Franz Beckenbauer erklärte sich vor der externen Untersuchungskommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Es wurden keine Stimmen gekauft, um den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft 2006 zu bekommen", teilte der 70-Jährige am Montagabend in einer Stellungnahme mit.
Gleichzeitig räumte Beckenbauer ein Fehlverhalten des Organisationskomitees ein. "Um einen Finanzierungszuschuss der FIFA zu erhalten, wurde auf einen Vorschlag seitens der FIFA-Finanzkommission eingegangen, den die Beteiligten aus heutiger Sicht hätten zurückweisen sollen. Für diesen Fehler trage ich als Präsident des damaligen Organisationskomitees die Verantwortung", so Beckenbauer. Mit dem Vorschlag ist die Überweisung von 6,7 Millionen Euro gemeint, die im Zuge der Recherchen des Nachrichtenmagazins Spiegel bekannt wurde.
Inhalte der Befragung noch nicht bekannt
Beckenbauer führt zudem aus, dass er in München bei einer Befragung durch die externe Untersuchungskommisson des DFB "sämtliche Fragen" beantwortet habe. Die Kommission wird vertreten durch die Wirtschaftskanzlei "Freshfields Bruckhaus Deringer". Genauere Inhalte aus dieser Befragung nannte er nicht, vom DFB gab es zunächst keine Reaktion.
Beckenbauer ist nach Ansicht aller Beteiligten der Einzige, der sämtliche Fragen in dieser Affäre beantworten kann. Er hat zumindest laut Version des DFB 2002 in einem Vier-Augen-Gespräch mit FIFA-Präsident Joseph Blatter jene ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro ausgehandelt, die der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus anschließend für das deutsche WM-OK getätigt hat. Er dürfte deshalb auch wissen, wohin dieses Geld tatsächlich geflossen ist. Abgesehen von einem ersten Statement am 18. Oktober ("Ich habe niemandem Geld zukommen lassen, um Stimmen für die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu akquirieren.") hatte sich Beckenbauer bislang nicht zu dieser Affäre geäußert.
Ex-DFB-Chef Zwanziger will ebenfalls aussagen
Nach Angaben des früheren DFB-Präsidenten und -Schatzmeisters Theo Zwanziger soll Günter Netzer 2012 bei einem Treffen in Zürich gestanden haben, dass jene 6,7 Millionen Euro vor der Vergabe der WM zur Bestechung von vier asiatischen FIFA-Funktionären verwendet worden seien. Netzer arbeitete nach seiner Fußballkarriere im Sportrechtegeschäft und weist den Vorwurf, den auch der Spiegel so formulierte, allerdings zurück.
Aufgrund seiner Einlassungen in der Öffentlichkeit - vor allem im Spiegel - steht Zwanziger innerhalb der Szene Fußballfunktionäre als Buhmann da. Zwanziger sagte im Spiegel: "Es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse in der deutschen WM-Bewerbung gab." Er will nun vor den externen Ermittlern aussagen und ihnen alle Unterlagen präsentieren, die er besitzt. "Weil nur so die Wahrheit auf den Tisch kommen kann, die nun mal zum Schutz meines Mandanten unerlässlich ist", wie sein Anwalt Hans-Jörg Metz bereits am Wochenende in einem Interview von Spiegel Online sagte.
Bei Spiegel TV wehrte sich Zwanziger am Sonntag noch einmal gegen den Vorwurf, mit seinen Aussagen lediglich seinen Intimfeind und Nachfolger Wolfgang Niersbach stürzen zu wollen. "Ich will Herrn Niersbach nicht sein Amt nehmen. Von mir aus kann er da noch 20 Jahre weiter regieren." Ausgangspunkt der gesamten Affäre sei für ihn ohnehin "das richtig verrottete System der FIFA, in das Beckenbauer hineinstolpern musste, um überhaupt eine Chance zu haben, diesen World Cup nach Deutschland zu holen". Niersbach hatte bei einer bemerkenswerten Pressekonferenz zur Affäre eine unglücklich Figur gegeben.
(nch/tzi)