"Mein Problem ist, das ich immer alles zu lange aufschiebe und die Zeit dann knapp wird."
"Ich brauche Druck. Wenn es keine Deadline gibt, bin ich eh aufgeschmissen, weil ich denke, ich habe ja Zeit."
Seminar- und Abschlussarbeiten, daran kommt kein Student vorbei. Auch die Lehramtsstudentinnen Anna Warner und Marlene Schulte können ein Lied davon singen. Beide quälen sich jedes Semester durch wissenschaftliche Arbeiten und haben dabei die gleichen Probleme, wie die meisten anderen Studierenden auch. Die Zeit läuft davon, es gibt zu viel Literatur zum Thema oder der rote Faden fehlt. Alleine gelassen werden die Kölner Studentinnen an ihrer Uni aber nicht. Hier gibt es, wie an vielen anderen deutschen Hochschulen, zum Beispiel in Paderborn, Frankfurt oder Regensburg, ein eigenes Kompetenzzentrum für wissenschaftliches Schreiben. Leiterin Esther Breuer steht den hausarbeitsgeplagten Studis dort mit Rat und Tat zur Seite.
"Man kann nicht sagen, es gibt eine 1a-Methode für alle, man muss da eben auch ausprobieren. Aber das gibt den Leuten meist schon ein gutes Gefühl, dass es verschiedene Methoden gibt und nicht alles verloren ist, wenn eine nicht funktioniert. Wichtig ist erst mal, dass man eine konkrete Frage hat. Das ist ganz oft das Problem."
Viele Studierende seien schon zu Beginn des Studiums viel zu verbissen und überfordern sich damit selbst, so Esther Breuer. Die Schreibberatung soll deshalb die Organisation einer Hausarbeit erleichtern. Für praktische Tipps zu Themenfindung, Gliederung oder dem Schreiben in einer Fremdsprache ist in vielen fachbezogenen Seminaren nämlich kein Platz. Mit Sonderaktionen, wie Schreibnächten, wollen die Kompetenzzentren die Studis zum gemeinsamen Schreiben motivieren. Steffen Goldbecker hat schon vor einigen Semestern einen Schreibkurs besucht und sah direkt den Erfolg.
"Das war für mich eine große Erleuchtung. Das man eine Hausarbeit nicht immer nur aus der fachlichen Perspektive sieht, sondern das ganze als Projekt vorgestellt bekommt. Dazu gehört Zeitplanung, wie strukturiere ich alles. Was ich sehr gut umsetzen konnte, war die Information, dass ich mich mit Kommilitonen austauschen soll und so auch Formulierungshilfen bekomme."
Kleine Etappen einteilen, Pausen machen und sich am Ziel der Etappe belohnen, statt nur einen riesigen Berg Arbeit zu sehen – das ist Esther Breuers Tipp. In Anbetracht aktueller Plagiatsaffären wird ihre Arbeit immer wichtiger. Die Studierenden sind verunsichert: Zitierweise, Gliederung und Sprachstil, jede Fakultät hat andere Richtlinien, jeder Dozent eine andere Vorliebe. Auch der wissenschaftliche Stil habe sich in den letzten Jahren verändert und tendiere weg von einer komplizierten und theoretischen Schreibweise hin zu einem klareren Stil. Das Thema Plagiat solle man aber absolut ernst nehmen, gerade im Zeitalter der Internetrecherche:
"Was oft nicht gesehen wird, ist, dass geistiges Eigentum auch Eigentum ist. Wenn ich ein Auto klaue, ist das Diebstahl, und wenn ich Gedanken klaue, an denen jemand sehr lange gearbeitet hat, dann ist das kriminell."
Wer sorgfältig Quellen angebe, sei aber immer auf der sicheren Seite. Viele Zitate zeigen schließlich auch, dass man sich mit seinem Thema auskenne und mit fremden Texten umgehen könne. Oft ist nämlich nicht das Schreiben selbst ein Problem, sondern die Recherche nach Literatur. Dafür gibt es in fast jeder Hochschulbibliothek Kurse. Auch der Austausch mit Kommilitonen ist sinnvoll. Viele haben zwar ähnliche Probleme mit ihren Hausarbeiten, aber auch zahlreiche gute Tipps:
"Wenn man erst mal schreibt, macht es sogar Spaß. Dann kommen die Formulierungen, weil man so viel gelesen hat, und es fluppt alles."
Noch gibt es leider nicht an jeder Hochschule Schreibzentren, laut Esther Breuer wird jedoch an einer landesweiten Vernetzung gearbeitet. Da sie aber meist aus Studiengebühren finanziert werden, ist ihre Zukunft ungewiss, denn die Gebühren fallen in den meisten Bundesländern ab dem kommenden Wintersemester weg. Eine Alternative sind Online-Kurse und Ratgeber – das Angebot wird immer vielfältiger, obwohl dort die direkte Rückmeldung von einem Berater fehlt.
