Archiv

Wissenschaft
Grips und Karneval

Wissenschaft und Humor passen auf den ersten Blick nicht besonders gut zusammen. Auf den zweiten schon, besonders im Rheinland. In Bonn haben sich Wissenschaftsfunktionäre zu einer ganz besonderen Karnevalsveranstaltung getroffen: dem Forschologicum.

Von Michael Böddeker |
    "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Forschung eingestellt, denn das ist meine Welt, und sonst gar nichts ..."
    Dorothee Dzwonnek von der Deutschen Forschungsgemeinschaft schreitet lasziv über die Bühne des Bonner Springmaus-Theaters. In schwarzem Frack und hochhackigen Schuhen singt sie über die Verteilung von Fördergeldern durch die DFG.
    "Sie werden's mir verzeihen, man muss es halt verstehn. Man kann's nicht allen geben, und trotzdem ist es schön!"
    "Also, meine Damen und Herren, von der Seite kannten wir die DFG noch nicht ..."
    Christian Bode führt durch den Abend. Zwischendurch hält er Büttenreden in seiner Rolle als zerstreuter Professor und Alterspräsident. Und so hat er manchmal mit dem richtigen Timing beim Tusch zu kämpfen.
    "Sie können … auch … lachen … Ich wollt nur mal sagen, der Umgang mit dem Tusch: Sie können auch vor dem Tusch bereits lachen, ja?"
    Für den früheren Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ist es schon das 15. Forschologicum - er hat die Karnevalssitzung mitgegründet.
    Reichlich Seitenhiebe
    "Wir versuchen sozusagen ein bisschen, Wissenschaft, Geist, Grips und Komik und Karneval zu verbinden."
    (Szene von der Bühne):
    "Sie wollen ja nicht in die Politik, oder?"
    "Nein wieso, sollte ich das?"
    "Erst, wenn sie in der Wissenschaft komplett gescheitert sind."
    Es gibt reichlich Seitenhiebe - auf die Bildungspolitik, abgeschriebene Doktorarbeiten und auf den Fachkräftemangel in Deutschland, zum Beispiel im Bereich Humor.
    "Aber wir können ja unter Umständen durch Immigration aus dem Ausland, und hier sogar aus Indien, unseren Fachkräftemangel im Humorbereich etwas lindern."
    Dafür ist Georg Schütte zuständig. Eigentlich ist er Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Aber heute Abend tritt er als Inder Vikram auf - und muss zu Beginn seines Auftritts erst mal seine überfürsorgliche Mutter am Telefon abwimmeln.
    "Mother, be quiet! About 160 people are listening to me! No mother, not 160 million - it's not India! We are in Bonn!"
    Die meisten Gags funktionieren
    Georg Schütte ist schon öfter als Vikram aufgetreten. Durch Veranstaltungen wie das Forschologicum funktioniere später auch die gemeinsame Arbeit besser.
    "Hier entstehen schöne Freundschaftsbande, weil man miteinander lacht, und dann wird auch manches in der Arbeit einfacher."
    So sieht es auch Margret Wintermantel, die Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Für sie sind Wissenschaft und Humor kein Widerspruch.
    "Hier im Rheinland passt das zusammen, und man kann es auch passend machen. Und man kann sich auch so ein bisschen gegenseitig auf die Schippe nehmen, und das passiert hier."
    Und so geht es auf der Bühne zum Beispiel um den Wechsel von Margret Wintermantel von der Hochschulrektorenkonferenz HRK zum DAAD.
    "Im Rheinland, da ist ja unser Schutzheiliger, kennen sie alle, ist ja der Sankt Martin. Und der lehrt uns, dass man den armen Leuten immer was abgeben soll, besonders im Winter. Hat die HRK auch gemacht, hat sie uns einen ganz tollen Wintermantel, haben die uns geschenkt. Ja also, feinste Ware!"
    Viele Anspielungen sind nur für Eingeweihte zu verstehen. Aber der Großteil des Publikums kommt aus der Wissenschafts-Szene, daher funktionieren die meisten Gags.
    "War wirklich eine sehr schöne, gelungene Veranstaltung."
    "Hat mir prima gefallen. Es war witzig, es war unterhaltsam, und es waren ein paar hübsche Spitzen."
    "Ja wunderbar. Wer hätte gedacht, dass die Forschungsorganisationen über so was wie Humor verfügen. Eine große Überraschung, aber: eine positive!"