Auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 148 von 180 Staaten. Zur Zeit sind nach Informationen von "Reporter ohne Grenzen" sieben Journalisten in Haft, weil sie ihren Beruf ausübten. Es herrsche ein Klima der Angst und Unsicherheit unter Journalisten, weil die Staatsmacht sie immer wieder willkürlich an ihrer Arbeit hindere. Demonstrative Lockerungen vor der Fußball-WM habe es bislang nicht gegeben – wie vor den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi. Damals hatte der Staat unter anderem die Mitglieder der Punkrock-Band "Pussy Riot" freigelassen. Daran erinnerte die russische Journalistin Olga Petrova, die jetzt in Berlin lebt.
Leere Geste des guten Willens
"Vor den Olympischen Spielen gab es diese Geste des guten Willens. Einige Menschenrechtsaktivisten hoffen, dass das vor der Fußball-WM wieder passiert. Aber es ist nicht mehr viel Zeit, und leider haben sie es bislang nicht getan."
Denkbar wäre zum Beispiel die Freilassung des ukrainischen Filmemacher Oleg Sentsov. Er wurde 2015 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Am 14. Mai ist er in den Hungerstreik getreten. Er fordert die Freilassung von 64 ukrainischen Gefangenen in russischen Gefängnissen.
"Er sagte, dass er das bewusst vor der WM tut. Denn wenn er während der WM stirbt, so hofft er, wird das zu einem Aufschrei von Menschenrechtsaktivsten und Politikern führen. Und er hofft, dass es seinen ukrainischen Kameraden helfen wird, die illegalerweise in Russland gefangen gehalten werden."
Das Außenministerium kontrolliert Journalisten
Einschüchterung sei das Mittel des russischen Staates auch gegen Journalisten, die in Russland offiziell akkreditiert seien, berichtete Ulrike Gruska von "Reporter ohne Grenzen".
"Es ist in diesem Jahr bereits mehrfach passiert, dass Kollegen von deutschen Medien nach Berichten angerufen wurden aus dem Außenministerium, was das für ein Bericht war und warum der so negativ ausgefallen ist. Das trifft meistens die russischen Mitarbeiter, also die Stringer in den Redaktionen."
Sport habe mit Politik zu tun, betonte Ulrike Gruska. Das wolle "Reporter ohne Grenzen" den bei der WM aktiven Sportjournalisten wie auch der Öffentlichkeit insgesamt in Erinnerung rufen.