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"Ich brauche Druck. Wenn es keine Deadline gibt, bin ich eh aufgeschmissen, weil ich denke, ich habe ja Zeit."
Seminar- und Abschlussarbeiten, daran kommt kein Student vorbei. Auch die Lehramtsstudentinnen Anna Warner und Marlene Schulte können ein Lied davon singen. Beide quälen sich jedes Semester durch wissenschaftliche Arbeiten und haben dabei die gleichen Probleme, wie die meisten anderen Studierenden auch. Die Zeit läuft davon, es gibt zu viel Literatur zum Thema oder der rote Faden fehlt. Alleine gelassen werden die Kölner Studentinnen an ihrer Uni aber nicht. Hier gibt es, wie an vielen anderen deutschen Hochschulen, zum Beispiel in Paderborn, Frankfurt oder Regensburg, ein eigenes Kompetenzzentrum für wissenschaftliches Schreiben. Leiterin Esther Breuer steht den hausarbeitsgeplagten Studis dort mit Rat und Tat zur Seite.
"Man kann nicht sagen, es gibt eine 1a-Methode für alle, man muss da eben auch ausprobieren. Aber das gibt den Leuten meist schon ein gutes Gefühl, dass es verschiedene Methoden gibt und nicht alles verloren ist, wenn eine nicht funktioniert. Wichtig ist erst mal, dass man eine konkrete Frage hat. Das ist ganz oft das Problem."
Viele Studierende seien schon zu Beginn des Studiums viel zu verbissen und überfordern sich damit selbst, so Esther Breuer. Die Schreibberatung soll deshalb die Organisation einer Hausarbeit erleichtern. Für praktische Tipps zu Themenfindung, Gliederung oder dem Schreiben in einer Fremdsprache ist in vielen fachbezogenen Seminaren nämlich kein Platz. Mit Sonderaktionen, wie Schreibnächten, wollen die Kompetenzzentren die Studis zum gemeinsamen Schreiben motivieren. Steffen Goldbecker hat schon vor einigen Semestern einen Schreibkurs besucht und sah direkt den Erfolg.
"Das war für mich eine große Erleuchtung. Das man eine Hausarbeit nicht immer nur aus der fachlichen Perspektive sieht, sondern das ganze als Projekt vorgestellt bekommt. Dazu gehört Zeitplanung, wie strukturiere ich alles. Was ich sehr gut umsetzen konnte, war die Information, dass ich mich mit Kommilitonen austauschen soll und so auch Formulierungshilfen bekomme."
Kleine Etappen einteilen, Pausen machen und sich am Ziel der Etappe belohnen, statt nur einen riesigen Berg Arbeit zu sehen – das ist Esther Breuers Tipp. In Anbetracht aktueller Plagiatsaffären wird ihre Arbeit immer wichtiger. Die Studierenden sind verunsichert: Zitierweise, Gliederung und Sprachstil, jede Fakultät hat andere Richtlinien, jeder Dozent eine andere Vorliebe. Auch der wissenschaftliche Stil habe sich in den letzten Jahren verändert und tendiere weg von einer komplizierten und theoretischen Schreibweise hin zu einem klareren Stil. Das Thema Plagiat solle man aber absolut ernst nehmen, gerade im Zeitalter der Internetrecherche:
"Was oft nicht gesehen wird, ist, dass geistiges Eigentum auch Eigentum ist. Wenn ich ein Auto klaue, ist das Diebstahl, und wenn ich Gedanken klaue, an denen jemand sehr lange gearbeitet hat, dann ist das kriminell."
Wer sorgfältig Quellen angebe, sei aber immer auf der sicheren Seite. Viele Zitate zeigen schließlich auch, dass man sich mit seinem Thema auskenne und mit fremden Texten umgehen könne. Oft ist nämlich nicht das Schreiben selbst ein Problem, sondern die Recherche nach Literatur. Dafür gibt es in fast jeder Hochschulbibliothek Kurse. Auch der Austausch mit Kommilitonen ist sinnvoll. Viele haben zwar ähnliche Probleme mit ihren Hausarbeiten, aber auch zahlreiche gute Tipps:
"Wenn man erst mal schreibt, macht es sogar Spaß. Dann kommen die Formulierungen, weil man so viel gelesen hat, und es fluppt alles."
Noch gibt es leider nicht an jeder Hochschule Schreibzentren, laut Esther Breuer wird jedoch an einer landesweiten Vernetzung gearbeitet. Da sie aber meist aus Studiengebühren finanziert werden, ist ihre Zukunft ungewiss, denn die Gebühren fallen in den meisten Bundesländern ab dem kommenden Wintersemester weg. Eine Alternative sind Online-Kurse und Ratgeber – das Angebot wird immer vielfältiger, obwohl dort die direkte Rückmeldung von einem Berater fehlt.
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