In Saclay, 20 Kilometer südlich von Paris, entstehen derzeit eine Reihe von wissenschaftlichen Instituten. Im Foyer einer der Neubauten steht Philip Schulz.
"Guten Tag. Herzlich willkommen am Institut de photovoltaique Ile de France, kurz IPVF."
Erneuerbare Energien kein Forschungsthema in den USA
Im zweiten Stock des Photovoltaik-Instituts liegen seine Laborräume. Der 38-jährige Deutsche betreibt Materialforschung im Bereich solare Energiequellen. Auf fünf Jahre Laufzeit ist sein Projekt angelegt, dank des Programms 'Make our planet great again', kurz 'Mopga'. Dafür hat er die Vereinigten Staaten verlassen. Dort hatte Schulz nach dem Doktorstudium in Physik in Aachen eine Post-Doc-Stelle angetreten. In den fünf Jahren in den Vereinigten Staaten spezialisierte er sich auf die Solarzell-Forschung, zuletzt am National Renewable Energy Laboratory in Colorado.
"Nach dieser Post-Doc-Zeit überlegt man sich dann auch, wie es weitergeht, was wären Optionen, um diesen Karrierepfad weiter zu beschreiten. Und dann kam dieses Angebot von dem 'Make-our-planete-great-again'-Programm genau zur richtigen Zeit für mich."
Dies um so mehr, als in den Vereinigten Staaten damals gerade Donald Trump ans politische Ruder gekommen war.
"Es war nicht klar, inwiefern Erneuerbare Energien immer noch eine Priorität dieser neuen Regierung sein könnten."
Frankreich als Standort für Spitzenforschung
Eine Befürchtung, die sich mittlerweile bestätigt hat. In Frankreich hingegen fand Schulz für seine Forschung offene Türen.
"Ich wurde auch sehr schnell in benachbarte Forschungsgruppen integriert und konnte mit meiner Arbeit an Projekten anknüpfen, die von anderen Forschungsgruppen auch hier mit bearbeitet werden."
Für das Mopga-Programm hat die Regierung in Paris 30 Millionen Euro angewiesen. Auf dieselbe Summe belaufen sich die von den beteiligten Instituten beigesteuerten Mittel. Denn das Programm habe in Frankreich einen hohen Stellenwert, sagt Stéphane Blanc. Er ist beim nationalen Wissenschaftsrat CNRS in Paris zuständig für die Betreuung der neu rekrutierten Forscher. An erster Stelle Amerikaner und Franzosen, die in den letzten Jahren zumeist in den Vereinigten Staaten gearbeitet hatten. Sowie Kanadier, Deutsche, Spanier und andere, erzählt Stéphane Blanc.
"Das Programm zeigt: Frankreich ist ein attraktiver Standort für Spitzenforschung in den Bereichen Erdsystem-Wissenschaft, Klimawandel und Energiewende."
Nur renommierte Forscher ausgewählt
Unter den 355 Bewerbungen für das Programms 'Make our planet great again' ausgewählt wurden die besten Projekte – von Forschern, die schon für hochwertige Arbeit bekannt waren.
"Die Wissenschaftler sind nicht nur nach Frankreich gekommen, um Forschung zu betreiben, die ihnen in ihrem Land nicht mehr möglich ist. Sondern auch, weil sie bei uns sehr bekannte Teams finden, die zu denselben Themen arbeiten."
Der Stress, in den USA Geld aufzutreiben
Alessandra Giannini hat sich mit ihrer Arbeit zum Klimawandel in der afrikanischen Sahelzone international Ruhm erworben. 1995 ging die Forscherin aus Italien zunächst ebenfalls in die Vereinigten Staaten. Seit kurzem hat sie ihr Büro im Labor für dynamische Wetterkunde in Paris.
"Ich habe die Vereinigten Staaten verlassen, weil es dort immer weniger Mittel für die Forschung gibt. Nicht erst seit Trumps Amtsantritt, das fing schon früher an. Es wurde immer stressiger, für meine Arbeit Geld aufzutreiben. Hier hingegen kann ich mein Projekt selbst definieren und werde fünf Jahre lang finanziell gefördert."
Alessandra Giannini sieht sich nunmehr als Vermittlerin zwischen zwei Welten. Sie pflegt den Austausch mit den alten Kollegen in den Vereinigten Staaten und den neuen in Frankreich.