Einen Job finden - das war für Janna Wieneke kein Problem. Schon zum Ende ihres Informatik-Studiums an der FH Bielefeld hatte die Software-Entwicklerin eine feste Stelle sicher. Seit knapp einem Jahr arbeitet die 27-Jährige nun schon bei einem IT-Dienstleister in Bielefeld. Der Kontakt zum Unternehmen und die Bewerbung liefen über das Bildungscluster OWL.
"Das Bildungscluster fand ich einfach spannend, weil es eben Unternehmen aus der Region und dem Mittelstand sind. Im Mittelstand ist es ja oft so, dass die Unternehmen kleiner, dass man da ja irgendwie andere Strukturen vorfindet als in irgendwelchen großen Unternehmen und da vielleicht auch mehr mitgestalten kann. Und ja in der Region wollte ich auch auf jeden Fall bleiben, deshalb passte das ganz gut zusammen für mich."
Hochschulabsolventen in Ostwestfalen-Lippe zu halten, das ist ein wichtiges Ziel des Netzwerks. Studierende sollen - so wie Janna Wieneke - früh Unternehmen kennenlernen und erfahren, welche Berufschancen es praktisch direkt vor der Haustür gibt – damit sie nach dem Studium nicht gleich in die großen Städte wegziehen. Denn die Gegend von Minden bis nach Paderborn hat attraktive Arbeitgeber, ist ein starker Wirtschaftsstandort mit vielen Mittelständlern und Familienunternehmen, betont Oliver Herrmann, Präsident der Hochschule OWL. Nur die Firmennamen sind häufig nicht so bekannt.
Es muss nicht immer gleich der direkte Weg in den Job sein
"Kennen sie die Produkte von Phönix Contact, von Weidmüller oder von Gildemeister, wenn sie ein junger Menschen sind? Nicht unbedingt. Wie schaffe ich es, die Unternehmen den jungen Leuten bekannter zu machen. Und das war auch eine Aufgabe vom Bildungscluster, und ich hab den Eindruck, dass uns das ganz gut gelungen ist, das ein bisschen rüber zu transportieren."
Rund 60 Unternehmen haben in den vergangenen zwei Jahren mitgemacht, Türen geöffnet, etwa 900 jungen Menschen Praktika, Trainee-Programme und Workshops ermöglicht. Für Personalentwicklerin Sylvia Hein war das eine gute Möglichkeit, um Nachwuchs anzusprechen.
"Ja, wir bekommen Kontakte zu Studierenden, zu Leuten, die bald fertig sind mit dem Studium und hoffen natürlich, dass diese dann sich für Fortis als Arbeitgeber entscheiden."
Es muss aber nicht immer gleich der direkte Weg in den Job sein. Im Bildungscluster geht es auch darum, die Identifikation mit der Region zu stärken – zum Beispiel durch soziales Engagement. Professor Karl-Heinz Gerholz hat dazu an der Universität Paderborn in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften eine besondere Lernform etabliert, das Service-Learning. Die Idee: Studierende helfen gemeinnützigen Organisationen, ein Problem zu lösen.
"Studierende haben sich zum Beispiel damit auseinandergesetzt ein Marketingkonzept für den Hospizdienst zu entwickeln. Und Zielstellung war es dabei einerseits, dass die Studierenden ihr Wissen aus der Universität in den Praxisprojekten anwenden. Aber über die Verbindung mit den gemeinnützigen Organisationen haben wir es auch geschafft, für den Zusammenhalt in einer Region zu sensibilisieren."
Ostwestfalen-Lippe hat gute Netzwerkstrukturen
Zusammenhalt - das scheint unerlässlich, damit eine Wissensregion funktioniert. Im Bildungscluster waren darum neben Hochschulen und Wirtschaft von Anfang an auch Kommunen und Verbände eingebunden. Das ist wichtig in einer Region, die einerseits eine große Fläche umfasst, in der es aber keine Metropolen wie Köln, Hamburg oder Berlin gibt. Aber: Ostwestfalen-Lippe hat gute Netzwerkstrukturen, sagt Hochschulpräsident Oliver Herrmann.
"Wir haben schon in den letzten Jahren insgesamt verstanden, gemeinsam sind wir stark. Häufig ist der einzelne Player nicht so groß in der kritischen Masse, um alles abdecken zu können. Wir brauchen einander, wir wissen das."
Nicht immer sei die Zusammenarbeit einfach, sagt Herrmann. Viele Partner, viele Interessen - das muss erst einmal zusammen geführt werden.
"Uns ist allen klar, dass wir natürlich um Studierende einen Wettbewerb haben, dass wir um Drittmittel einen Wettbewerb haben. Die Unternehmen wissen auch, dass sie häufig in einem unmittelbaren Wettbewerb stehen. Und dass man trotzdem zusammen arbeitet, das ist nicht so einfach. Das gelingt ganz, ganz wenigen Regionen. Wir in OWL haben diesen Schritt geschafft, weil wir erkannt haben, dass wenn man erst einmal solche Projekte absolviert, am Ende für jeden ein gewisser Gewinn über bleibt."