Die Situation in Katar sei „untragbar“, erzählt der Boss des Weltverbandes Fifa nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Michael Sommer, der auch viel Einfluss auf die internationale Gewerkschaft ITUC hat. Mit der kann es sich Blatter nicht verscherzen, zu eng ist sie an der Arbeitsrealität in Katar. Zudem ist es unpopulär, sich gegen eine Allianz von ITUC und den Menschenrechts-Organisationen Amnesty International und Human Rights Watch zu stemmen, zumal, wenn man wie die Fifa ständig selbst mit Werten wie Erziehung und Fairplay wirbt. Auf der Hand liegt dabei Blatters Heuchelei, es ist das erste Mal, dass er sich so kritisch äußert.
Grundsätzlich aber passt Blatter die globale Kritik am Emirat perfekt ins Macht-Kalkül. Er selbst hat Katar nicht gewählt. Michel Platini aber schon, und der ist sein einziger echter Rivale, wenn 2015 der neue Fifa-Chef gewählt wird. So folgt Blatters Kritik an Katar einer Langzeit-Strategie, die den WM-Ausrichter mürbe machen soll – und damit Platini, der als Katar-Wähler für diese WM steht und dessen Sohn für Katar arbeitet. Bis Ende 2014, hat Blatter verfügt, soll ein Termin für die Katar-WM gefunden werden, zugleich geht seine Ethikkommission Korruptionsvorwürfen gegen das Emirat nach. Es könnte gut sein, dass der Druck auf Katar kurz vor der Fifa-Thronkür so stark wird, dass die Fifa-Ethiker eine Ermittlung gegen Platini einleiten. Für Blatter wäre der Weg in die fünfte Amtszeit dann frei.