Den Legenden-Teil nehmen Denice Bourbon, Stefanie Sargnagel und Christiane Rösinger schon zur Begrüßung sehr ernst. Zu pompöser Einmarschmusik kommen die drei Künstlerinnen auf die Bühne, verteilen sich an drei Mikros und machen direkt den ersten Insider-Witz mit dem Publikum:
Sargnagel: "Ich stell mich mal kurz vor, mein Name ist Christiane Rösinger"
Das ist Stefanie Sargnagel. Aber die Rösinger-Beschreibung stimmt: "Eine feministische Pop-Ikone könnte man sagen, und im Vergleich zu den – Mädels – neben mir habe ich 30 Jahre Bühnenerfahrung und bin daher sehr gespannt, wie das so wird mit euch auf Tour zu gehen."
Rösinger ist Autorin und Musikerin. Sie stellt die Wienerin Sargnagel vor: "Mein Name ist Stefanie Sargnagel, ich bin die Jüngste hier, aber auch die Bekannteste, glaube ich. Ich bin eine Autorin, aber auch Cartoonistin, man nennt mich auch die neue Elfriede Jelinek."
Englischsprachige Stand-up Comedy aus Wien
Stand-up Komikerin Denice Bourbon, eigentlich die noch unbekannteste der drei, macht den Anfang und wird direkt als Star des Abends angekündigt: "Aber eigentlich wollen wir euch den Hauptact des heutigen Abends vorstellen und zwar: Denice Bourbon!" - "Applaus, Applaus, Applaus!"
Bourbon fragt gleich zu Beginn, ob denn eigentlich auch Heteros im Saal sind: "Like, are there even any straight people left in Berlin? Really? Do we have any heterosexuals in the audience? No heterosexuals? Show hands, don’t be shy!"
Die Wiener Schwedin macht ihre Comedy auf Englisch, obwohl sie deutsch spricht. Wegen Satzbau, sagt sie.
"Ich darf das, meine Schwester ist hetero." Sie macht selbstironische Witze über ihr Leben als Lesbe. Die meisten Scherze gehen aber auf Kosten von Heteros: "No, no it’s okay I can say that. Because I have many heterosexual friends, my sister is heterosexual."
In Wien tritt Bourbon eher vor einem queeren Publikum auf. Heteros seien aber natürlich willkommen. Die müssten dann aber damit klarkommen, nicht alle Witze zu verstehen, sagt sie im Interview: "Ach, wir versuchen nicht die Sprache zu ändern nur, damit das Mainstreampublikum uns besser versteht. We don’t cater to the mainstream audience in that sense. Aber wenn die kommen wollen und was neues lernen wollen, Codes und so weiter, das ist eh schön."
Ein Musical über die Wohnungsfrage
Den zweiten Teil der Show übernimmt Christiane Rösinger, mit witzigen Ansagen und ironischen Liedern über – oder eher gegen – Liebe und gegen Kapitalismus.
"Showgeschäft, Gefühle zeigen, war schon immer mein Mantra, seit 1988, wo viele von euch – nein, ich möchte gar nicht davon anfangen. Anyway, ich mache einfach das, was ich immer mache, habe ich mir gedacht."
Rösinger spricht vom "Elend der Heterosexualität", darüber, dass ihr ältestes Publikum am meisten über ihre verbitterten Texte lachen kann: Sie hat einmal vor 80-Jährigen gespielt und sich selten so verstanden gefühlt sagt sie. Rösinger hat auch einen Ausschnitt aus ihrem neuen Musical dabei, es geht um Wohnungsknappheit.
"Erfolg macht irgendwie weniger fresh"
Auf die Frage, ob sie mit Denice Bourbon und Stefanie Sargnagel auf Tour gehen will, hat Christiane Rösinger direkt mit ja geantwortet, erzählt sie. "Wir haben ähnliche Themen und ich muss für mich jetzt nur sagen, dass ich eigentlich auch sehr vieles, was andere machen auch nicht so gut finde."
Bloß keine Künstlerkinder
Als letzte "Legend of Entertainment" ist Stafanie Sargnagel an der Reihe. Die Autorin liest aus ihrer Lyrik, in Form von Facebook-Statusmeldungen. Sie hat sich dafür ein Lesepult auf die Bühne gestellt. Sie liest knapp, trocken und mit einem riesigen Ego Geschichten aus ihrem Leben: "Und am Schluss wird’s dann aber wieder anders interessant, da komm ich dann so in der Bourgeoisie an, dann trete ich auch noch einer Burschenschaft bei, also werde halt so wertkonservativ. Einfach der Erfolg macht einen natürlich irgendwie weniger fresh."
Bei Sargnagel geht es auch ums älter werden, das Gefühlt auch mit Anfang dreißig noch zu jung für Kinder zu sein und überhaupt, wer will schon Künstlerkinder? Wenn überhaupt dann doch bitte so coole Arbeiterkinder. Oder Gastarbeiterkinder.
Alle drei Künstlerinnen sprechen oder singen auf die eine oder andere Weise über ihr Leben als Frauen, sind dabei laut, derb und vor allem wahnsinnig witzig. Das hält die Show zusammen, die ja eigentlich nur aus einzelnen aufeinanderfolgenden Teilen besteht.
Trockener Humor hält die Show zusammen
Auch der gemeinsam trockene Humor hilft dabei und die gute Stimmung auf der Bühne. Davon, dass die Künstlerinnen sich bisher kaum kennen, ist nicht zu merken. Am Ende der Show ziehen sie kurz gemeinsam Resümee und dann gibt es auch noch eine Überraschung, wenn auch eine naheliegende:
Sargnagel: "Also ich werde heute etwas machen, das ich noch nie auf der Bühne getan habe"
Reporterin: "Ist es Singen?"
Sargnagel: "So viel will ich noch nicht verraten."
Denice Bourbon und Christiane Rösinger singen zum Abschluss gemeinsam eine Ballade, unterstützt von Stefanie Sargnagel, die etwas ängstlich hinterm Mikro steht. Ihre schiefen Töne kommen trotzdem gut an.