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"Wissenschaft in Indien ist sehr nah am Alltag"

In 14 Tagen mag man es um die Welt schaffen, aber Indien? Dafür reichen zwei Wochen eigentlich nicht, erzählt Carola Westermeier, die als Teilnehmerin der DAAD-Rallye für Nachwuchsjournalisten unter dem Motto "In 14 Tagen um die Welt" in Indien war.

Carola Westermeier im Gespräch mit Kate Maleike |
    Kate Maleike: Carola Westermeier ist jetzt bei mir hier im Studio. Hallo, Frau Westermeier!

    Carola Westermeier: Hallo!

    Maleike: Die letzte Station IIT in Chennai, das haben wir gehört, das war noch mal ein ganz besonderer Schlusspunkt in den zehn Tagen.

    Westermeier: Ja, wir waren, wie wir es gerade gehört haben, in Chennai, und das war für uns so ein ganz besonderes Highlight noch mal. Der IIT-Campus ist nämlich wirklich sehenswert. Wir haben da nicht nur eine Menge deutscher Studenten getroffen, die sich da wahnsinnig wohlgefühlt haben, sondern auch einen Campus gesehen, den wir so in Deutschland noch nie gesehen hatten. Da ist eine riesengroße Grünfläche - man kann da ganz lange mit dem Auto durchfahren und sieht nichts als Wald und eben dann auch entsprechend die Tiere. Also das sind dann Rehe und Hirsche und vor allem auch Affen. Und diese Affen, die sind ziemlich frech, die gehen auch in die Wohnheime der Studenten und klauen dann da einfach mal Sachen aus den Zimmern, deswegen sind überall Gitter an den Wohnheimen. Aber manchmal hilft es gegen die Affen trotzdem nichts.

    Maleike: Sie waren ja in Indien unterwegs. Welche Stationen genau waren das?

    Westermeier: Wir waren eben in Chennai, da waren wir vor allem im IIT, und dann waren wir eben auch noch in der Hauptstadt, in Neu-Dehli, und da haben wir uns auch zwei verschiedene Universitäten angeguckt: Zum einen die Dehli University, da waren wir an einem Institut für Ökonomie und haben da auch deutsche Studenten getroffen, die da seit einigen Wochen eben lernen, und wir waren an der TERI University. Und diese Universität beschäftigt sich hauptsächlich mit Themen zur Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit. Außerdem waren wir noch bei dem Hope-Projekt, das ist ein Hilfsprojekt, das auch sehr stark von der Bundesregierung gefördert wird, mit Geldern, und sehr viele Spendengelder kommen da auch aus Deutschland. Und da waren eben auch deutsche Freiwillige, die da geholfen haben, zum Beispiel im Krankenhaus oder in der Kindertagesstätte, um den armen Menschen in Neu-Dehli auch ein bisschen unter die Arme zu greifen.

    Maleike: Das bedeutet, die Wissenschaft in Indien ist sehr nah am Alltag. Sind das auch die Themen, die im Moment auf den Nägeln brennen? Eben Nachhaltigkeit, Energie, Ressourcenmanagement?

    Westermeier: Wir haben das Gefühl schon so ein bisschen bekommen, als wir da an dieser Universität waren, waren wir auch in einer Vorlesungsstunde, und da ging es zum Beispiel um das Thema Biodiesel. Da hat man sich dann eben angeguckt, wie das in Indien so abläuft mit dem Biodiesel, und hat auch zum Beispiel den Vergleich zu Deutschland gezogen, hat also dann da über die Probleme mit unserem Biodiesel gesprochen, und was uns besonders beeindruckt hat: Es gab da eben auch viele Projekte. Die Studenten gehen da wirklich raus ins Feld, wie man so schön sagt, und helfen den Leuten auch vor Ort. Also ein Beispiel wäre: Die Studenten hatten ein Dorf, wo immer noch Petroleumlampen verwendet wurden, und dort haben sie dann Solarenergie etabliert, und somit konnten die Leute dann Solarenergie nutzen und konnten ihre Petroleumlampen weggeben.

    Maleike: Ja, das ist ja auch toll, wenn man dann direkt sehen kann, was sich da verändert. Hatten Sie auch Kontakt zu indischen Studierenden? Wissen Sie, was die so bewegt im Moment?

    Westermeier: Wir hatten auch Kontakt zu indischen Studierenden, uns ist aufgefallen, dass die sehr ehrgeizig sind und sehr, sehr, sehr fleißig. Das liegt, wie wir auch im Beitrag ja schon gehört haben, daran, dass die Konkurrenz einfach wahnsinnig groß ist und einfach nicht so viele Universitäten vorhanden sind im Vergleich zu der Menschenmasse, die da ist. Und deswegen müssen die besonders fleißig sein. Und wir haben zum Beispiel mit einer Studentin gesprochen, die schon ihre Abschlüsse gemacht hat, an der Universität, und arbeitet, aber trotzdem noch zur Abendschule geht, also an die Universität, und dort noch weiter lernt, weil sie gesagt hat: Ja, ich muss mich ja gegen die Konkurrenz auch durchsetzen und mich von meinen anderen jungen Menschen eben unterscheiden.

    Maleike: Das haben Sie ja in gewisser Weise auch, weil die Nachwuchsrallye war ja auch ein Wettbewerb. Sie haben sich auch durch ein Konkurrenzverfahren gekämpft und dann schlussendlich auch gewonnen. Wie war das eigentlich? Konnten Sie sich als Nachwuchsjournalist auch austoben? Denn der Reiseplan war ja ziemlich dicht.

    Westermeier: Genau, der Reiseplan war ziemlich dicht. Wir hatten sehr, sehr viele Termine und hatten sehr wenig Zeit für Indien. Indien ist ein riesengroßes Land und wir waren im Endeffekt ja nur elf Tage da. Es war also wenig Spielraum für eigene Projekte. Aber ich glaube, dass, wenn man jetzt im Nachhinein das so ein bisschen noch Revue passieren lässt, dass man dann noch wahnsinnig viel rausholen kann und dann mit diesen Eindrücken auch noch weiter arbeiten kann als Journalist.

    Maleike: Jetzt geht es erst mal weiter auch für die Studentin Carola Westermeier, denn Sie studieren an der TU Dortmund Journalistik. Ausschlafen, auspacken, vielleicht auch in der anderen Reihenfolge. Was steht nächste Woche für Sie an?

    Westermeier: Ich fange nächste Woche meinen Master an. Ich habe meinen Bachelor gerade fertig gemacht, muss noch meine mündliche Prüfung machen nächste Woche, aber dann steht der Master auf dem Plan, und dann habe ich ein Jahr noch an der Uni zu tun.

    Maleike: Dann wünschen wir dafür alles Gute, und vielen, vielen Dank für den Besuch jetzt so ganz frisch aus Indien hier bei "Campus und Karriere". Carola Westermeier war das vom Team Indien der Nachwuchsjournalistenrallye des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Zusammen mit zwei weiteren Teams in Osteuropa und Südamerika haben sie zwei Wochen lang Studienbedingungen im Ausland recherchiert und darüber unter anderem auch bei uns hier berichtet.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Studenten der Uni Duisburg-Essen in Madras
    Studenten der Uni Duisburg-Essen in Madras (Carola Westermeier)