiter. Zum Lernen gehörten Kenntnisse über die Strömungsverhältnisse des Meeres, über Wellen und Riffe, über Wolkenbildung und über Wege, ein Abdriften zu verhindern. Der größte Teil der Ausbildung für den Nachwuchs war jedoch die Sternkunde.

    Die Polynesier richten sich nach einem Mond- und nach einem Sternkalender. Der Sternkalender teilte sich in 16 Monate auf, die unterschiedlich lang waren. Ein neuer Monat begann, wenn ein wichtiger Stern oder ein bestimmtes Sternbild zum ersten Mal in der Morgendämmerung zu sehen war.

    Seefahrer erlernten die Geheimnisse beider Kalender. Sie wußten beispielsweise auch, welche Sterne in welchem Monat in Horizontnähe leuchteten. Diese dienten als wichtige "Leuchttürme". Auch lernten sie, welche Sterne über welcher Insel aus dem Blickwinkel einer bestimmten Richtung standen. Durch ihr dreidimensionales Verständnis von Himmel und Erde entwickelten sich die Polynesier zu einem der erfahrensten Seefahrervölker der Erde.