"Geister sind ja sowieso unsterblich", sagt Bruno Affentranger. In den Mauern des Hotel Belvédère streife der Geist auch weiterhin umher und habe schon viele Teams und Gäste inspiriert. Man fühle sich auch verpflichtet, den "Geist von Spiez" zu bewahren und in Ehren zu halten.
Spiez liegt am Thuner See - etwa 40 Kilometer von Bern entfernt. Nationaltrainer Herberger hatte das Hotel selbst ausgesucht und soll immer wieder mit einzelnen Spielern am Ufer entlang spaziert sein, um persönlichen Aufgaben und Taktik zu besprechen.
Dem Geist begegne man im Hotel auch physisch in Vitrinen mit Erinnerungsstücken, sagt Affentranger: "Wir haben im Park selbst eine Gedenkstele aufgebaut. Die wurde 2019 offiziell noch vom DFB und von Horst Eckel, dem noch letzten damals lebenden Spielen, eingeweiht." Außerdem gibt es einen interaktiven Rundgang durch Spiez zu den Stätten, die mit der WM 1954 zusammenhängen. Den können Besucher auch interaktiv per Smartphone erkunden und Informationen bekommen.
Signiertes Foto im Tresor
Die wertvollste Erinnerung wird nur zu besonderen Anlässen hervorgeholt: "Es ist ein Mannschaftsfoto vom Finale mit der persönlichen Widmung für´s Hotel, vom Sepp Herberger und mit den Unterschriften von allen Spielern. Nachdem wir auch schon sechsstellige Euro-Summe dafür geboten bekommen haben, haben wir es dann aus der Hotel-Lobby abgehängt und im Tresor eingeschlossen."
WM--Nostalgie-Pilger kämen aus allen Altersschichten ins Hotel, erzählt Affentranger - zum Beispiel Großväter mit Enkeln und Enkelinnen - pro Jahr sicher 500 Personen, die eigens deswegen kommen. Daraus wolle das Hotel keinen Profit schlagen: Gäste könnten kostenlos ins Hotel kommen, das Denkmal ansehen und durch den Park schlendern.
Das Hotel ist seit 1954 allerdings umgebaut worden. Die Zimmer der Spieler und Trainer im dritten Stock gibt es nicht mehr. "Dennoch kann man den Ausblick, den damals Fritz Walter, der Chef selbst und die restlichen Spieler genießen konnte, auch heute noch erleben. Und die Erinnerungsstücke aus den Zimmern, wie zum Beispiel Messingtafeln mit den Namen der Spieler und Porträts stellen wir in unseren Vitrinen aus."
"Ort zum Zurückziehen"
Affentranger ist zwar nach 1954 geboren, er verbindet dennoch etwas mit dem Wunder von Bern: "Was mich immer wieder beeindruckt, ist halt, was dieses Ereignis in vielen, vielen Menschen damals in Deutschland ausgelöst hat. Das berührt mich immer wieder sehr, wenn man mit Menschen sprechen kann, die das persönlich erlebt haben."
Auch heute seien die Ansprüche an ein Basislager einer Mannschaft noch die gleichen, glaubt Affentranger: Ein Ort zum Zurückziehen, ohne den Rummel von Fans und Medien, wo eine Mannschaft sich auf sich selbst und den Teamgeist fokussieren könne.